Nachdem im Oktober letzten Jahres bereits SWR-Mitarbeiter Ole Skambraks öffentlich Kritik an der einseitigen Corona-Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien geäußert hatte und daraufhin gekündigt wurde, packt nun ein weiterer Mitarbeiter desselben Senders aus. Moderator und Nachrichtensprecher Martin Ruthenberg hat sich via Twitter mit einer Sprachaufzeichnung an die Allgemeinheit gewandt.
Am 10. Januar twitterte er, er sei „fassungslos wütend“ über die Berichterstattung seines Arbeitgebers und verlinkte mehrere Dokumente bei magentacloud, die hier zu finden sind. Neben einem Videolink sind dort die rund 15-minütige Sprachnachricht sowie ein Offener Brief an den SWR hinterlegt.
Auch Ruthenberg kritisiert einseitige Berichterstattung
Ruthenberg ist laut eigener Aussage schon seit Ende Oktober krankgeschrieben, nachdem sein Kollege Skambraks gekündigt wurde. In seinem Offenen Brief an die Geschäftsleitung des Senders vom 1. November 2021 bestätigt Ruthenberg Skambraks Kritikpunkte, kritisiert die Kündigung seines Kollegen durch den Sender scharf und führt aus:
Seit nun mehr als anderthalb Jahren mache ich beim Lesen der Nachrichten für SWR2 und SWRAktuell einen geistigen Spagat zwischen meiner persönlichen Wahrnehmung und den Inhalten, die ich als Sprecher nicht verantworte. Dabei ist es für mich immer außer Frage gestanden, dass ich dem SWR und meinen Kolleginnen und Kollegen gegenüber loyal sein möchte. Gleichzeitig ist es mir sehr schwer gefallen, täglich wiederkehrend aktuelle TodesZahlen zu verlesen; so nackt und ohne BezugsGröße verkündet, geht ihr InformationsGehalt gegen Null. Die bedauerliche Anzahl der Toten verbreitet vor allem Angst. Schwerer wiegt allerdings das, was nicht gesagt wird, denn dies ist ja das eigentlich Interessante und Wichtige. Damit meine ich StandPunkte, die von der MehrheitsMeinung abweichen. Minderheiten hatten es noch nie leicht, zu Wort zu kommen. Seit Beginn der Krise beobachte ich eine verstärkte Tendenz, deren Meinungen – im besten Fall – zu ignorieren. Auch sind mir immer wieder reflexhafte AbwehrReaktionen aufgefallen, SchutzMechanismen, die völlig natürlich sind, wenn wir Angst haben. Gleichzeitig ist Angst der mächtigste Hebel, um Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie nicht tun würden, so lange sie sich frei und sicher fühlen. Dass wiederum andere diesen Hebel für ihre Interessen missbrauchen können, liegt auf der Hand. Dies geschieht umso häufiger, je mehr Menschen in Angst leben. Zwangsläufig wird es in einer solchen Krise mehr ManipulationsVersuche geben, die auch mit einer Umverteilung von Macht einhergehen. Es ist also mehr Wachsamkeit geboten als sonst, nicht zuletzt auf der Seite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch deshalb müsste es in so einer Situation mehr MeinungsVielfalt geben als sonst und die GrundRechte müssten noch sorgsamer geschützt werden.
Quelle
In meiner Wahrnehmung ist das Gegenteil der Fall. Ein öffentlicher Diskurs, der diese Bezeichnung verdient, ist für mich nicht mehr erkennbar.
In seiner Sprachnachricht vom 9. Januar dreht Ruthenberg das Argument des SWR, Skambraks hätte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber durch seinen Offenen Brief zerstört, um: Der SWR habe durch sein Agieren auch bei Ruthenberg jedes Vertrauensverhältnis zerstört.
Demonstranten wurden als „Spalter“ bezeichnet
Anlass für die Aufzeichnung ist allerdings die jüngste Berichterstattung über eine Demonstration kritischer Bürger in Freiburg gewesen. In einem SWR-Beitrag wurden die Demonstranten als „Spalter“ bezeichnet: Ruthenberg zeigt sich darüber entsetzt. Er selbst habe an dieser Demo teilgenommen. Niemand dort habe „spalten“ wollen. „Das waren alles sehr friedliche, sehr liebevolle Menschen“, konstatiert er.
Was hier geschieht, ist in Ruthenbergs Augen keinesfalls eine Ausnahmeerscheinung, sondern vielmehr die Regel geworden. Er selbst sei etwas über 60 Jahre alt. Wäre er jünger, so hätte ihn diese Erfahrung wahrscheinlich radikalisiert, sagt er.
Im Hinblick auf die Corona-Krise stellt er fest:
Als das mit Corona losging, war mir sofort klar, dass Corona, diese Krankheit, wiederum nur das Symptom dafür ist, dass mit diesem Planeten was nicht stimmt und dass es im Kern, was uns Menschen betrifft, um das Thema Angst geht.
Er führt aus, welche Reaktionen Angst auslösen kann und erläutert, dass das Demonstrieren als eine konstruktive Lenkung von Wut einzuordnen sei. Demonstranten sei es gelungen, ihre Wut in konstruktiver Weise zu integrieren. Das unterscheide sie möglicherweise von vielen anderen in der Gesellschaft: Den Berichterstattern bzw. namentlich dem Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn, der im SWR-Beitrag zu Wort kam, attestiert er dagegen einen Angriffsmodus, der in der heutigen Gesellschaft eigentlich keinen Platz mehr hat.
Lenkung der öffentlichen Meinung
Der Demo-Beitrag des SWR verdeutlicht laut Ruthenberg, wie Medien und Politiker seit Beginn der Krise funktionieren. Er vertritt die Ansicht, dass vieles dafür spreche, dass international agierende Netzwerke sogenannter „Spin-Doktoren“ involviert seien, die sehr genau wüssten, wie sie die öffentliche Meinung lenken können. Begriffe wie „Corona-Leugner“ enttarnt Ruthenberg als Kampfbegriffe, die durch die Medien salonfähig gemacht wurden. Er selbst habe in zwei Jahren niemanden kennengelernt, der Corona leugnen würde.
Ruthenberg sei zu der Überzeugung gelangt, dass, auch wenn Menschen an Corona gestorben sind, das Virus nicht so gefährlich sei, wie es den Anschein hätte. Er hebt hervor, dass er selbst durch seinen Vater, seines Zeichens Mathematiker und Physiker, gelernt habe, was wissenschaftlicher Diskurs bedeutet. Und ein solcher Diskurs werde auch zu Corona faktisch nach wie vor geführt – wenn auch nicht in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Im Hinblick darauf, dass Fakten von Fake News unterschieden werden müssen, hält er unmissverständlich fest: Fake News gibt es nicht nur im Internet. Es gibt sie auch in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Die Sprachnachricht von Martin Ruthenberg kann hier angehört werden.