Spätestens seit der Amtseinführung Joe Bidens nehmen die Spannungen zwischen China und Taiwan wieder zu. Wie bei anderen Konfliktherden scheint es, dass man herausfinden will, ob und wie die USA überhaupt reaktionsfähig sind. China selbst erachtet Taiwan als „abtrünnige Provinz“ die aber nach wie vor zum Staatsgebiet gehört. Taiwan hingegen schwört, sich erbittert zu verteidigen.
Im Gegenzug zu den Spannungen in der Ukraine, die in deutschsprachigen Medien nur am Rande gewürdigt werden, gibt es zum Konflikt im südchinesischen Raum regelmäßige Berichterstattung. Natürlich ist in den globalistischen Medien auch hier sofort nach Schwarzweiß-Modell klar aufgeteilt, wer gut (Taiwan, USA) und wer böse ist (China).
USA wollten nie Wiedervereinigung zwischen Taiwan und China
Das Inselreich Taiwan liegt südlich von China und hat etwa 23,6 Millionen Einwohner. Die Nation ist das einzige Überbleibsel Chinas aus der Vorkommunistischen Zeit. Während am Festland die chinesische Revolution stattfand, blieb Taiwan von 1949 bis 1971 unter einer „nationalchinesischen“ Einheitsregierung, die jegliche Opposition aus Angst vor einer kommunistischen Übernahme unterdrückte. 1987 wurde der Ausnahmezustand beendet und eine Demokratie eingeführt. Dies führte auch zur Gründung eines Wiedervereinigungsrates, der ab 1990 Gespräche und Überlegungen hinsichtlich einer Wiedervereinigung mit China durchführte. Vor allem auf Druck der USA wurde dieser im Jahr 2006 aufgelöst. Seither steigern sich die Spannungen stetig.
Gewaltiger US-Militäraufmarsch in den Meeren um China
Je mehr die USA mit Taiwan paktieren und ihre Beziehungen vertiefen, desto irritierter wird China. Die Weltmacht sieht die amerikanischen Aktivitäten quasi „direkt vor der Haustüre“ als Bedrohung. Immer wieder werden Schiffe und Flugzeuge entsandt um die militärische Macht Chinas zu demonstrieren. Auf der anderen Seite zeigt die USA eine starke Militärpräsenz in der Region. Auf der Seite usni.org kann man die aktuelle Position der US-Flottenverbände sehen. Die Theodore Roosevelt CSG (Carrier Strike Group = Flugzeugträger Kampfverband) und die Makin Island ARG (Amphibious Ready Group = Amphibische Bereitschaftseinheit) befinden sich momentan im südchinesischen Meer. Hinzu kommen die America ESG (Expedition Strike Group = Expeditionsstreitkräfte) und die Ronald Reagan CSG die um Japan Stellung bezogen haben. Die aktuelle Zusammenballung amerikanischer Truppen außerhalb chinesischer Gewässer ist gewaltig.
Taiwan sei bereit, Krieg zu führen
Nach der aktuellen Luftraumverletzung über Taiwan durch Chinesische Drohnen und Kampfflugzeuge erklärte der taiwanesische Außenminister Joseph Wu, sein Land wäre bereit dazu, Krieg zu führen. Dies berichtete unter anderem die internationale Nachrichtenagentur Reuters. Am 7. April waren 15 chinesische Flugzeuge, 12 davon Kampfjets, in den taiwanesischen Luftraum eingedrungen. Laut China war das Manöver Teil einer Militärübung eines Flugzeugträgerverbandes in der Region. Taiwan ließ eigene Flugzeuge aufsteigen um die „Eindringlinge“ zu vertreiben. Der US-Zerstörer USS John S. McCain befand sich ebenfalls in der unmittelbaren Umgebung. Das Schiff verfügt über 90 Startanlagen für Lenkraketen.
USA sicherten ihre Unterstützung zu
Ned Price, Sprecher des U.S. State Department, äußerte große Sorge über die aktuelle Entwicklung. China würde ein Muster an Drohgebärden speziell gegen Taiwan zeigen. Dabei wurde auf bestehende Verträge mit Taiwan verwiesen, man würde dem Partnergegenüber jeder Bedrohung beistehen. Der Kommandant der US Pazifikflotte, Admiral John Aquilino, äußerte die Meinung, dass China bereits jetzt die militärischen Fähigkeiten besitzen könnte, um eine Invasion Taiwans zu starten. Spätestens wäre im Jahr 2045 damit zu rechnen, seiner Meinung nach liege der Zeitpunkt aber näher als die meisten sich vorstellen könnten. Die Wiedereingliederung Taiwans ist in China jedenfalls Staatsdoktrin – seit Jahren wird offiziell über eine militärische Option dafür spekuliert.
Viele Fronten für die USA
Ob die USA wirklich die militärische Stärke haben, gleichzeitig in der Ukraine-Krise als auch in der Krise im Südchinesischen Meer zu bestehen liegt in einer Zukunft, die sich die meisten Menschen nicht wünschen. Strategisch klar ist auch, dass im Falle einer Auseinandersetzung hier wie dort auch die andere Supermacht ihre Schritte setzen würde um ihre jeweiligen Interessen zu wahren.