Seit der Gründung des Negativ-Preises „Goldenes Brett“ entstand in Teilen der Öffentlichkeit der Eindruck, es handle sich um einen Haus- und Hof Event der linkstendenziösen Tageszeitung „derStandard“. Offiziell soll der Preis seit 2011 jährlich von den „Wiener Skeptikern“ vergeben werden. Dies geht aus der Homepage nicht hervor, einen solchen Verein gibt es nicht. Vielmehr wird auf Herrn Michael Horak verwiesen, der sich wiederum im Standard und anderen einschlägigen Medien als „Biomediziner“ bezeichnen lässt.
Die Suche nach den Verantwortlichen für den Schmähpreis, zu dem 2023 die Nominierung des verstorbenen Clemens Arvay zugelassen wurde, erweist sich als schwierig. In der Wikipedia, wo der Event sogar eine umfangreiche eigene Seite hat, wird „GWUP Wien“ bzw. „Gesellschaft für kritisches Denken“ als Träger definiert. DerStandard, welcher den Event alljährlich mit intensiver Vor- und Nachberichterstattung unterstützt, behauptet die „Wiener Skeptikerinnen und Skeptikern“ als Veranstalter. Report24 erklärte im letzten Artikel zum Thema, „Widerlich: DerStandard lässt Nominierung von Clemens Arvay zu Spottpreis “Goldenes Brett” zu„, irrtümlich den Standard selbst als Veranstalter – das ist unrichtig.
Richtig ist, dass sich der Ankündigungs-Artikel dort wie eine einzige Werbebotschaft liest und auch gleich eine lange Liste an Nominierungsvorschlägen präsentiert. Richtig ist auch, dass mehrere Report24-Leser die Standard-Redaktion selbst für diesen Preis nominiert haben. Keine dieser Nominierungen wurden angenommen, obwohl sie teilweise gut begründet waren (die Texte liegen der Redaktion vor). Die Angaben zu den Verantwortlichen decken sich jedenfalls nicht mit dem Impressum der Homepage des Events, wo ausschließlich ein Herr Michael Horak als Einzelperson angegeben wird. Es stellt sich also die Frage: Weshalb ist es ein so undurchsichtiges Gewurstel, wer hinter dem Preis steht, welcher als politische Waffe gegen Andersdenkende verwendet wird?
Offizieller Verantwortlicher hat in keinem genannten Verein eine Funktion
Eine „GWUP“ gibt es im österreichischen Vereinsregister genauso wenig wie „Wiener Skeptikerinnen und Skeptiker“. Tatsächlich gibt es eine „Gesellschaft für kritisches Denken“ unter der Führung von Univ. Prof. Mag. Dr. Dr. Ulrich Berger. Eine Presseanfrage von Report24 versucht zu klären, ob dieser honorige Herr etwas mit der Veranstaltung zu tun hat. Michael Horak scheint jedenfalls in diesem Verein keine offizielle Funktion zu haben. Eine solche hat er auch nicht in Deutschland bei der GWUP e.V. (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.), die sich durch die Formulierung „Wir sind zurück“ auf ihrer eigenen Homepage wiederum als Träger ausweist.
Dieser Verein ist als eine Art Dachverband zu verstehen, in dem die Wiener Skeptiker organisiert sein wollen. Interessant ist der Umstand, dass man sich in Deutschland relativ neutral präsentiert – in Österreich ließ man hingegen im Standard verlautbaren: „Mit Bildung gegen Lichtgestalten und Untermenschen – Kritisches Denken soll wissenschaftlichen Unfug und rechtsradikale Tendenzen entlarven„. Im Zweifel muss man hier wohl einen „journalistischen“ Kunstgriff zugestehen, ansonsten wäre der Titel „Gegen Untermenschen“ schon etwas harter Tobak.
Ein Geflecht aus diversen Vereinsnamen
Über die Presseagentur APA hat die Gesellschaft für kritisches Denken seit ihrem Bestehen ganze vier Presseaussendungen veröffentlicht. Als verantwortlich zeichnete 2013 und 2018 eine Frau Dr. Krista Federspiel, ehemalige Journalistin, die unter anderem im Standard publizierte. Promoviert hat sie in „Volkskunde“, tätig war sie als „Medizinjournalistin“. Bis heute soll sie in der Gesellschaft für Kritisches Denken aktiv sein. Laut aktuellem Vereinsregisterauszug hat jedenfalls auch sie dort keine offizielle Funktion.
Mit noch ein wenig mehr Suchaufwand findet man endlich die Homepage der Wiener Skeptiker, auch dort wird für die Veranstaltung ordentlich die Werbetrommel gerührt. Verantwortlich ist hier laut Impressum wieder die tatsächlich existierende, oben genannte Gesellschaft für kritisches Denken (GWUP Wien). Insgesamt hat Report24 drei Presseanfragen verschickt, um zu klären, wer nun die Verantwortung für den Event übernimmt und wer den teuren Galaabend bezahlt. Die Erlöse aus den Ticketverkäufen dürften die Unkosten nämlich kaum aufwiegen. Besonders spannend: Bei OETICKET ist weder Horak noch irgendein existierender oder erfundener Verein der Veranstalter, sondern die Stadtsaal Wien HFAH Innenhof Theater GesmbH, Mariahilfer Straße 81, 1060 Wien, Österreich.
Wer ist der „Biomediziner“ oder „Biologe“ Michael Horak?
Wer aber ist Herr Michael Horak? Dieser wird häufig in Medien wie eben „DerStandard“ zitiert. Dort findet man ihn beispielsweise als „Blogger und Aktivisten“ im Jahr 2016, wo er im Wahlkampf eine Domain für sich reservierte, welche vielleicht auch die ÖVP begehrt hätte. Etwas früher, 2011, war er für den Standard noch „Biologe“. Im bereits oben verlinkten Artikel, wo man im Standard „gegen Untermenschen“ wettert, predigt Horak „Bildung, Bildung, Bildung“. Dort lässt er sich als „Biomediziner“ vorstellen. Auch im ORF wird er im Jahr 2020 als „Biomediziner“ bezeichnet. In „The Gap“ wird ausgeführt, dass der Biomediziner Horak viel im Labor stehe: „Er zeigt, dass es möglich ist, zu einer wesentlichen Schaltstelle für politische Kommunikation zu werden, wenn viel Engagement auf Vernetzungswillen trifft.“
Report24 gelang es bislang nicht, einen Nachweis zu finden, dass Herr Horak über einen Abschluss in Medizin oder Biomedizin verfügt. Letzteres lässt sich in Wien an der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Bachelor erwerben. Hinweise auf einen „Michael Horak, Bakk.“ finden sich im Internet aber genauso wenig. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Horak seit 2013 an seinem Biomedizin-Bachelor arbeitet, ob man sich dann öffentlich als Biomediziner bezeichnen kann, sollte hinterfragt werden. Auf seinem Mastodon-Account erklärt er aktuell, er verfüge über einen „background in chemistry/informatics & biomedicine“. Ein Experte für eh alles?
Horak ist nach eigener Definition Social Media Leiter bei Wien Energie
Tatsächlich ist Horak Social Media Leiter bei Wien Energie, ein akademischer Titel oder Abschluss ist auch dort nicht zu finden. Wien Energie hat dies inzwischen gegenüber Report24 bestätigt und führt weiter aus, dass „Social Media Leiter“ nicht der Position eines Abteilungsleiters, also eines mittleren Managers entspricht. Man legt Wert auf die Feststellung, dass Vereinstätigkeiten Privatsache sind und Dienst- und Freizeit der Mitarbeiter von Wien Energie entsprechend abgegrenzt werden müssen. Wien Energie steht in keinem Zusammenhang mit dem „Goldenen Brett“ und fördert oder sponsert dieses auch nicht.
Zwischendurch hat Horak ein Video veröffentlicht, wo er sich als Biomediziner und Elektromedizintechniker bezeichnet. Nachdem er auf Twitter schon einmal davon sprach, an einer HTL einen Biologielehrer gehabt zu haben, ist das vielleicht des Rätsels Lösung, wie es zu den vielfältigen Titeln kommt. Interessant ist, dass ein Artikel aus 2013, APA Science, als Titel oder auch Copyrighthinweis unter dem Foto nur „Priv. Michael Horak“ führt. Darin stellte er die damalige Ausgabe des „Goldenen Brett vorm Kopf“ vor. Mit welcher Kompetenz Horak sich anmaßt, Jahr für Jahr einen Schmähpreis gegen Professoren, Doktoren, Magister, MSC, Bakk. oder sonstige Akademiker mit Abschlüssen und Ehren verleihen zu dürfen, hat seit 2011 niemand hinterfragt – und das ist ein Sittenbild der österreichischen Medienlandschaft.
Fragliche akademische Kompetenz
Aktuell gab Horak auf Vorarlberg Online ein Interview. In dem 12 Minuten langen Video kann man sich hinsichtlich seiner Sachkompetenz ein Bild machen. Auch dort wurde nicht nachgefragt, über welche akademische Kompetenz Horak eigentlich verfügt. Es zahlt sich wirklich aus, kurz in dieses Video hineinzusehen – und individuell die Fragestellung zu beantworten: Geht es um Hetze gegen Andersdenkende oder um Wissenschaft(lichkeit)? Ob sich jemand, der keinen geraden Satz ohne …äh… und …ah… herausbringt und nach Worten ringend beispielsweise statt TV-Moderator „Moderationsperson“ sagt, als legitimer Kritiker von Prof. Sucharit Bhakdi und anderen wissenschaftlichen Größen präsentieren darf, ist hier klar ersichtlich die Frage. Ob sich diese mutmaßliche politische Agitation mit der Tätigkeit für Wien Energie vereinbaren lässt? Das geht in einem Land der vielfältigen Verflechtungen wie Österreich vermutlich klar.
Zitat:
Aber – ahm – die letzten – ahm – Gewinner kamen schon damals aus dem Bereich Corona-Verschwörungsmythen und so weiter, wo einerseits der Herr Bhakdi gewonnen hat – ahm – beziehungsweise davor schon auch die ganzen – aah – Coronademoorganisatoren, die ja eher mehr so im Reichsbürger oder Staats – ahm – ah – Leugner – ah – ahm – ja – Umfeld zuzuordnen sind.
Michael Horak, Mastermind hinter dem „Goldenen Brett vorm Kopf“ im Interview mit Vol.at
Weiterhin maßt sich Horak an, über Menschen zu urteilen, die nicht im Bereich Klimawissenschaften tätig sind, aber dennoch dazu eine Meinung äußern. Hier erwähnt er „die Frau Guérot „. Dabei darf angemerkt werden, dass erworbene Titel in Österreich ein Namensbestandteil sind und seine Weigerung, diese Titel zu nennen, tief blicken lässt. In jedem Fall stellt sich aber die Frage, wie Herr Horak, der definitiv keine akademische Vorbildung im Bereich „Klima“ hat, sich anmaßen kann, Prof. Dr. Ulrike Guérot herablassend „Frau Guérot“ zu betiteln und ihr die Kompetenz abzusprechen.
Übrigens ist Horak unseres bisherigen Kenntnisstandes nach auch die einzige Person, welche auf Zuschriften an die im Impressum des Goldenen Bretts angegebene Mailadresse reagiert: [email protected]. Wir hoffen, dass unsere Presseanfragen an den deutschen und den österreichischen Verein klären, wer letztendlich die Verantwortung für die Veranstaltung übernimmt.