Der Beruf des Journalisten ist eigentlich etwas für neugierige Menschen. Es ist eine Jagd nach Begebenheiten, die man unbedingt berichten will – eine Suche nach der besten Geschichte, die man exklusiv recherchiert hat und damit sich selbst und dem eigenen Medium Anerkennung und Reichweite verschafft. Im durch und durch korrupten Österreich ist das anders. Denn Medien werden nicht nach Erfolg und Relevanz bezahlt, sondern dafür, um wegzusehen, nicht zu berichten oder Geschehnisse umzudeuten und die Bevölkerung im Sinne der „Eliten“ umzuerziehen. Das Geld kommt auch nicht von interessierten Lesern, die man begeistern musste, sondern wird aus erpresstem Steuergeld umverteilt.
Ein Kommentar von Willi Huber
Gestern, Samstag, wurde am Nachmittag durch eine exklusive Recherche der Presse bekannt, dass es wohl neue Ermittlungen, zumindest aber schwerwiegende Vorwürfe gegen Noch-Kanzler Sebastian Kurz gibt. Wir haben nicht ein einziges Medium gefunden, das in Folge darüber berichtet hätte (mit Ausnahme von Report24). Vor nicht allzu langer Zeit deckte Profil auf, dass bereits eine relative Mehrheit der Österreicher für einen Rücktritt von Kurz ist, sollte dieser angeklagt werden. Während viele deutsche Leitmedien die Geschichte aufgriffen, herrschte in Österreich ohrenbetäubendes Schweigen im Blätterwald (außer bei Report24).
An der Korruption scheint einen Politiker weniger die Sache als solche als vielmehr deren Aufklärung durch die Medien zu stören.“
Markus M. Ronner
Die Hand der Regierung verfüttert geraubtes Geld
Wie kann das sein, wie kann man sich solche Top-Stories entgehen lassen? Die Antwort ist einfach. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert. Und die Regierung füttert sehr gut. Anstelle sich am freien Markt mit der besten Geschichte um die Gunst der Leser zu raufen, muss man als Mainstream-Medium aktuell nur nach dem Stöckchen der Regierenden springen. Dann gibt es neben der ohnehin schon unsinnigen Presseförderung noch Corona-Sonderförderung und Regierungsinserate in unglaublichen Dimensionen. Bis zum Ende der Legislaturperiode hat man sich erfrecht, 180 Millionen Euro für Regierungspropaganda aus dem Steuertopf zu entnehmen. Wohlgemerkt, alle Österreicher werden mit Staatsgewalt dazu erpresst, ihr hart erarbeitetes Geld abzuliefern, damit es die Regierung zur Eigenwerbung verschleudern kann. Früher baute sich ein Feudalherr oder ein Kirchenfürst aus den geraubten Geldern einen Palast. Inseriert wird natürlich nicht nur von der Regierung sondern auch von staatsnahen Unternehmen die von Politikern kontrolliert werden sowie von Landesregierungen und Gemeinden. Da rollt der Rubel!
Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen – und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.
Kurt Tucholsky
Seit 1990 laufen dem Mainstream die Konsumenten davon
In den Redaktionen setzen sich in Tagen wie diesen nicht die frechsten, findigsten, klügsten und hartnäckigsten Menschen als Top-Journalisten durch. Nein, diese sind geknebelt, quasi zum Systemerhalterdienst verdammt. Momentan stehen die Schleimer und Kriecher hoch im Kurs, die genau erraten, was die Obrigkeit gerne hören will und was nicht. Dieser Trend ist allerdings nicht neu. Er wird seit spätestens dem Jahr 1990 beschrieben, als die Leser in Massen begannen, ihre Zeitungsabos zu kündigen. Es geht Hand in Hand mit der gut erforschten Tatsache, dass nahezu alle Medien von Linken bis Linksradikalen Mitarbeiter überflutet wurden. Einem seriösen Zeitungsherausgeber müsste der kalte Angstschweiß ausbrechen, wenn er die Zahlen sieht. Dass dies nicht der Fall ist, liegt ausnahmslos daran, dass der Auflagenrückgang und der damit verursachte Einnahmenausfall aus Steuergeldern kompensiert werden. Man buhlt nicht mehr um das Interesse der Leser sondern um die Gunst der Mächtigen.
Manche Journalisten scheinen ihre Aufgabe darin zu erblicken, anderen zu erklären, was sie selber nicht verstehen.
Markus M. Ronner
Starker Leserschwund in Deutschland und Österreich
Nachfolgende Statistik zeigt den Rückgang der verkauften Auflage von 2009 bis 2019, Quelle Statistik Austria. Steigerungen sind nur in Einzelfall festzustellen. Auch die Kronenzeitung verlor massiv. Sinnvolle Daten für das Jahr 2020 scheinen noch nicht verfügbar zu sein, viele Medien verzichteten auf Auflagenberichte, weil 2020 ja so ein schreckliches Katastrophen- und Seuchenjahr wahr. Vermutlich gelten für Corona-Jahre andere mathematische Regeln, wer weiß das schon. Oder man will Auflagenrückgänge nicht mit der gestiegenen Förderung gegenüberstellen.
Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.
Agate Christie
Ähnlich wenn nicht noch verheerender stellt sich das Bild in Deutschland dar:
Und so kommt es, dass eine Regierung wiederholt und vorsätzlich Recht und Gesetz missachten kann, dass man die Verfassung brechen und auf die Menschenrechte pfeifen kann. Denn die Medien berichten, wenn überhaupt, dann häufig streichelweich. Auch wenn mittlerweile gegen ein gutes Dutzend Politiker aus der ersten Reihe ermittelt wird – recht lange halten sich solche Nachrichten nicht auf den Titelseiten, falls sie dort überhaupt jemals aufschlagen. Über die Regierung Kurz wird nur so viel berichtet, wie man muss – aber nie so viel, dass man bei ihr in Ungnade fallen kann. Besonders kompliziert ist der Spagat, der Seiltanz, wenn man über die Grünen berichtet, die so ziemlich jedes Wahlversprechen gebrochen, so ziemlich jedes Grundprinzip vergessen haben, das zuvor mit großer Ernsthaftigkeit gepredigt wurde. Die Mehrheit der Mainstream-Journalisten hängen dem Grünen oder sozialistischen Lager an. Untaten aus dieser Richtung wurden immer schon mit Vorliebe unter den Teppich gekehrt. Als glühender Grüner in einer Redaktionsstube zu sitzen und zu sehen, wie seine fanatisch verehrte Partei sich vor Kanzler Kurz verbiegt muss körperliche Schmerzen verursachen. Darüber berichtet wird natürlich nicht.
Hat der Journalist erst einmal den Idealismus und die Wahrheitsliebe verloren, bieten sich ihm tolle Karrieren in den Public-Relations.
Gerhard Kocher
Wo aber sind die hungrigen Jäger unter den Journalisten?
Die Hungrigen, die Jäger unter den Journalisten finden sich mittlerweile häufig bei alternativen Medien. Dort arbeiten sie oft ohne Bezahlung oder für einen Bruchteil ihres Wertes. Das liegt auch daran, dass alternative Medien nur einen Bruchteil des Budgets haben, welches dem Mainstream von der öffentlichen Hand in den Rachen geschoben wird. Wer ohne finanzielle Hintergedanken schreibt, hat niemanden zu fürchten außer sich selbst. Will er eine breite Leserschaft erreichen, ist er gut beraten, bei der Wahrheit zu bleiben und dies auch zu belegen. Der Idealismus führt aber leider auch oft dazu, dass gute freie Journalisten nicht lange durchhalten. Viele von ihnen stumpfen ab – oder wechseln den Beruf. Manche Journalisten scheinen aber auch in der Pension „Sünden“ aus ihrer Berufszeit wieder gut machen zu wollen. In der Pension beteiligen sie sich an freien Medienprojekten und können endlich das schreiben, was sie ihr Leben lang wollten.
Der Reporter hat keine Tendenz, hat nichts zu rechtfertigen und hat keinen Standpunkt. Er hat unbefangen Zeuge zu sein und unbefangene Zeugenschaft zu liefern.“
Egon Erwin Kisch
Es geht um nicht weniger als um die Wahrheit
Ein guter Journalist ist nur und ausschließlich der Wahrheit verpflichtet. Er ist wie ein Spürhund, der nicht aufhört sein Ziel zu verfolgen, sobald er erst einmal Witterung aufgenommen hat. Er wird jeden Winkel durchstöbern, um das zu finden, das es zu finden gibt. Dabei möchte ich freien Medien keinen Blankoscheck ausstellen. Manchmal bauscht man auf, macht aus Mücken Elefanten, biegt sich Dinge zurecht um Klicks und Aufmerksamkeit zu erhaschen. Es sind schwache Schreiber und schwache Herausgeber, die sich solcher Mittel bedienen müssen. Manchmal schadet dies der Aufklärung, denn wenn man sich schlechte Quellen bedient oder das Prinzip des Überprüfens, des „Re-Checks“ außer acht lässt, produziert man in Eifer und Eile vielleicht wirklich Fake-News. Das wird vom publizistischen Gegner, dem Mainstream, genüsslich ausgenutzt – und vom Leser nie vergessen. Es muss daher das oberste Gebot sein, sauber zu arbeiten und auch aus seiner eigenen „Blase“ herauszukommen, was vorgefertigte Meinungen und Ideologien betrifft. Ich denke nicht, dass vollständig objektiver Journalismus möglich ist, so lange Menschen die Berichterstattung betreiben – doch es ist ein schönes und edles Ideal, nach dem man stets sein Handeln ausrichten kann.
Die Presse mag ausschweifend sein. Aber sie ist das moralischste Werkzeug der Welt von heute. Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz.
Joseph Pulitzer