Israelische Firma „Team Jorge“ soll durch digitale Manipulation weltweit Wahlen beeinflussen

Bild: freepik / alexvolot

Das Rechercheteam, das hinter der Nachricht steht, ist mit Vorsicht zu genießen. Es handelt sich um auch in George Soros‘ Project Syndicate zusammengeschlossene Medienhäuser wie Guardian, Le Monde und Standard. Dennoch wiegen die Vorwürfe schwer. Eine israelische Firma, spezialisiert auf Manipulation durch Hacking, Fake-Konten, Desinformation, Verbreitung gestohlener Informationen oder auch Lügen, soll bereits aktiv in 33 Wahlen eingegriffen und 27 davon für ihre Kunden gewonnen haben.

DerStandard berichtete am 15. Februar in Österreich exklusiv über die Ergebnisse der Recherchen. Die Vorwürfe haben es in sich. Ein geheim agierendes Unternehmen namens „Team Jorge“ soll weltweit Wahlen manipulieren. Dies wird durch einen Mix aus legalen, halblegalen und illegalen Methoden ermöglicht. Zunächst wird offenbar Information gewonnen – auch durch das Eindringen in fremde Computersysteme durch Hacking. Sollten damit nicht genügend nützliche Daten gewonnen werden, versteht man sich auf Fake-News, Lügen und Desinformation.

Zur Verbreitung der gewünschten Botschaft bedient man sich riesiger „Botnetze“ in sozialen Medien, die angeblich so gut programmiert sind, dass die Betreiberfirmen die Fakeaccounts nicht identifizieren können. Die Rede ist von über 30.000 glaubwürdigen Konten, die offenbar von echten Menschen nicht auseinanderzuhalten sind.

Die Berichte erinnern an einen Sachverhalt, den der Autor dieser Zeilen vor etwa 10 Jahren in Österreich selbst recherchiert hat. Im Umfeld der SPÖ wurden Netzwerke „seltsamer Konten“ gefunden, die scheinbar „natürlich“ kommunizierten – auch untereinander. Aufgefallen waren sie, weil sie an Orten und in einer Zahl auftauchten, die nicht plausibel war. Verfolgte man die Personen und versuchte sie im echten Leben aufzufinden, staunte man nicht schlecht: Oft wurden die Namen realer Personen für Konten verwendet, die davon gar nichts wussten. Denn damals wie heute gab es viele Menschen, die kein Interesse daran haben, sich in sozialen Medien zu engagieren. Solche Personen sind offenbar für diese Firmen ein gefundenes Fressen, um Tarnidentitäten zu kreieren, die täuschend echt wirken und sogar in Telefonbüchern oder anderen Adressverzeichnissen zu verifizieren sind. Mein eigenes Rechercheteam dachte damals, dass es sich um eine Betrugsmasche von Facebook selbst handeln könnte, um mehr Werbeeinnahmen zu lukrieren. Mit den jetzt veröffentlichten Erkenntnissen stellt sich die Sache anders dar.

Laut Standard recherchierten Journalisten von „The Marker“, „Haaretz“ und „Radio France“ sechs Monate lang und gaben sich gegenüber Team Jorge als potenzielle Käufer aus. So wollen sie tiefe Einblicke in die Möglichkeiten und das Geschäftsgebaren der Firma erlangt haben.

Außergewöhnlich ist im Fall des Team Jorge, dass die Truppe alle erdenklichen Formen von Manipulation und Meinungsbeeinflussung im Netz anbietet. Dazu gehören neben Fake-News-Kampagnen auch Hacking-Angriffe, Finanzrecherchen über Gegner, gezielte Schmutzkampagnen und das Verbreiten gestohlener Informationen.

DerStandard, 15.2.2023

Chef der Firma soll demnach der Ex-Soldat Tal Hanan sein, der aus einer israelischen Kleinstadt namens Modi’in nahe Tel Aviv operiert. Sein Tarnname: „Jorge“. Auf Presseanfrage stritt er jegliche illegalen Tätigkeiten ab.

Zu den Prinzipien der Firma zählt eigentlich, niemals die Interessen der Länder USA, Russland und Israel zu verletzen. Ansonsten könne man mit einem Team aus ehemaligen Geheimagenten, Soldaten und Spezialeinheiten ziemlich viel erreichen. Angeblich wurden dennoch zwei Großoperationen in den USA durchgeführt. Die Tätigkeit soll man bereits 1999 aufgenommen haben. Laut „Guardian“ soll auch mit der umstrittenen Firma „Cambridge Analytica“ eine Zusammenarbeit stattgefunden haben. Diese stand im Mittelpunkt von Manipulationsskandalen auf Basis von Facebook-Konten und musste letztendlich schließen.

Nachgewiesen sollen Manipulationen des Team Jorge vor allem in Afrika sein, hier werden Kenia und Nigeria erwähnt. Wie so oft zahlt sich aus, Nachrichten nicht nur in heimischen Medienhäusern, sondern möglichst nahe der Quelle zu lesen – hier eben im Guardian (zweiter Artikel, ebendort). Dort erfährt man viel mehr – so dass der Team Jorge Chef selbst Ziel eines Angriffs mit versteckten Kameras wurde. In Österreich wäre eine solche Vorgangsweise vom journalistischen Kodex verboten – ist aber in der Praxis die einzige Chance, um die schmutzigen Machenschaften größerer Akteure aufzudecken.

Beunruhigend sind die Fähigkeiten, Telegram Konten zu hacken und für eigene Zwecke zu nutzen.

„Ich weiß, dass Telegram in einigen Ländern sicher ist. Ich werde Ihnen zeigen, wie sicher es ist“, sagte er, bevor er einen Bildschirm zeigte, auf dem er scheinbar durch die Telegram-Kontakte eines kenianischen Strategen scrollte. (…) Hanan demonstrierte dann, wie der Zugriff auf Telegram manipuliert werden konnte, um Unheil zu säen. (…) „Ich schaue nicht nur zu“, prahlte Hanan, bevor er erklärte, wie die Manipulation der Messaging-App zum Senden von Nachrichten dazu verwendet werden könnte, Chaos im Wahlkampf eines Rivalen zu verursachen.

Guardian

Hintergrund der Recherchen, welche durch weitgehend linkslastige Medien betrieben werden, dürfte der Umstand sein, dass „Team Jorge“ auch oder vor allem konservativen Parteien und Regierungen ihre Dienste anbietet. Vorsicht ist auch dahingehend geboten, als dass im Zuge der illegalen Massenmigration und später der vorgeblichen Corona-Pandemie Zensurbestrebungen im Westen immer stärker werden. Solche Aufdeckerstories können dazu missbraucht werden, um alternative Medien noch mehr zu unterdrücken oder zu verbieten – ohne dass irgendein Sachzusammenhang besteht. Ebenso ist auffällig, dass nur wenige Nationen genannt wurden, wo die Wahlmanipulation durchgeführt wurde. Wer garantiert, dass nicht auch westliche Nationen – beispielsweise in Europa – zu den Kunden zählten?

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