Weil er sich zu sehr in die Politik in Hongkong eingemischt habe, wurde der 90-jährige katholische Kardinal Joseph Zen von den chinesischen Behörden festgenommen. Das neue Nationale Sicherheitsgesetz ermöglichte dies.
Wie lokale Medien am Mittwoch berichteten, wurde Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (auch Joseph Zen), ein weithin sichtbarer und unverblümter Demokratie-Aktivist und ehemaliger katholischer Bischof von Hongkong, von den Hongkonger Behörden verhaftet. Der 90-jährige Kirchenhierarch, der seit 2002 katholischer Bischof von Hongkong war, bis er 2009 zurücktrat, war ein ständiger Unterstützer von (unter anderem von George Soros und der US-Regierung unterstützten) Aktivisten, die gegen das Festland kämpfen.
Der katholische Kardinal organisierte kürzlich sogar einen Hilfsfonds, um inhaftierten Demonstranten zu helfen, ihre Anwaltskosten zu bezahlen. Er wurde zusammen mit der ehemaligen Oppositionsabgeordneten Margaret Ng Ngoi-yee und der Sängerin, Schauspielerin und Aktivistin Denise Ho Wan-sze verhaftet. Sie hätten mit „ausländischen Kräften“ zusammengearbeitet, um die Lage in der früheren britischen Kronkolonie zu destabilisieren, so die Behörden Hongkongs. Bischof Zen und die beiden Frauen wurde den Meldungen zufolge im Zusammenhang mit seiner Arbeit bei der Gründung und dem Betrieb des sogenannten „612 Humanitarian Relief Fund“ verhaftet, der inhaftierten Hongkonger Dissidenten die bereits erwähnte finanzielle und rechtliche Unterstützung bietet.
Die in Hongkong ansässige South China Morning Post berichtet: „Die drei, die am Mittwoch festgenommen wurden, gehörten zu den fünf Treuhändern des 612 Humanitarian Relief Fund, der gegründet wurde, um denjenigen, die sich an den Protesten gegen die Regierung im Jahr 2019 beteiligt hatten, finanzielle Unterstützung zu gewähren, und der im vergangenen Jahr unter die intensive Beobachtung der Behörden geraten war.“ Dies ist möglicherweise der letzte in einer wachsenden Zahl von Beweisen dafür, dass das Gesetz zur nationalen Sicherheit rückwirkend angewendet wird. „Ein vierter Treuhänder, der ehemalige außerordentliche Professor Hui Po Keung, wurde am Dienstag von der nationalen Sicherheitspolizei verhaftet, als er einen Flug nach Deutschland nehmen wollte, so eine Quelle“, heißt es in dem SCMP-Bericht weiter.
Peking macht damit deutlich, dass die kommunistische Führung in Hongkong keinen Dissens duldet und vor allem jene Kräfte bekämpft, die zusammen mit den Amerikanern, Briten und anderen Ländern daran arbeiten, Unruhe in der Stadt zu stiften. Westliche Strategen sehen in der Schaffung eines Unruheherds in Hongkong eine Möglichkeit, die KPCh zu schwächen und hoffen, dadurch eine Übernahme der Macht in Taiwan durch Peking weniger wahrscheinlich zu machen. Immerhin wäre der allgemeine Widerstand auf der Insel deutlich stärker als jener in der ehemaligen britischen Kronkolonie. Wenn Peking Hongkong nicht unter Kontrolle bringen kann, wie schwierig wird es dann im ungleich größeren Taiwan?