Trotz der eindringlichen Warnungen aus Pjöngjang halten die Vereinigten Staaten zusammen mit Südkorea die größten gemeinsamen Kriegsspiele seit fünf Jahren ab. Die Reaktionen Nordkoreas darauf sind unberechenbar. Eskaliert das Ganze zu einem veritablen Krieg?
Es scheint so, dass man in Seoul und Washington die eindringlichen Warnungen aus Pjöngjang nicht ernst zu nehmen scheint. Denn die nordkoreanische Führung teilte (wie Report24 bereits berichtete) kürzlich mit, dass man militärische Übungen der beiden Länder an der Grenze als „Kriegserklärung“ betrachten und darauf mit „beispiellos nachhaltigen und starken Gegenmaßnahmen“ reagieren werde.
Dennoch teilten die Militärs von Südkorea und den Vereinigten Staaten in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit, dass man die Militärübung „Freedom Shield“ vom 13. bis zum 23. März abhalten werde. Dabei handelt es sich um ein computersimuliertes Gefechtsstandtraining zur Stärkung der Verteidigungs- und Reaktionsfähigkeiten. Parallel dazu finden separate groß angelegte gemeinsame Feldübungen mit dem Namen „Warrior Shield FTX“ statt. Die größten gemeinsamen Militärübungen der beiden Länder seit fünf Jahren, die auch eine kombinierte amphibische Übung beinhalten.
Wie der Korean Herald berichtet, wird Washington für die Kriegsspiele einen Flugzeugträger und andere strategische Mittel in die Region entsenden. Außerdem schickt das Pentagon zum ersten Mal bewaffnete MQ-9 Reaper-Drohnen auf die koreanische Halbinsel. Für die nordkoreanische Führung dürfte dies eine deutliche Provokation darstellen. Es ist also zu erwarten, dass Pjöngjang entsprechend scharf reagiert und unter Umständen auch wieder Waffentests durchführt. Im schlimmsten Fall jedoch könnte es zu einer direkten militärischen Konfrontation kommen.
In einer Pressemitteilung des nordkoreanischen Außenministeriums vom Samstag warnte Pjöngjang: „Die koreanische Halbinsel verwandelt sich in das größte Pulverfass der Welt und in ein Kriegsübungsfeld aufgrund eines militärischen Expansionsplans, der von den Vereinigten Staaten und ihren Anhängern geleitet wird.“ Am Sonntag forderte Nordkorea die Vereinten Nationen auf, Maßnahmen gegen die militärischen Provokationen der USA zu ergreifen. „Die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft müssen die USA und Südkorea nachdrücklich auffordern, ihre provokativen Äußerungen und gemeinsamen Militärübungen sofort einzustellen“, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums, in der es weiter hieß, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hätten ein „extrem gefährliches Niveau“ erreicht.
Pjöngjang könnte hoch pokern, zumal die Vereinigten Staaten und die verbündeten NATO-Staaten ihre Waffen- und Munitionsvorräte in den letzten Monaten dank der anhaltenden Lieferungen an die Ukraine deutlich dezimiert haben. Doch ein Angriff auf die US-Streitkräfte vor Ort würde wohl einen massiven Gegenschlag mit sich bringen. Wobei sich die Frage stellt, ob Washington tatsächlich noch eine Ostasien-Front eröffnen will. Eine solche Eskalation könnte Peking dazu ermuntern, sich Taiwan zurückzuholen. Ganz zu schweigen davon, dass sich der Iran dann (infolge der Überdehnung des US-Militärs) auf Angriffe auf Israel konzentrieren könnte.