Nicht nur die „Chemtrail“-Diskussion hat in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen: Mittlerweile wird kaum mehr geleugnet, dass Wettermanipulationen durch umstrittene Maßnahmen wie Cloud Seeding stattfinden – und auch solares Geoengineering mit unklaren globalen Auswirkungen wird nun offen debattiert. Als Rechtfertigung für diese schwerwiegenden Eingriffe in die Umwelt darf das Narrativ des menschengemachten Klimawandels herhalten. Wissenschaftler weltweit laufen Sturm gegen diese Projekte, doch weder die UN noch die EU wollen sich zu Verboten hinreißen lassen – obwohl sie die massiven Risiken anerkennen.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Es mutet reichlich paradox an, wenn man angebliche Eingriffe des Menschen in das globale Klima durch tatsächliche Eingriffe in dieses Gefüge „bekämpfen“ will, doch genau das möchte man mit sogenanntem Geoengineering bezwecken. Ein Welt-Interview mit einem Atmosphärenchemiker, das erstmals 2021 erschien und nun erneut publiziert wurde, gibt beunruhigende Einblicke in die Denkweise beteiligter Wissenschaftler: Frank Keutsch, der an der Harvard University forscht, berichtete dort von einer geplanten Erprobung, inwieweit sich die „globale Erwärmung“ durch „künstliche Wolken“ bremsen lässt – also durch das Ausbringen von Partikelwolken in die Stratosphäre. Das soll zur „Abschattung“ und somit zur Kühlung der Erde führen. Er nennt das „Solar Engineering“, üblich ist auch der Begriff „Solar Geoengineering“.
Die erneute Publikation dürfte durch jüngste Entwicklungen zu erklären sein, denn seit im Februar eine Forschungsarbeit die Möglichkeit von „Mondstaub“ als Sonnen-Schild erörterte, ist die Diskussion um solares Geoengineering neu entbrannt. Das Umweltprogramm der UN stellte ebenfalls im Februar in einem Bericht fest, dass Forschungen in dieser Richtung trotz aller Risiken stattfinden und dass dies nötig sei, um die Sicherheit der Maßnahmen zu beurteilen – dennoch ist der Bericht in Summe kritisch. Ähnlich liest sich eine Stellungnahme der EU-Kommission, die zwar vor inakzeptablen Risiken warnt, statt eines Verbots aber lediglich die Schaffung von Regularien für etwaige Forschungen vorantreiben will.
Schadwirkung nicht abschätzbar – Forschen um des Forschens Willen?
Auch der Chemiker Keutsch im Welt-Interview gab sich seinerzeit Mühe, zu betonen, dass er nicht für die Anwendung der Methode plädiere, sondern sie lediglich erforschen wolle. In Schweden sei das seinerzeit untersagt worden – das sei für ihn in Ordnung, denn alle Bedenken müssten in die Debatte einfließen. Er wolle zunächst erforschen, wie ein Stratosphärenballon in 20 Kilometern Höhe manövriert; im nächsten Schritt würde man zwei Kilogramm Kalziumkarbonat in die Stratosphäre ausbringen, die „keinerlei Wirkung auf Wetter oder Klima“ haben, um zu sehen, wie die Partikel sich ausbreiten und chemisch reagieren. Kalziumkarbonat soll die Sonnenstrahlung reflektieren; er verglich dies mit Wolken von Vulkanausbrüchen.
Weder wisse man, ob Kalziumkarbonat negative Wirkungen entfaltet, noch ließen sich andere Auswirkungen derartiger Eingriffe generell abschätzen. Pikant: Für den Chemiker war das in Ordnung so, denn dasselbe treffe ja auf Klimaprognosen zu. Da müsse man sich auch auf Modelle verlassen. Damit gab er faktisch zu, dass die Basis für die Theorie des menschengemachten Klimawandels mehr als löchrig ist (wir berichteten jüngst über die mangelnden Fähigkeiten eines NASA-Klimamodells, einfachste physikalische Grundsätze abzubilden) – und dennoch muss eben diese Theorie als Rechtfertigung für den Forschungsdrang von Geoengineering-begeisterten Wissenschaftlern herhalten. Forschung um des Forschens Willen – doch zu welchem Preis?
Schon 460 Wissenschaftler weltweit fordern Nichtnutzungsvereinbarung
Nicht ohne Grund fordern Wissenschaftler aus aller Welt ein internationales „non-use agreement“ für Solar Geoengineering:
Für uns sind diese immer lauter werdenden Rufe nach Forschung und Entwicklung im Bereich Solar-Geoengineering Anlass zur Sorge, da sie die Normalisierung dieser Technologien als künftige politische Option riskieren. Bisher sind die Risiken und die Wirksamkeit von solarem Geoengineering nur unzureichend verstanden (Barrett et al., 2014; Kravitz & MacMartin, 2020; Lawrence et al., 2018; Schneider et al., 2020). Die Auswirkungen dürften je nach Region unterschiedlich ausfallen, da die künstliche Kühlung einige Regionen stärker beeinträchtigen wird als andere. Es bestehen auch Unsicherheiten über die Auswirkungen auf regionale Wetterverhältnisse, die Landwirtschaft und die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser. Auch basiert die aktuelle Forschung oft auf idealisierten Modellierungsschemata und geht von unterstützender Politik aus, die in der heutigen unruhigen internationalen Ordnung nicht umsetzbar sein wird (Corry, 2017; Low & Honegger, 2020; McLaren, 2018).
Quelle: Biermann et al. 2022
Trotz weiterer Forschung besteht tiefgreifende Uneinigkeit darüber, ob die Risiken und die Wirksamkeit des solaren Geoengineerings jemals vollständig verstanden werden könnten, bevor es eingesetzt wird, und ob solchen Eingriffen im Nachhinein spezifische Auswirkungen zugeschrieben werden könnten (Oomen, 2021). Darüber hinaus gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der „Festschreibung“ des solaren Geoengineerings als Infrastruktur- und Politikoption (z. B. Cairns, 2014; Flegal et al., 2019; McKinnon, 2019; McLaren & Corry, 2021) sowie hinsichtlich der Militarisierung und Sicherheit (z. B. Chalecki & Ferrari, 2018; Corry, 2017; Heyen et al., 2019; Robock, 2015).
Diese Initiative aus dem Jahr 2022 wird mittlerweile von 460 Wissenschaftlern weltweit unterstützt.
Abwiegeln von Risiken – wird schon gut gehen?
Der Welt-Journalist hakte seinerzeit nach, ob nicht das Risiko bestehe, dass wissenschaftliche Erkenntnisse automatisch zur Anwendung kommen, sobald sie zur Verfügung stehen – und ob solche Klimainterventionen militärisch genutzt werden könnten. Beides wiegelte der Chemiker ab. Denn schon andere Experimente seien zurückgefahren worden, „als die Ergebnisse gezeigt hatten, dass sie unerwünschte Nebenwirkungen haben könnten“. Und ein militärischer Einsatz sei unwahrscheinlich, weil die Wirkung zu unpräzise sei und man andere Auswirkungen als die Absenkung der Temperatur nicht abschätzen könne.
Doch was ist, wenn Experimente sehr wohl zeigen, dass derartige Maßnahmen negative Auswirkungen auf bestimmte Regionen haben, was sich in der Folge als „Waffe“ gegen politische Feinde nutzen lassen könnte? Die Möglichkeit, dass manche Regionen potenziell profitieren, während andere mit negativen Konsequenzen konfrontiert werden könnten, räumte der Chemiker selbst ein. Dennoch wolle er das Thema Solar Engineering „so gut wie möglich verstehen“, falls es irgendwann auf die politische Agenda kommen könnte. Nach dieser Argumentation könnte man letztlich auch die gezielte Erforschung und Erprobung von Massenvernichtungswaffen fordern und fördern.
So manchem Wissenschaftler sollte heute wohl die Lektüre von Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ ans Herz gelegt werden. Doch schon die mRNA-Massenimpfkampagne verdeutlichte zuletzt eindrücklich, dass dem „Fortschritt“ in Form eines rücksichtslosen Vorantreibens einer neuen Technologie bereitwillig Gesundheit und Leben von Menschen geopfert werden. Wenig verwunderlich: Pläne zur „Verdunkelung der Sonne“ werden nicht zuletzt von Globalisten wie Bill Gates vorangetrieben.