Wetterbeeinflussung oder Chemtrails – was ist bekannt?

Bild: freepik / aapsky

Gibt es „Chemtrails“? Um diese Frage ist ein regelrechter Glaubenskrieg entbrannt, obwohl dieser Begriff für viele Menschen keinesfalls eindeutig definiert ist. Handelt es sich um umstrittene Maßnahmen zur Wettermanipulation, die erwiesenermaßen stattfinden und die längst von mehreren Stellen offiziell bestätigt wurden? Oder geht es um eine geheime Verschwörung, nach der bestimmte Chemikalien in die Atmosphäre eingebracht werden, um Menschen gezielt zu schaden? Der Blogger Gerald Markel hat sich nach einigen aufgelösten Kommentaren seiner Follower mit dieser Thematik befasst und seine persönliche Meinung auf Basis bekannter Fakten geschildert…

Ein Gastkommentar von Gerald Markel
Quelle: „Wer A sagt muss auch B sagen“, via Facebook, 27. April 2023

[…] Ich glaube nicht, dass Chemtrails existieren. Nicht so, wie der Begriff verwendet wird. Mit Chemtrails sind nicht Abgase der Flugzeuge gemeint, die wegen fehlender Verpflichtungen zur Abgasreinigung existieren und die unsere Umwelt verschmutzen wie seinerzeit die PKW ohne Katalysatoren. Mit Chemtrails sind nicht mehr oder weniger wirkungsvolle Versuche gemeint, Wetterphänomene durch Ausbringung von Chemikalien abzuschwächen (Hagel) oder bestimmte Wirkungen zu erzielen (Regenwolkenerzeugung). Mit Chemtrails sind nicht lächerlich anmaßende und sinnlose Versuche gemeint, die klimatischen Bedingungen auf der Erde zu verändern oder die Klimaänderung abzuschwächen.

Wetterbeeinflussung ist Fakt!

Wer diese oben angeführten Definitionen als Chemtrails bezeichnet, der kann hier schon wieder aufhören zu lesen und sich entspannen – denn all das, was ich hier jetzt aufgezählt habe – das existiert selbstverständlich, das ist nicht meine „Meinung“, das ist Fakt!

Worum es beim Thema Chemtrails geht, ist die Behauptung, dass am Himmel geplant Flugzeuge unterwegs sind, um Chemikalien auszubringen, um den Menschen geplant Schaden zuzufügen. Und diese Theorie, die zu einer Religion wurde, die glaube ich persönlich nicht. Ich habe gestern aufmerksam in stundenlanger Recherche Quellen zugehört, gelesen und hinterfragt, die mir angeblich nachweisen, dass eine groß angelegte Verschwörung existiert, die geplant zum Schaden der Menschheit chemische Mischungen in unserer Atmosphäre aussetzt.

Und ich habe keine schlüssigen Beweise für diese Behauptung gefunden. Nur die manipulative Interpretation von Fakten, die allerdings auch ganz anders ausgelegt werden können. Beispiele:

Aluminium und Barium im Erdreich

Behauptung: Im Erdreich sind mittlerweile tatsächlich Aluminium und Barium aus Chemtrails nachgewiesen. Meine Recherche – richtig.

Bei der Abgasmessung direkt am Rollfeld hat die Schweizer Umweltbehörde in den Abgasen von Flugzeugen winzige Spuren von Aluminium und Barium nachgewiesen. Diese Spuren sind allerdings auch ganz logisch mit Verschleißpartikeln aus den Triebwerken der Flugzeuge erklärbar. Aluminium ist in sogenannten Schmier- oder Metallseifen enthalten, die zur Leistungssteigerung von Triebwerken verwendet werden. Und Bariumverbindungen werden als Korrosionsschutz für hochwertige Stahlprodukte verwendet, der natürlich speziell im technologischen Bereich der modernen Flugzeugtechnik verwendet wird.

Da Flugzeuge möglichst permanent während ihrer Laufzeit in Betrieb stehen, kommt es natürlich auch zu einem allmählichen Verschleiß und die Werte, die zum Beispiel von den Schweizer Wissenschaftlern in den Abgasen hinter den Turbinen analysiert wurden, enthalten so geringe Spuren von Aluminium und Barium, dass es sich durchaus um Verschleißpartikel handeln kann und kein Beweis für einen „Chemtrail“ nachweisbar ist.

Warum kann man dann in bestimmten Gegenden Aluminium und Barium im Erdreich nachweisen? Weil erstens der Flugverkehr sehr strikt in bestimmte „Highways“ gelenkt wird und weil es zweitens allein in Europa jährlich 12 Millionen Flüge gibt! 12 Millionen Mal braust ein Flugzeug über Europa und verbrennt Kerosin, stößt Abgase und Wasserdampf aus und mangels Abgasreinigungen wie zum Beispiel im Auto verschmutzen diese Maschinen natürlich auch die Umwelt. Was aber noch lange kein Beweis für Chemtrails ist – zumindest bin ich zu dieser Erkenntnis gekommen.

Kondensstreifen oder Chemtrails?

Behauptung: Jeder, der am Boden den Himmel beobachtet, kann den Unterschied zwischen Kondensstreifen und Chemtrails sehen – da muss man kein Wissenschaftler sein. An manchen Tagen ist der Himmel geradezu mit einer milchig weißen Schicht überzogen. Richtig. Und trotzdem keinerlei Beweis für Chemtrails.

Ich wiederhole nochmals die naturwissenschaftliche Erklärung zur Entstehung von Kondensstreifen und Wolken aus diesen Rückständen der Flugzeugtriebwerke. Wenn ein Kilogramm Kerosin verbrennt, entstehen 1,23 Kilogramm Wasserdampf. Wenn die heißen und feuchten Verbrennungsgase sich mit kalter Umgebungsluft mischen, kondensiert der Wasserdampf und es bilden sich winzige Wassertröpfchen. In der kalten Luft bei etwa minus 40 Grad Celsius gefrieren die Tröpfchen und bilden winzige Eiskristalle, die als Kondensstreifen sichtbar sind. Ist die Luft feucht, nehmen die Eispartikel weitere Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Dann wachsen die Eispartikel und die Kondensstreifen am Himmel können sich zu Zirruswolken ausdehnen. Sie wirken quasi als Kondensationskeim für feuchte Luft, können in ihrer Wassermasse wachsen und zu dicken Wolken werden. Insofern macht es Sinn, vor der Behauptung „Chemtrails“ erst mal in Erfahrung zu bringen, wie kalt die Luft in der Höhe der Flugzeuge ist.

Denn 1 kg Kerosin = 1,23 kg Wasserdampf. Das verteilt sich zu Wolken. Dafür braucht man keine Chemie – Wasser(dampf) reicht. Und jetzt bitte noch einmal die Zahl der täglichen Flüge über unseren Himmel vor Augen halten. Ca 32 000 Flüge sind es täglich und alle diese Flüge müssen auf den Highways bleiben, die ihnen die Flugsicherung zuweist. Ich persönlich finde auch hier noch immer keinen Beweis für Chemtrails.

Flughöhe und Aggregatzustände

Behauptung: Ich kann mit bloßem Auge sehen, dass sich manche Streifen innerhalb von Minuten auflösen und manche sich stundenlang halten und verbreiten. Wie kannst du nur etwas in Frage stellen, was ich selbst beobachtet habe? Antwort: Kannst du mit freiem Auge auch die Höhe der Streifen einschätzen? Kennst du den Aggregatzustand der verschiedenen Luftschichten mit freiem Auge?

Der Flugverkehr hat in den letzten Jahrzehnten dermaßen permanent zugenommen – circa 5 Prozent pro Jahr! – ,dass am Himmel eigentlich permanent Stau wie auf unseren Straßen herrscht – fragt einen Fluglotsen. Um diesen Andrang auch nur halbwegs bewältigen zu können, ist der Luftraum auch in verschiedene Höhenschichten eingeteilt. Nennt man Flughöhen oder Flight Level. Langstrecke ganz oben, Mittelstrecke darunter, Kurstrecke ganz unten – laienhaft und unvollständig ausgedrückt. Das bedeutet natürlich auch, dass sich Flugzeuge in verschiedenen Luftschichten bewegen und je nach Feuchtigkeitsgrad in der jeweiligen Schicht der Kondensstreifen verschieden lang existiert oder sich verändert.

Ich zweifle natürlich die eigenen Beobachtungen der Menschen nicht an, ich zweifle nur sehr stark daran, dass irgendjemand mit bloßem Auge vom Boden aus erkennen kann, wie hoch der Flight Level ist, und es ist natürlich völlig unmöglich, ohne technische Hilfsmittel den Feuchtigkeitsgrad einer Luftschicht einschätzen zu können. Also finde ich auch hier keinerlei Beweise für die Existenz der sogenannten Chemtrails.

Wo sind die Whistleblower?

Mein letztes Argument gegen die Existenz geplanter Chemtrails zur Schädigung der Menschheit: Der Faktor Mensch.

Es hat noch nie einen tatsächlichen Beweis dafür in irgendeiner Form von Gerichtsverfahren oder Behördenuntersuchung gegeben, der die Existenz geplanter Chemtrails bewiesen hätte. Seit mehr als einem Jahrzehnt haben in verschiedensten Ländern der Erde Parlamentarier öffentliche Anfragen an Behörden gerichtet.

In Österreich zum Beispiel hat ein Abgeordneter der FPÖ im März 2007 eine parlamentarische Anfrage an den zuständigen Landwirtschaftsminister gerichtet und das Ministerium hat schriftlich Stellung genommen – das Landwirtschaftsministerium würde solche Vorgänge als sehr problematisch einstufen, hat aber nach ausführlicher Recherche keinerlei Hinweise auf die (geplante) Ausbringung derartiger Stoffe über Österreich. Seitdem gibt es auch seitens der FPÖ dieses Thema nicht mehr – weder parlamentarisch noch in PKs – auch nicht in der Zeit, in der die FPÖ in der Regierung war und eigentlich ungehindert Zugang zu allen Informationen hatte…

Nun meine Überlegung: Wenn es tatsächlich Chemtrails gibt, warum hat noch nie irgendjemand das ganze Projekt verraten? Wie ist es möglich, eine weltweite Verschwörung über Jahrzehnte hinweg global zu organisieren, ohne dass irgendein gefeuerter Mitarbeiter auspackt und Beweise mitgehen lässt, irgendein Hacker Daten abgreift und veröffentlicht oder irgendwelche Medien gegen Geld Dokumente zugespielt bekommen? Warum gibt es solche Dinge in allen Bereichen, warum werden sogar top secret Dokumente aus Kriegsschauplätzen oder Geheimoperationen herausgespielt und geleakt – nur bei den Chemtrails findet sich seit Jahrzehnten niemand, der das dokumentiert?

Meine höchstpersönliche Schlussfolgerung: Weil es geplante Chemtrails zur Schädigung von Menschen nicht gibt. Es gibt Wetterbeeinflussung durch Hagel oder Regenmacheraktionen. Es gibt Versuche, ob eine Manipulation des Klimas möglich wäre – die allesamt an der Realität und Dimension scheitern und nach kurzer Zeit eingestellt werden und wurden – all unsere Technologien sind angesichts der Dimension unseres Planeten und seiner Atmosphäre lächerlich und anmaßend. Es gibt ganz sicher hohen Handlungsbedarf für die Abgasreinigung des Flugverkehrs – das ist eine echte langfristige Bedrohung unserer Umwelt und Gesundheit. All das ist völlig unstrittig.

Emotionales Thema

Aber dass es eine geplante globale Verschwörung gibt, die heimlich die Atmosphäre beeinflusst und das mittels sogenannter Chemtrails versucht, das glaube ich nicht. Und wer mir als „Beweis“ Links zu Internetseiten gibt, auf denen man 5G-Strahlenschutzcaps kaufen kann und diese Seite dann als „seriösen Beweis“ präsentiert – net euer Ernst, oder?

Es tut mir leid, dass ich diese Art der Aufarbeitung des Themas nicht von Anfang an gewählt habe. Es tut mir leid, dass ich darauf vergessen habe, was die überwältigende Mehrheit meiner Leser hier im Blog will.

Ich bin nicht beleidigt oder in meinem Stolz gekränkt, weil ein paar Dutzend Menschen das Thema dermaßen emotional aufnehmen, dass Sie beleidigt den Kanal verlassen – ich bin eher menschlich enttäuscht, wie manche auf andere Meinungen reagieren.

Und ich bin sehr enttäuscht, dass es nicht gelungen ist, dieses Thema rational zu diskutieren und gebe allen recht, die es mir prophezeit haben. Dies ist mein letzter Post zu diesem Thema. Alle kennen jetzt meine Meinung, meine Schlussfolgerungen und davon gehe ich auch nicht ab, bis ein Whistleblower eindeutige Dokumente vorlegt. Damit ist das Thema in diesem Blog endgültig erledigt.

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