G7-Gipfel in Kanada: Symbolpolitik statt Lösungen

G7-Gipfel (C) Report24/KI

Ein abgelegener Tagungsort. Eine Reihe weltpolitischer Brandherde. Und westliche Regierungschefs, die vor allem mit sich selbst beschäftigt sind. Der G7-Gipfel im kanadischen Kananaskis hat zwar weder den Klimawandel noch die Genderideologie auf der Agenda, doch realpolitisch erreicht man in den Debatten ebenso wenig wie bei den fiktiven Krisen.

Mitten in den kanadischen Rocky Mountains, abgeschirmt von Realität und Öffentlichkeit, versammeln sich dieser Tage die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrieländer. Der diesjährige G7-Gipfel wird überschattet von kriegsähnlichen Entwicklungen im Nahen Osten und dem Dauerbrandherd Ukraine. Doch anstatt konkrete Lösungen zu erarbeiten, verlieren sich die Teilnehmer – allen voran Frankreichs Emmanuel Macron und Deutschlands Friedrich Merz – in drucklosen Appellen an die USA. Präsident Donald Trump bleibt vage, eine gemeinsame Linie fehlt. Die Konsequenz: Statt einer verbindlichen Abschlusserklärung gibt es lediglich eine sogenannte „Chair Summary“ – ein Dokument, das vor allem zeigt, wie tief die Spaltung im Westen bereits reicht.

Sanktionen als Ersatz für Diplomatie

Auch beim Thema Russland wird sichtbar, wie sehr der politische Kurs der G7 ins Leere läuft. Zwar wird eine Ausweitung der Sanktionen diskutiert – etwa auf den Energiesektor – doch substanzielle Fortschritte bleiben aus. Aus Berlin heißt es, man wolle sich eng mit Washington abstimmen. Doch in der Praxis zeigt sich: Die transatlantische Einigkeit ist oft mehr PR als Realität. Bereits im Vorfeld hatten sich die Finanzminister vergeblich bemüht, über nichttarifäre Maßnahmen eine Linie zu finden. Am Ende blieb nur ein schwammiges Bekenntnis zur Kooperation – und der Eindruck eines Clubs, der seine wirtschaftliche Schlagkraft überschätzt.

Carney setzt neue Prioritäten – mit alten Werkzeugen

Mit dem Globalisten Mark Carney steht ein neuer Mann an der Spitze Kanadas – und damit auch an der G7-Präsidentschaft. Der ehemalige Zentralbanker und Globalisierungsbefürworter versucht sich nun als Krisenmanager. Seine Agenda: Energiesicherheit, Cyberschutz und „Resilienz von Gemeinschaften“. Was sich nach Pragmatismus anhört, ist im Kern nichts anderes als ein Versuch, alte geopolitische Machtstrukturen unter neuen Etiketten zu festigen. Auffällig ist, dass Themen wie Klimapolitik oder Genderideologie weitgehend ausgeklammert werden – ein stilles Eingeständnis, dass diese Debatten ihre politische Mobilisierungskraft verloren haben.

Globale Gäste, nationale Interessen

Auffällig auch: die Liste der eingeladenen Gäste. Mit Indiens Modi, Australiens Albanese und Mexikos Präsidentin Sheinbaum signalisiert man Weltoffenheit – während man im Hintergrund bilaterale Deals vorbereitet. Kanada kündigt den Kauf australischer Radarsysteme an, gleichzeitig verhandelt man über gemeinsame Strategien zur Waldbrandbekämpfung. Es entsteht der Eindruck, dass der Gipfel weniger zur Lösung globaler Probleme dient, sondern vielmehr zur bilateralen Interessenpflege unter dem Deckmantel multilateraler Zusammenarbeit.

Wirtschaftliche Fronten: USA gegen den Rest

Der transatlantische Handelsstreit brodelt weiter. Japans Premier Ishiba fordert die Abschaffung der US-Zölle auf Autos, doch Washington zeigt sich unnachgiebig. Auch europäische Vertreter kritisieren Trumps protektionistische Politik – bislang allerdings ohne jeglichen Erfolg. Der Versuch, wirtschaftliche Streitfragen in sogenannte „nichttarifäre Foren“ zu verlagern, wirkt eher wie eine rhetorische Nebelkerze, denn wie ein realistischer Lösungsweg.

Kanadas Carney reagiert derweil defensiv: Einige Importzölle werden gelockert, um sozialen Unmut im eigenen Land zu vermeiden. Parallel laufen Gespräche über ein neues Sicherheits- und Handelsabkommen mit den USA. Doch auch hier bleibt offen, ob bis zum Gipfel belastbare Ergebnisse zustande kommen. Die geopolitische Kulisse hat sich verändert – doch das politische Werkzeug scheint auf dem Stand von gestern zu verharren.

Technologie als neues Machtinstrument

Neben klassischen Themen rückt zunehmend ein Bereich in den Fokus, der bislang eher strategisch vernachlässigt wurde: technologische Souveränität. Energiesicherheit, kritische Mineralien, künstliche Intelligenz – all das wird nun plötzlich als Priorität genannt. Laut Atlantic Council zeichnen sich dabei bereits klare Muster ab: Der Westen will seine technologische Vormachtstellung sichern, um die wirtschaftlichen Risiken durch China und andere Herausforderer einzudämmen.

Auch hier zeigt sich: Es geht weniger um Kooperation als um Dominanz. Die ursprünglichen G7-Ziele – freier Handel, gemeinsame Standards – werden rhetorisch bekräftigt, faktisch jedoch geopolitisch instrumentalisiert. Dass Klima- und Gleichstellungsthemen nun nur noch Randnotizen sind, ist dabei kein Zufall, sondern Teil eines Kurswechsels hin zu einer realpolitisch geprägten Weltordnung.

Eine Show ohne Substanz

Der G7-Gipfel 2025 ist vor allem eines: ein Spiegelbild westlicher Ratlosigkeit. Keine klaren Positionen, keine gemeinsamen Strategien, keine verbindlichen Zusagen. Was bleibt, ist ein Treffen unter Hochsicherheitsbedingungen, das mehr Symbolik als Substanz bietet. Gastgeber Carney bemüht sich zwar um einen nüchternen Ton – doch seine Agenda ist wenig mehr als Krisenverwaltung mit globalistischem Anstrich.

Trump bleibt das große Fragezeichen. Er dominiert zwar die Gespräche durch seine bloße Anwesenheit, verweigert sich jedoch jeder verbindlichen Linie. Damit zeigt er den Zustand der gesamten G7 auf: kraftlos, uneinig und zunehmend irrelevant.

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