Nicht nur in Österreich hat man genug von der ständigen Impfwerbung: Im französischen Toulouse häufen sich seit Beginn des Sommers impfkritische Plakate. Diese warnen eindringlich vor den Risiken der Covid-Vakzine. Impfgläubige rotieren – die Politik sucht nun sichtlich verzweifelt nach Wegen, die Tafeln zu entfernen.
Die Warnungen auf den Plakaten sind eindeutig: “Ein Herz-Kreislauf-Notfall pro 100 Injektionen – die Gesundheit unserer Kinder ist mehr wert als experimentelle Impfungen”, ist dort beispielsweise zu lesen. Oder: “Eine schwere Nebenwirkung unter 100 – was, wenn es Ihr Kind wäre?”
Wie viele solcher Plakate aktuell in Toulouse zu finden sind, ist nicht ganz klar – in den sozialen Netzen wird von bis zu 100 Paneelen geschrieben, die Stadtverwaltung gab letzte Woche laut liberation.fr an, die Zahl auf acht Plakate zu schätzen.
Für angeblich nur acht Plakate ist der mediale Aufschrei freilich groß. Auf den Paneelen wird auf die europäische Nebenwirkungsdatenbank als Quelle verwiesen – das einzige “Argument”, das regierungshörige Medien hiergegen anbringen, ist die altbekannte Floskel: Bei nicht allen gemeldeten Nebenwirkungen muss der Zusammenhang zur Impfung bewiesen sein. Was man derweil verschweigt: Nebenwirkungen werden weltweit massiv untererfasst, man geht gemeinhin von Melderaten in passiven Meldesystemen von 1 bis 10 Prozent und somit gewaltigen Dunkelziffern aus. Dennoch beklagten der Präfekt von Haute-Garonne, der Generaldirektor der Regionalen Gesundheitsbehörde von Occitanie und der Präsident des Departementsrates der Ärztekammer, dass hier “falsche Informationen über ein entscheidendes Thema der öffentlichen Gesundheit” verbreitet werden sollten.
Hinter der Anti-Impfkampagne stehen die Kollektive “Réinfo Covid” und “Réinfo Liberté”; Unterstützung soll das Ganze zudem vom “Conseil Scientifique Indépendant” erfahren. Der Präsident von Réinfo Liberté, Vincent Pavant, gab an, dass mit der Kampagne vor allem die Debatte über Impfungen bei Kindern und Jugendlichen angestoßen werden solle. Hier stehen Nutzen und Risiko bekanntlich in keinem Verhältnis.
Obwohl man die geliebte Covid-Impfkampagne durch die kritischen Werbetafeln gefährdet sieht, war man in Toulouse bisher gegen die kritische Gegenoffensive machtlos. Denn: Die Plakate befinden sich ausschließlich auf Privatgelände. Dennoch will man nun aktiv werden. So erklärte vergangenen Mittwoch die Präfektur Haute-Garonne, dass eine Untersagungsverfügung erlassen und eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft geschickt werden solle.
Die für Staatsbürgerschaft beim Innenministerium zuständige Staatssekretärin Sonia Backès gab am 19. August auf Twitter bekannt, dass sie die Präfektur darum gebeten habe, “die geeigneten Rechtsmittel anzuwenden“: Die Plakatkampagne soll verboten werden. Sie forderte ein Ende der Desinformation – erntete dafür allerdings einen immensen Shitstorm. Zahlreiche User kommentierten mit Studien und Nachrichtenartikeln, die die Aussagen auf den Plakaten stützen.