Die Mehrheit der Franzosen lehnt WEF-Macrons umstrittene Rentenreform kategorisch ab. Dieser will sie jedoch unbedingt durchsetzen. Dagegen gehen die Menschen nun in Massenprotesten auf die Straßen. Allerdings haben weder der französische Präsident noch die Gewerkschaften Antworten auf die wichtigen Zukunftsfragen bezüglich der Renten.
In der Hauptstadt Paris und anderen Städten quer durch das ganze Land gingen die Menschen auf die Straßen, um gegen die unpopuläre Rentenreform zu protestieren. Die Regierung möchte das Rentenantrittsalter auf 64 Jahre erhöhen und zudem die Rentenbeiträge anheben, um so knapp 18 Milliarden Euro zusätzlich für die Rentenkassen zu lukrieren. Denn schon jetzt verschlingt das Rentensystem Frankreichs rund 14 Prozent der Wirtschaftsleistung – mit steigender Tendenz.
Doch die Menschen wollen dies nicht. Streikende Arbeiter haben am Dienstag die Belieferung französischer Raffinerien, öffentliche Verkehrsmittel und Schulen gestört. Es war der zweite Tag landesweiter Proteste gegen die Pläne Macrons. Riesige Menschenmengen marschierten durch Städte in ganz Frankreich, um eine Reform anzuprangern, die das Rentenalter um zwei Jahre auf 64 Jahre anhebt. Sie ist zudem ein Test für Macrons Fähigkeit, Veränderungen durchzusetzen, nachdem er bei den letzten Wahlen seine Mehrheit im Parlament verloren hat.
Frankreich steht – wie viele westliche Gesellschaften – vor einem demografischen und wirtschaftspolitischen Problem. Die Rentensysteme basieren zumeist auf einem Umlageverfahren, welches auf ein stabiles Verhältnis zwischen Beitragszahlern (Beschäftigten) und Rentnern angewiesen ist. Doch die jüngsten Krisen haben beispielsweise immer wieder die Arbeitslosigkeit hochgedrückt und so die Rentenbeiträge reduziert, während die Kosten weiter stiegen. Allerdings haben auch persönliche Rentensparpläne ihre Tücken. Denn wenn mit der demografischen Welle in den Altersruhestand beispielsweise größere Summen aus den Aktien- und Anleihemärkten abgezogen werden, geht dies zulasten von deren Kursen und Preisen.
Politik und Gesellschaft stehen nun vor einem Dilemma: Wie soll das Ganze dauerhaft finanziert werden, wenn Prognosen infolge der Ausweitung der technologischen Kapazitäten (insbesondere der „Künstlichen Intelligenz“) eine weitere Automatisierung kommen sehen? Für unzählige Menschen wird sich dann nämlich die Frage für das Rentenantrittsalter gar nicht mehr stellen, weil sie ohnehin keine Arbeit mehr finden können. Doch das sind Fragen, auf die weder Macron noch die die Proteste anführenden Gewerkschaften Antworten haben.