Viele haben derartige Geschichten schon einmal gehört: Hunde, die den Tod ihres Besitzers nicht überwinden können und auch nach deren Tod monate- und jahrelang noch auf dem Friedhof oder dem Ort ausharren an dem sie ihm zuletzt begegnet sind. Einen solchen Fall gibt es im nördlichen Patagonien. Berühmheit erlangte auch der Hund eines japanischen Professors, der nach dem plötzlichen Tod seines Herrn 9 lange Jahre an dem Bahnhof erwartete von dem er ihn immer nach der Rückkehr von der Arbeit abgeholt hatte.
Von Günther Müller
Hunde sind die einzigen Tiere, die schon als Welpen ihre Aufmerksamkeit stärker auf den Menschen als auf Artgenossen ausrichten. Manche Rassen sind ähnlich intelligent wie Primaten oder kleine Kinder.
“Ich bin sehr aufgeregt, denn so etwas habe ich noch nie gesehen.”
In der idyllischen, an die Alpen erinnernden argentinischen Provinz Río Negro, weigert sich der Labrador Retriever Bobby den Friedhof auf dem sein Herr seit drei Jahren begraben liegt zu verlassen. Ein Verwandter lud ihn auf seinen Lastwagen um ihn mitzunehmen, aber Bobby entwischte und kehrte zurück, wie der Totengräber Daniel Cisterna berichtet.
Bobby ist schon seit drei Jahren hier. Ein Verwandter des Verstorbenen hat nach ihm gesucht. Sie luden ihn in einen Lastwagen, und an der Ecke setzte er sich ab und kam zurück. Man kann sehen, dass er immer bei seinem Besitzer sein will, bis nach dem Tod, er will bei seinem Besitzer sein, deshalb ist er hier.
Ich konnte nicht glauben, was ich sah, dass ein Tier, das nichts Böses tut, sein ganzes Leben mit seinem Besitzer lebte, und als sein Besitzer starb, kam das kleine Tier, um ihn zu begleiten, und es blieb hier, um seinem Besitzer Gesellschaft zu leisten. Ich bin sehr aufgeregt, denn so etwas habe ich noch nie gesehen.
Wenn wir die Geschichte von Bobby erzählen, sind die Leute sehr aufgeregt und viele sagen: “Je mehr ich über Tiere weiß, desto weniger liebe ich die Menschen.
Und er ist schon ein Teil von uns, die wir hier arbeiten, von den Leuten, die ihre Verwandten hier auf dem Friedhof besuchen, er geht mit mir die Führungen machen, er begleitet mich bei den Führungen.
Daniel Cisterna (Totengräber):
Der japanische Hund Hachikō, weltberühmt für seine Treue
Der Akita Inu eines Professors für Agrarwissenschaften, Hidesaburō Ueno, wurde weltberühmt für seine Treue. Er hatte ihn in der ländlichen Akita Präfektur als Wepe von einem Bauern gekauft um ihn als Haustier mit in die Hauptstadt Tokyo zu nehmen. Sein Hund ging mit ihm jeden Morgen zum Bahnhof Shibuya und holte ihn jeden Abend pünktlich vom Bahnhof ab um ihn freudig nach Hause zu begleiten. Als der Professor plötzlich während einer Vorlesung an einer Hirnblutung verstarb wartete sein treuer Hund neun Jahre lang stets zur selben Stunde auf die Rückkehr seines geliebten Herrn, der leider nie wieder zurückkam. Von unverständigen Passanten wurde er teilweise geschlagen und getreten.
Aufstieg zur Kultfigur und zum Liebling des japanischen Volkes
Ein ehemaliger Schüler des Professors wurde auf den stets zur selben Uhrzeit am Bahnhof wartenden Hund aufmerksam und folgte ihm zu dem früheren Gärtner des Professors, der ihm die Geschichte des Tieres erzählte. Inklusive Hachikō fand er nur noch 29 andere Hunde dieser alten japanischen Rasse, in Zeitungsartikeln machte er auf dessen ungewöhnliche Treue aufmerksam. Die Rasse Akita Inu wurde bald darauf neben anderen autochthonen Hunderassen der Insel, den Nihon Ken, was Hund bedeutet, zum nationalen Kulturgut erhoben und erfolgreiche Erhaltungszuchtprogramme initiiert.
Bei den Akita Inu handelt es sich um eine besonders altertümliche Spitzrasse, bei denen eine späte Kreuzung mit Wölfen belegt wurde. Sie dienten den Ureinwohnern Nordjapans, den Ainu, als Jagdgehilfen und sind sehr intelligent, eigenwillig und vergleichsweise schwer zu führen, der eigenen Familie jedoch bedingungslos treu. Später wurden sie zu Begleitern der Samurai, dem japanischen Schwertadel. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele besonderer Treue von Hunden ihren Familien und Besitzern gegenüber, die Eingang in mittelalterliche Legenden gefunden haben.
Statue zu seinen Ehren
Es setzte schon zu Lebzeiten Hachikō Aufstieg zur Kultfigur in Japan ein, eine ähnlich Verehrung von Tieren hat es in historischer Zeit sonst wohl nur beim Schlachtroß Alexanders des Großen, Bukephalos, gegeben. Er wurde Schülern von ihren Lehrern als Vorbild für familiären Zusammenhalt empfohlen, sein Verhalten wurde im nationalistischen Japan der 1930er Jahre zum Symbol der Kaisertreue. Am Bahnhof Shibuya wurde Hachikō bereits zu Lebezeiten und in seinem Beisein eine Statue gewidmet. Diese Stimmung erklärt auch die Trauerfeier die die Familie Professor Uenos und die Bahnhofbeamten zu Ehren des Haustieres abhielten, seine Asche wurde neben der seines Herren begraben und sein Fell wurde ausgestopft und im Nationalmuseum ausgestellt. Das Leben Hachikōs wurde 1987 verfilmt (frei im Netz zu sehen), es folgte eine verkitschte Hollywoodadaption und zahlreiche Manga-Comicfilme und Kinderbücher. Zur erwähnten Bronzestatue für Hachikō am Bahnhof von Shibuya in Tokyo sind weitere hinzugekommen, es gibt im tierlieben und naturverbundenen Japan auch Denkmäler für andere besondere Hunde.
Hunde lieben als einzige Tierart Menschen mehr als ihre Artgenossen
Bereits Hundewelpen sind mit der Fähigkeit geboren menschliche Intentionen und Gefühle zu lesen. Hunde sind die einzigen Tiere, die bereits als Welpen die Nähe vom Menschen stärker als die von Artgenossen zu suchen auch das Aufzuchtverhalten der Hunde ist an menschliche Fürsorge angespaßt. Bonobos, Primaten aus Westafrika können etwa 350 Symbole zur Kommunikation lernen, manche Hunderassen haben vergleichbare kognitive Fähigkeiten.