Report24 war eines der ersten Medien, die nach der Pressekonferenz vom 23. Juli zu Vorsicht mahnten: Es ist zwar schön, nun endlich ungeschwärzte Daten vorliegen zu haben, welche scheinbar aus dem RKI stammen – aber wie vertrauenswürdig sind sie? Dabei sorgte nicht nur die Veröffentlichung für Fragen. Vielmehr zeigten die Metadaten eine rege Änderungshistorie, Protokolle aus 2020 wurden 2024 zuletzt gespeichert. Nun wird immer deutlicher: Innerhalb des RKI fanden Manipulationen und Löschungen statt.
Die Kollegen von Apollo News arbeiteten in einem Fall heraus, dass zwischen den Entwürfen der Protokolle und den Endfassungen – wie sie vorgeblich auch nach einem Gerichtsurteil in geschwärzter Fassung an das Multipolar-Magazin von Paul Schreyer herausgegeben wurden, deutliche Unterschiede bestehen. Kritische Stimmen und Aussagen, die dem Regierungskurs widersprechen, wurden wohl irgendwo am Weg zensiert.
Im Vergleich zwischen dem Entwurf des Protokolls für den 25. März 2020 mit der herausgegebenen Endversion zeigte sich, dass eine Anmerkung der RKI-Mitarbeiterin Dr. Ute Rexroth entfernt wurde. Diese hatte zunächst gesagt, dass es äußerst „gewagt“ sei, zwischen den Maßnahmen und dem Infektionsverlauf der Pandemie eine „Causalität herzustellen“. Schließlich seien saisonale Effekte auch beim Corona-Virus zu vermuten und man stehe ja ohnehin „am Ende der Grippesaison“. (Zitat: Apollo News).
In der Endfassung findet sich diese kritische Anmerkung nicht mehr. Dabei ist zu befürchten, dass alle Protokolle innerhalb des RKI überarbeitet und bereinigt wurden. Es stehen aber nicht für alle Tage auch die Entwürfe und Zwischenversionen zur Verfügung. Tatsächlich müsste man hinterfragen, ob das RKI über ein revisionssicheres Archiv verfügt – und gerichtlich angeordnet werden, dass alle Versionen, vom ersten Entwurf bis zum letztendlich freigegebenen Protokoll herauszugeben sind.
Frau Dr. Ute Rexroth ist während der Aufarbeitung der RKI-Files schon einmal in den Fokus der Analysten geraten. Ihr Name findet sich häufig in den übergebenen .docx Versionen der Protokolle, also offenen, veränderlichen Word-Dokumenten. Demnach scheint Frau Rexroth vielfach als letzte Bearbeiterin der Dokumente auf – Protokolle, die im Jahr 2020 angefertigt und zumindest theoretisch abgeschlossen wurden, wurden von ihr im April 2024 zuletzt gespeichert. Ebenso auffällig: Dazu wurde nicht das Programm Microsoft Word sondern Open Office verwendet. Es ist unklar, ob letzteres Programm innerhalb des RKI überhaupt verwendet wird.
Das wirft noch ein anderes Problem auf. Es ist bislang unbekannt, wer die Dokumente an die unter einem Pseudonym agierende “Journalistin” Aya Velazquez übergeben hat. Diese hat bei der Pressekonferenz einige Details zu dieser noch unbekannten Person genannt. Viele Analysten warnten, dass man bei den veröffentlichten Dokumenten die Metadaten entfernen müsse, um niemanden die Gefahr der Enttarnung auszusetzen.
Diese Entfernung der Metadaten ist nicht geschehen. Dies kann aus Sicht der Öffentlichkeit ein Segen sein, da man den Weg und die Anzahl der Bearbeitungsschritte der RKI-Protokolle so besser nachvollziehen kann. Für den oder die Quelle innerhalb des RKI kann es die Enttarnung und massive rechtliche Konsequenzen bedeuten. Das RKI hat bekannt gegeben, dass hinsichtlich des Lecks Ermittlungen stattfinden. Schlimmstenfalls erwartet Deutschland ein Fall “Julian Assange”.
Die Dokumente des Leaks wurden bislang vom RKI weder als echt noch als falsch eingeordnet. Nachdem es sich um viele tausend Seiten handelt, ist dies auf die Schnelle auch unmöglich. Um gerichtsfest damit argumentieren zu können, wird eine Bestätigung notwendig werden, die man gegebenenfalls wohl Dokument für Dokument gerichtlich erzwingen muss.