Die Reisen des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck nach Katar und Kanada strotzen nur so von politischem und wirtschaftlichem Dilettantismus. Es fehlt offensichtlich an einem grundlegenden Verständnis des internationalen Gasmarktes.
Ein Kommentar von Heinz Steiner
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck entpuppt sich zusehends als völlige Fehlbesetzung, da sich die grüne Klimaideologie mit den wirtschafts-, energie- und geopolitischen Realitäten beißt. Dies macht sich unter anderem auch in der aktuellen Gas- und Energiekrise bemerkbar. Denn das russische Erdgas lässt sich nicht einfach so auf die Schnelle ersetzen, wie man es sich bei den grünen Utopisten so einfach vorstellt.
Erinnern Sie sich noch daran, wie Habeck im März nach Katar jettete, um dort einen Gasdeal mit den autokratischen Scheichs auszuhandeln? Dieser ist – wie wir seit August wissen – bereits gestorben, bevor überhaupt nur ein Tropfen an katarischem Flüssiggas in einen LNG-Tanker mit Ziel Deutschland floss. Denn der Herr Bundeswirtschaftsminister hat dort lediglich eine „Energiepartnerschaft“ geschlossen, ohne jedoch daran zu denken, dass man für Gaslieferungen auch konkrete Lieferverträge braucht. Viel Populismus ohne Ergebnisse eben.
Nicht viel besser sieht es mit dem jüngsten Trip nach Kanada aus, den der Wirtschaftsminister zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz unternahm. Mit der groß angekündigten „Energiepartnerschaft für die Zukunft“ wird es offenbar ebenfalls nichts. Zwar ist Kanada ein wichtiger Erdgasproduzent, doch es hat kaum Verflüssigungsanlagen und auch nur geringe LNG-Kapazitäten. Und diese stampft man nicht einfach so aus dem Nichts. Rund drei Jahre dauert alleine der Bau eines LNG-Terminals und dann braucht es auch wirklich langfristige Lieferverträge von bis zu 20 Jahren (und am liebsten noch länger), damit sich das überhaupt lohnt. Doch die Ampel-Koalition will bis spätestens 2045 den Erdgas-Ausstieg absolvieren, was mit den kanadischen Bedürfnissen kollidiert. Denn je länger solche Terminals in Betrieb sind, desto profitabler sind sie auch.
Doch dann gibt es noch einen anderen Haken, den der Wirtschaftsminister offensichtlich ignoriert: Tankerkapazitäten. Bereits im März hatte Report24 auf das Problem der unzureichenden Anzahl an LNG-Tankern hingewiesen. Denn um die russischen Erdgaslieferungen zu ersetzen, müsste man bis zu 100.000 solcher LNG-Tanker bauen, die nonstop über den Atlantik schippern. Woher sollen die kommen? Hat sich Habeck überhaupt einmal Gedanken darüber gemacht, oder übt er sich lieber einfach in billigem Populismus?
Gerade als Wirtschaftsminister sollte der Grünen-Politiker ein grundlegendes Verständnis dafür haben, dass sich weltweit bei faktisch allen Gütern ein Spiel aus Angebot und Nachfrage eingependelt hat, welches bereits durch die globalen Corona-Lockdowns und deren Nachwirkungen mit erheblichen Störungen bei den Lieferketten zu kämpfen hat. Zudem gilt gerade bei Massenrohstoffen wie Erdgas (aber auch Erdöl oder Kohle), dass die entsprechende Förder- und Lieferinfrastrukturen nicht einfach so innerhalb weniger Wochen oder Monate eingerichtet werden können. Wie lange hat der Bau von „Nord Stream 2“ gedauert, obwohl man die Rohre eigentlich nur neben jenen von „Nord Stream 1“ verlegen musste? Dann sollte man sich fragen, wie lange es wohl dauern wird, bis man entsprechende Pipelines aus dem Nahen Osten oder Zentralasien bis nach Europa verlegen könnte. Immerhin ist Erdgas aus Pipelines deutlich billiger als jenes, dass erst verflüssigt und dann verschifft werden muss.
Die Ereignisse der letzten Monate in Bezug auf Erdgas, Strom und den Energiemarkt als Ganzes zeigen jedenfalls deutlich, dass in der Bundesregierung offensichtlich zu viele Dilettanten sitzen, die keinerlei Problemlösungskompetenz besitzen. Stattdessen setzen sie auf billigen (für die Bürger hingegen teuren) Populismus und fahren so mit exorbitant hohen Energiepreisen nicht nur die Wirtschaft an die Wand, sondern nehmen dazu auch noch (bewusst?) eine breite Verarmung der Bevölkerung in Kauf.