Für den Energie-Experten Dr. Martin Steiner sind Unabhängigkeit, Selbstbestimmung sowie Resilienz und Sicherheit die obersten Ziele der Energieautarkie. Nach einer Einführung in PV-Inselanlagen und netzgeführte PV-Anlagen legt er nun nach und erörtert die Vor- und Nachteile von Netzparallelanlagen. Dieser Anlagentyp eignet sich gut zur Blackout-Vorsorge.
Sehen Sie hier den Videobeitrag oder lesen Sie nachfolgend die schriftliche Zusammenfassung:
V27 Energie-Autarkie Praxis – Teil 3: Netzparallel-Anlagen
Ein Gastbeitrag von DI Dr. Martin J.F. Steiner MSc
Nach einer Kurz-Übersicht über
möchte ich in diesem 3. Teil der Energieautarkie-Praxis über Netzparallel-Anlagen informieren.
PV-Anlagen mittlerweile stark emotional besetztes Thema
Jedoch möchte ich noch vorab auf interessante – und auch weniger interessante – Kommentare und Feedback eingehen. Ich freue mich natürlich über positives Feedback zu meinen Beiträgen, aber bin auch sehr interessiert an Feedback und anderen Meinungen zu meinen Beiträgen. Unterschiedliche Meinungen begrüße ich immer sehr, nur durch das offene Anschauen anderer Meinungen und Perspektiven kommen wir weiter.
Zu meiner großen Überraschung gab es auch auf das letzte Video V26 (netzgeführte PV-Anlagen) Kommentare, die meiner Ansicht nach nichts mit fachlicher Auseinandersetzung zu tun hatten, sondern mit persönlicher Diffamierung. Das Thema Netzgeführte PV-Anlagen bzw. PV-Anlagen überhaupt ist offensichtlich mittlerweile ein emotional stark besetztes Thema, jede – auch noch so kleine – Vereinfachung oder auch Verkürzung der Thematik führt (bei manchen) zu heftigen emotionalen Reaktionen und zu Beschimpfungen.
Wozu dies gut sein soll, erschließt sich mir nicht, ich möchte auch auf dieser Ebene nichts mehr weiter vertiefen, außer, dass ich solche Kommentare zukünftig löschen oder ignorieren werde.
Aus meiner Sicht möchte ich folgende Punkte ergänzen bzw. klarstellen:
- An alle, die meine Videos „fürchterlich“ finden – hey, ich hab eine super Nachricht für euch: Ihr braucht euch diese nicht anzusehen. ☺ Problem gelöst! ☺
- JA, in den jeweils 5- bis 15-minütigen Videos kann ich nicht auf alle Details des jeweiligen Themas eingehen – ja, ich muss verkürzen und vereinfachen. Ich bemühe mich, das so zu machen, dass möglichst keine wichtigen Informationen dabei verschwinden.
- JA, es gibt unterschiedliche Begriffsdefinitionen:
- Inselanlagen sind für mich Anlagen, welche auf der 230V-Ebene keine Anbindung an das öffentliche Netz haben und in der Phasenlage nicht kongruent zum öffentlichen Netz sind, also nicht mit dem öffentlichen Netz verbunden sind. Diese Anlagen eignen sich zur Blackout-Vorsorge. Ja, der Kaufpreis für Powerstationen ist höher – jedoch sind dafür Kosten für Montage und Inbetriebnahme geringer.
- Netzgeführte PV-Anlagen sind Anlagen, die mit einem netzgeführten Wechselrichter mit dem öffentlichen Netz verbunden sind – deren 230V-Ebene in Frequenz, Amplitude und Phasenlage kongruent mit dem öffentlichen Netz ist. Diese Anlagen eignen sich NICHT zur Blackout-Vorsorge.
- Netzparallel-Anlagen sind für mich Anlagen, die sowohl als Inselanlagen betrieben werden können, als auch mit dem öffentlichen Netz synchron verbunden werden können. Diese Anlagen eignen sich zur Blackout-Vorsorge.
Netzparallel-Anlagen
Heute möchte ich – wie dargelegt – diesen dritten Anlagentyp, die Netzparallel Anlage, vorstellen. Doch bevor es losgeht, noch einmal ein kurzer Rückblick zum Thema Energieautarkie: Wärme – Strom – Mobilität – dies sind immer die drei Bereiche, die es gilt, sich anzusehen, wenn Energieautarkie das Ziel sein soll. Es gilt dann folgende Überlegungen anzustellen:
- In welchen Bereichen kann ich Einsparungen vornehmen?
- Wie kann ich die Effizienz steigern?
- Wie kann ich die benötigte Energie möglichst autark zur Verfügung stellen?
PV ist hier immer ein wichtiges Thema, daher gehe ich nochmals zusammenfassend auf die drei hauptsächlich gebräuchlichen PV-Anlagenformen ein:
- Inselanlagen
- Netzgeführte Anlagen
- Netzparallel-Anlagen
Die jeweiligen Eigenschaften und Vor- und Nachteile sind im Übersichtsbild ersichtlich:
Netzparallel-Anlagen können mit dem Netz verbunden sein, z.B. um Überschussenergie aus dem Netz zu beziehen und bei zu geringer Eigenproduktion von elektrischer Energie den Restbedarf aus dem Netz zuzukaufen.
Jedenfalls arbeiten diese Anlagentypen auch ohne vorhandenes elektrisches Netz, ein voller Inselbetrieb ist jederzeit gut möglich. Neben PV-Energie kann auch auf andere Primärenergiequellen zugegriffen werden, wie Windkraft, oder elektrische Energie über die Zuspeisung eines Gas- oder Dieselaggregats.
Durch die Verwendung eines Netz-parallel Inverters kann PV-Energie entweder:
- Gleichstromseitig (über MPPT-Laderegler) eingebunden werden oder
- Wechselstromseitig über (z.B. bestehende) netzgeführte Wechselrichter.
Hier ergibt sich ein sehr interessanter Anwendungsfall bei der Nachrüstung / Umrüstung von netzgeführten PV-Anlagen in richtige Blackout-taugliche Netzparallel-Anlagen.
Grundsätzlich ist dieser PV-Anlagentyp überall interessant, wo die Themen Blackout-Vorsorge, Resilienz-Planungs- und Einsatzsicherheit und natürlich vermehrte Unabhängigkeit im Vordergrund stehen.
Ich hoffe, mit diesem dritten Teil nun einen guten Überblick über PV-Anlagentypen und das Thema Energieautarkie geschaffen zu haben.
Beste Grüße, Martin J. F. Steiner
Über den Autor
DI Dr. Martin J.F. Steiner MSc ist Absolvent der TU Wien – Studienrichtung Elektrische Energietechnik – und beschäftigt sich seit mehr als 3 Jahrzehnten mit den Themen Erneuerbare Energie, Energieautarkie und Klimawirkung der verschiedenen elektrischen Kraftwerkstypen.
https://www.str2030.at/Energie-Autarkie-Martin-Steiner
