Offenbar setzt man seitens der NATO auf eine weitere Eskalation. Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte an, dass die westliche Militärallianz die Streitkräfte mit hoher Einsatzbereitschaft deutlich erhöhen wird.
Bislang hat die NATO insgesamt 40.000 Mann als Streitkräfte mit hoher Bereitschaft deklariert. Doch in den kommenden Monaten sollen diese Truppen auf “weit über 300.000” aufgestockt werden. Dies entspricht einem Plus von rund 650 Prozent. Beschlossen werden soll dies auf dem NATO-Gipfel in Madrid, der von Dienstag bis Donnerstag stattfinden wird. Es ist anzunehmen, dass diese Entscheidung vor allem vor dem Hintergrund gefällt wurde, weil insbesondere die osteuropäischen NATO-Länder mehr Stützpunkte der Militärallianz und eine stärkere Militärpräsenz der Alliierten in ihren Ländern fordern.
“Wir werden unsere Gefechtsverbände im östlichen Teil des Bündnisses bis hin zur Brigadeebene verstärken”, sagte Stoltenberg. Er erklärte, dass die Verbündeten “die NATO-Reaktionskräfte umgestalten und die Zahl unserer hochverfügbaren Kräfte auf weit über 300.000 erhöhen werden.” Ein nicht unerheblicher Teil davon könnte im baltischen Land Litauen stationiert werden, welches derzeit aufgrund einer Wirtschaftsblockade gegen die russische Exklave Kaliningrad (ehemals Königsberg) im Fokus steht. Auch Lettland und Estland dürften mit Truppenaufstockungen rechnen. Nach Angaben von Politico ging der NATO-Chef auf weitere Einzelheiten ein:
Das Modell werde “mehr vorbereitete Ausrüstung und Vorräte an militärischem Material” sowie “mehr vorwärtsgerichtete Fähigkeiten wie Luftabwehr” und “verstärkte Führung und Kontrolle” umfassen, sagte Stoltenberg. Die neuen Verteidigungspläne werden “Kräfte umfassen, die im Voraus für die Verteidigung bestimmter Verbündeter eingeteilt werden”, die “gemeinsam mit den heimischen Verteidigungskräften üben” und “sich mit dem örtlichen Gelände, den Einrichtungen und unseren neuen vorbereiteten Beständen vertraut machen, damit sie reibungslos und schnell auf jeden Notfall reagieren können”, so der NATO-Chef.
In seiner Vorschau auf den NATO-Gipfel in Madrid betonte Stoltenberg, dass die Mitglieder des Bündnisses geschlossen erklären werden, “dass Russland eine direkte Bedrohung für unsere Sicherheit, unsere Werte und die auf Regeln basierende internationale Ordnung darstellt”. Wobei man sich hierbei insbesondere in Bezug auf die Türkei (die sich gegen die Aufnahme Finnlands und Schwedens stellt) und wohl auch Ungarn (welches sich nicht bedingungslos den selbstzerstörerischen Sanktionen anschließen will) da nicht so sicher sein sollte.
Allerdings stellt sich die Frage, wie Moskau wohl darauf reagieren wird. Immerhin ist klar, dass sich dieser eskalative Schritt direkt gegen Russland richtet. Vielleicht werden dann nicht nur Iskander-M in Weißrussland stationiert, sondern auch Sarmat-Langstreckenraketen?