Chinesische Flüssiggas-Unternehmen machen derzeit ein sehr gutes Geschäft. Sie erhalten russisches LNG günstig und verkaufen es mit einem guten Aufschlag an die Europäer. Diese führen damit ihre Sanktionen ad absurdum – zu hohen Preisen.
Derzeit erkaufen sich die Europäer ihre Vasallentreue gegenüber Washington zu einem sehr hohen Preis. Einerseits sorgen die antirussischen Sanktionen bereits zu stark steigenden Preisen bei Energie, Dünger und Nahrungsmitteln, andererseits wächst die Unsicherheit über die Versorgungssicherheit im Winter, falls der Gasfluss aus Russland bei einer weiteren Eskalation der Lage in Bezug auf die Ukraine ausbleibt. Während nun also Robert Habeck (erfolglos) nach Katar und nach Kanada flog, um dort um mehr Flüssiggas für Deutschland und Europa zu betteln, handeln die Chinesen jedoch ganz pragmatisch.
Ähnlich wie die Inder, die mehr russisches Öl importieren, verarbeiten und dann auf den internationalen Märkten (vor allem nach Europa) verkaufen, agieren die chinesischen Unternehmen mit dem verflüssigten Erdgas. Im Juli berichtete die in Hongkong ansäßige SCMP, dass China nach chinesischen Zolldaten in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 2,35 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) im Wert von 2,16 Milliarden US-Dollar von Russland gekauft hat. Die Einfuhrmenge stieg im Vergleich zum Vorjahr damit um 28,7 Prozent, während der Wert angesichts der deutlich steigenden Marktpreise um 182 Prozent in die Höhe schnellte. Damit hat Russland Indonesien und die Vereinigten Staaten überholt und ist in diesem Jahr zum viertgrößten LNG-Lieferanten Chinas aufgestiegen.
Allerdings ist der Bedarf an Erdgas in China nicht gestiegen, da die Wirtschaft des Landes unter der „Null-Covid-Politik“, einer platzenden Immobilienblase und einer durch die anhaltende Dürre imminente Energiekrise leidet, welche den wirtschaftlichen Output deutlich einbremsen. Wohin geht das Gas also, zumal das Reich der Mitte ja auch nicht über unendliche Speicherkapazitäten verfügt? Offensichtlich überwiegend nach Europa, wie die „Financial Times“ berichtet. Allerdings „vergisst“ die Zeitung auch zu sagen, dass der chinesische „Überschuss“ in Wahrheit russisches Flüssiggas ist, welches einfach mit gutem Gewinn weiterverkauft wird. Ein guter Profit also für Russen und Chinesen.
Zwar hat das (russische) Flüssiggas aus China dazu beigetragen, die europäischen Gasspeicher auf mittlerweile rund 77 Prozent zu füllen, so dass das Ziel von mindestens 80 Prozent bis November erreicht werden kann, doch von da an wird es mit den Gasvorräten aufgrund des stark steigenden Bedarfs rapide bergab gehen. Und es ist kaum zu erwarten, dass das Reich der Mitte die LNG-Verkäufe sehr lange aufrecht erhält, zumal es im Winter selbst mehr Gas braucht und ein wirtschaftlicher Aufschwung den Bedarf ebenfalls in die Höhe treiben könnte. Zwar könnten sich die Europäer dann immer noch auf den internationalen Märkten mit russischem Flüssiggas eindecken – doch das ist politisch auch nicht gewollt.
Doch wie im Fall des russischen Öls über Indien zeigt sich in diesem Fall – russisches Flüssiggas über China – wie irrsinnig die europäische Politik handelt. Nur weil man aus ideologischen Gründen Russland wegen der Invasion in die Ukraine mit noch nie dagewesenen Sanktionen bestraft (wo waren die Sanktionen gegen die USA und die „Koalition der Willigen“ für deren illegale Invasion des Iraks?), sollen die Menschen und die Unternehmen in Europa nun unter einer Rekordinflation leiden?
Auf jeden Fall darf man den Geschäftssinn vieler Menschen nicht unterschätzen und wie so oft gibt es genügend „Krisengewinnler“, also Leute, die sich eine Krise zunutze machen, um ihre Profite in die Höhe zu treiben. In diesem Fall sind das auch die Energiekonzerne in Indien und China.