Auch MFG-Landessprecher für Wien tritt aus: Georg Prchlik äußert scharfe Kritik an Parteiführung

Bild G. Prchlik: Screenshot PK 22.09. RTV / Report24

Die MFG demontiert sich weiter: Nach dem MFG-Landessprecher im Burgenland, Mag. Helmut Eller, legt am heutigen 4. Oktober bereits der nächste Landeschef seine Funktion nieder und tritt aus der jungen Partei aus: Dr. Mag. Georg Prchlik, Rechtsanwalt und bisher Landessprecher der MFG in Wien, erörtert seine Entscheidung in einem Schreiben, in dem er die Parteiführung scharf kritisiert.

Im Folgenden lesen Sie das Schreiben von Dr. Mag. Georg Prchlik vom 4. Oktober, das an die Partei MFG erging:

Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesvorstands!
Sehr geehrte Damen und Herren der Landesvorstände!

Ich, Dr. Mag. Georg Prchlik, erkläre mit sofortiger Wirkung

  • die Zurücklegung meiner Funktion als Landessprecher der MFG Österreich für Wien Menschen Freiheit Grundrechte (im Folgenden: „MFG“) sowie
  • meinen Austritt aus der MFG.

Begründung:

Zentrales Element meines politischen Wollens ist der freie, selbstbestimmte, von Eigenverantwortung getragene Mensch, der sich auf Basis des Gefühls sozialer Verbundenheit in die Gemeinschaft einfügt, den anderen Individuen Respekt zollt und von diesen Wertschätzung erwarten darf.

Ich habe geglaubt, dieses Ideal in einer Partei pflegen zu können, die „Menschen Freiheit Grundrechte“ in ihrem Namen führt. Anfangs hat auch tatsächlich der Eindruck bestanden, dass dies möglich wäre, sonst hätte ich nicht mit Stolz die ehrenvolle Aufgabe des Landessprechers für Wien übernommen. Mit der Zeit allerdings ist dieser positive Eindruck zunehmend getrübt worden:

Im Zuge des Ausscheidens (oder besser: Ausgeschieden-Werdens) des Landessprechers für Kärnten, Mag. Alexander Todor-Kostic war der durchaus als autokratisch anzusehende Charakter der Satzung der MFG thematisiert worden, insbesondere die unklare Position der Landesorganisationen und das gänzliche Fehlen von Mitwirkungsrechten der einfachen Mitglieder.

Trotz Beteuerungen der Bundesparteiführung, für eine umfassende Reform der Satzung offen zu sein, ist faktisch NICHTS in diese Richtung geschehen; von mehreren Funktionären – auch von mir – getragene Änderungsinitiativen sind im Sand verlaufen, da offensichtlich keine wirkliche Änderungsbereitschaft seitens der Bundesparteiführung vorgelegen hat.

Ich habe bis zuletzt gehofft, dass sich ein Weg sinnvoller Kooperation würde finden lassen. Die Ereignisse der jüngsten Zeit – namentlich der Ausschluss der Landessprecher von der Diskussion wirklich essentieller inhaltlicher Fragen, das Fehlen klarer und eindeutig kommunizierter Standpunkte („Kante zeigen“ ist ein Fremdwort, man möchte es allen Recht machen), die ablehnende Haltung der Bundesparteiführung gegenüber länderübergreifenden Kontakten sowie die wenig professionelle Behandlung des Parteiaustritts von Gerhard Pöttler – haben mir gezeigt, dass der Zug der MFG auf Schienen fährt, die mich leider nicht zu meinem Ziel bringen können.

Ich habe mich daher – man darf mir glauben, schweren Herzens – entschlossen, die Partei zu verlassen.

Es war schön, in der MFG unglaublich viele interessante und engagierte Menschen kennenzulernen; erwähnt seien hier etwa BezirksaktivistInnen, die sogar aus ihrer eigenen Tasche Werbestände gekauft oder Künstler bezahlt haben, weil die Partei – aus welchen Gründen auch immer – nicht einmal dafür aufgekommen ist. All diesen Menschen danke ich aus tiefstem Herzen, denn Österreich braucht gerade jetzt ihren Idealismus! Es würde mich freuen, würden wir auch in Zukunft in Kontakt bleiben.

Manchmal aber muss man – um die Ideale, für die man brennt, verwirklichen zu können – ein Organisationskonstrukt, das nicht (mehr) passt, zurücklassen. Mein Zeitbudget ist leider limitiert, und ich möchte es nicht für endlose interne Reibereien zwischen Parteiführern einsetzen.
(Meine Lebensgefährtin (die auch Parteimitglied war) und ich denken hier an den Satz des brasilianischen Poeten Mario de Andrade: „Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen Statuten, Regeln, Verfahren und interne Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.“ (aus dem Gedicht „Meine Seele hat es eilig“).)

Ich werde mich selbstverständlich weiterhin für die Grund- und Freiheitsrechte engagieren.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Mag. Georg Prchlik
vormals Landessprecher der MFG Wien

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