Anstieg unerwarteter Todesfälle: Von Tom Lausen ausgewertete Daten sollen plötzlich falsch sein

Bild Tom Lausen: Screenshot Pressekonferenz / YouTube / AfD

Die Pressekonferenz von Datenanalyst Tom Lausen und dem gesundheitspolitischen Sprecher der AfD, Martin Sichert, schlägt erwartungsgemäß hohe Wellen. Ähnlich erwartungsgemäß fielen Rechtfertigungsversuche des KBV-Vorstands Andreas Gassen aus, der die sich in den Daten widerspiegelnden gestiegenen plötzlichen Todesfälle auf Covid-19 schieben wollte. Während Gassen die Zahlen selbst mit dieser Aussage noch bestätigte, rudert man nun vollständig zurück: Angeblich waren die an Sichert übermittelten und somit von Lausen analysierten Datensätze fehlerhaft.

Tatsächlich behauptet man nun, die Zahlen plötzlicher Todesfälle – abgebildet durch mehrere Diagnoseschlüssel – seien 2021 in Wahrheit gesunken. Das mutet schon überaus kurios an, immerhin hatte KBV-Chef Andreas Gassen noch am Tag der Pressekonferenz behauptet, die von Lausen präsentierten Zahlen würden eine „pandemiebedingte Übersterblichkeit“ abbilden, die ohne die Covid-Impfung „wahrscheinlich weit höher gewesen“ wäre. Hier zeigte man sich also nicht überrascht darüber, dass die einzelnen Diagnose-Codes für plötzliche Tode von Ärzten 2021 offenbar deutlich häufiger verwendet wurden.

„Kohortenfehler“

Am gestrigen Dienstag wurde dann ein Statement beim Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) publiziert, das einen Kohortenfehler unterstellt:

„Die Aufregung um möglicherweise gestiegene Todesfälle 2021 entbehrt jeder Grundlage. Tatsächlich zeigt die Entwicklung der jährlichen rohen Diagnoseprävalenz nach Auswertung der vollständigen vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für die Jahre 2012 bis 2022 im gesamten Zeitraum keine Auffälligkeiten für die einzelnen von der AfD hervorgehobenen Diagnoseschlüssel (ICD-10-Kodierungen R96-R98, I46.1, I46.9). Dabei besteht kein Widerspruch zu den von der AfD verwendeten Daten. Vielmehr handelt es sich bei dem von der AfD beobachteten Phänomen um eine logische Folge der Datenauswertung. Der Bundestagsabgeordnete Martin Sichert hat nach unserer Kenntnis bei der KBV vertragsärztliche Abrechnungsdaten in drei Schritten angefordert:

Im ersten Schritt waren die Daten aller gesetzlich Krankenversicherten gefordert, die 2021 eine ICD-Kodierung zu Impfnebenwirkungen (Kodierungen T88.1, T88.0, U12.9 und Y59.9) erhalten haben. Für das so identifizierte Versichertenkollektiv sollten im zweiten Schritt die Häufigkeiten aller Diagnosekodierungen für den Zeitraum 2016 bis 2021 nach Quartalen aufgelistet werden. Im dritten Schritt sollte die Häufigkeit aller Diagnosekodierungen für die übrigen gesetzlich Krankenversicherten (abzüglich des unter Schritt 1 fallenden Versichertenkollektivs) für den Zeitraum 2016 bis 2021 nach Quartalen gezählt werden.

Um die Kollektive in den Schritten 2 und 3 vergleichen zu können, muss sich der gesamte Datensatz auf Versicherte beziehen, die im Jahr 2021 mindestens eine ärztliche Leistung in mindestens einem Quartal in Anspruch genommen haben. Von diesen können logischerweise erst im Jahr 2021 Versicherte versterben, für die dann entsprechende Kodierungen erst in 2021 vergeben werden können. Der scheinbare Anstieg der Kodierungen für Todesfälle ist also eine logische Konsequenz der Datenauswahl und methodisch als Kohorten-Effekt bekannt. Bei dem sehr seltenen Auftreten einiger Kodierungen für Todesfälle in vorausgegangenen Jahren kann es sich bei dieser Kohorte hingegen nur um Fehler bei der Eingabe oder Übertragung handeln.“

Alles ist gut, bitte gehen Sie weiter…

Die „Welt“ wartete am selben Tag mit einem Bezahlschranken-Artikel mit dem Titel „Die falschen Horrorzahlen der AfD“ auf. Was meinen Sie: Gab es dort jemals einen Artikel mit dem Titel „Die falschen Horrorzahlen des RKI“? Natürlich nicht. Auch die „Welt“ befindet jedenfalls, dass die Zahlen der Pressekonferenz falsch sein müssen. So heiße es auch seitens der AOK: „Ein Anstieg bei den von Ihnen angefragten Abrechnungscodes aus der ambulanten und stationären Versorgung ist nicht zu erkennen. Vielmehr ist der Anteil der dokumentierten ICD-Codes R96.0, R96.1, R99 unter allen Verstorbenen rückläufig.“ Zudem verweist man auf einen ehemaligen Professor für Qualitätssicherung im Gesundheitswesen an der TU Berlin, der Impfnebenwirkungen als Ursache für die präsentierten Daten kategorisch ausschließt, weil die Todesrate der Impfkurve folgen müsse. Die „Welt“ schreibt:

Was genau bei der Analyse schief gelaufen ist, ist unklar. Hat die KBV falsche Daten übermittelt? Oder ist Lausen beim Filtern der Daten ein Fehler unterlaufen? Aus dem Umfeld der KBV lautet die Vermutung, dass bereits der übermittelte Datensatz fehlerhaft sei. Doch warum ist das niemandem aufgefallen?

Lausen widerspricht Kritik und ist offen für Diskussion

Das ist eine sehr gute Frage. Sollte die KBV tatsächlich fehlerhafte Datensätze verschickt haben, bleibt freilich offen, wie genau Lausen das bei seiner Analyse hätte feststellen sollen. Für ihn schienen die Daten nämlich schlüssig zu sein: Der Analyst selbst hält die Kritik an der Pressekonferenz für unangebracht und hinterfragt auf Telegram das Statement des ZI.

Ich weiss nicht, wieso das ZI zu der Auffassung gelangt ist, dass das Datenpaket 3 nur Versicherte enthält, die 2021 eine Leistung in Anspruch nahmen (also wesentlich weniger als 69,5 Mio.) 

Paket 2 + Paket 3: 2,5 Mio + 69,5 Mio = 72 Mio.

…Um die Kollektive in den Schritten 2 und 3 vergleichen zu können, muss sich der gesamte Datensatz auf Versicherte beziehen, die im Jahr 2021 mindestens eine ärztliche Leistung in mindestens einem Quartal in Anspruch genommen haben….

Auf Basis der ersten Anfrage müssen wir davon ausgehen, dass wir im Paket 69,5 Mio Versicherte haben, was auch zu den Häufigkeiten in den Daten passt.

Ich freue mich über Kontakt zum ZI, damit wir gemeinsam die Datengrundlagen evaluieren können.

Quelle

Auch Martin Sichert sieht die Behauptungen des ZI kritisch und wirft die Frage auf: „Haben wir einen Datenskandal oder einen Abrechnungsskandal?“ Immerhin seien bei 104.000 Patienten vor 2021 Todesursachen codiert worden, 2021 sollen dann aber nach ZI-Logik noch Leistungen für sie abgerechnet worden sein.

Neuer Vertuschungsversuch?

Nachdem zuvor der Chef einer Krankenkasse „gegangen wurde„, weil er korrekterweise auf die massive Untererfassung von Impfnebenwirkungen hingewiesen hatte, dürfte jedem kritischen Beobachter klar sein, dass Vertretern und Förderern der Impfagenda an einer Vertuschung der Impffolgen mehr als gelegen ist. Wie glaubwürdig ist also die Behauptung, die ausgewerteten Daten seien falsch und Lausens Feststellung eines erheblichen Risikosignals damit hinfällig? Lausen ist schließlich bei weitem nicht der Einzige, der Untersuchungen der (faktischen!) Übersterblichkeit anstoßen und dabei die Covid-Impfungen als möglichen Faktor beachtet wissen möchte.

Am Versagen des PEI und des RKI, die die Daten der KBV ihrerseits per Gesetz von Beginn an hätten abfragen und analysieren müssen, ändern die Behauptungen von falschen Datensätzen ohnehin nichts – das stellt auch die „Welt“ fest. Die Debatte um die Konsequenzen der politisch forcierten Massenimpfkampagnen ist – dank Lausen und der AfD – voll entbrannt. Diesen Brand wird das Establishment kaum mehr löschen können.

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