Jeder soll sparen und wird mit entsprechenden Mehrbelastungen konfrontiert – nur nicht die Bundesregierung und der ihr treu ergebene öffentlich-rechtliche Rundfunk. Das brachte gestern ein Anrufer beim Presseclub im Ersten auf den Punkt und erkundigte sich bei den Journalisten: „Welchen Beitrag leisten Sie denn jetzt konkret?“ Eine Grünen-nahe Journalistin gibt daraufhin Auskunft: Sie wolle eine Hecke pflanzen. Dann sollte der Haushalt des ÖRR ja gerettet sein…
Ein Kommentar von Vanessa Renner
In der Sendung „Presseclub“ sollen „Journalistinnen und Journalisten mit unterschiedlichen Standpunkten“ politische Ereignisse und Entwicklungen „aus unterschiedlichen Blickwinkeln“ analysieren – allein diese Beschreibung dürfte bei Kennern der Öffentlich-Rechtlichen wahlweise Schmunzeln oder Augenrollen hervorrufen, denn hier steht man für vieles, aber nicht für echte Meinungspluralität. Den Korridor erlaubter Meinungen gibt immerhin die Regierung vor.
In der gestrigen Sendung ging es um die „Trecker-Revolte“ – sprich: die Bauernproteste. Allein der Titel der Sendung offenbarte dabei das gewohnte Framing. Zugeschaltet wurde während der Sendung ein Anrufer, der nachhakte, warum angeblich alle von Einsparungen betroffen sein sollen, gleichzeitig aber die Friseurkosten der Regierung steigen und auch der ÖRR noch höhere Beiträge verlangt. „Welchen Beitrag leisten Sie denn jetzt konkret?“, fragte er in die Runde der anwesenden Journalisten.
„Ich hätte was“, meldete sich daraufhin die „freie Journalistin“ Tanja Busse zu Wort. Sie sei auf einem Bauernhof „großgewachsen“ und hätte Ackerland in Grünland umgewandelt. Nun habe sie einen Streifen Land vom Pächter des Landes abgezogen und wolle „eine Hecke pflanzen“, denn sie wolle Agroforst machen. Es folgten vollkommen belanglose Ausführungen über ihre persönlichen Agroforstbestrebungen und Behauptungen, dass sie viele Landwirte kenne, die das auch machen würden – hören Sie selbst:
Diese Äußerungen haben freilich nicht einmal ansatzweise einen Bezug zur Frage des Anrufers – sie klingen eher wie ein auswendig gelernter Werbebeitrag, der an irgendeiner Stelle in der Sendung untergebracht werden sollte, um grüne Nachhaltigkeit zu propagieren. Dumm nur, dass all die Landwirte, die seit einer Woche unter tatkräftiger Unterstützung von Spediteuren, anderen Unternehmern und Bürgern demonstrieren, gerade mehrheitlich weder Zeit noch Mittel haben dürften, lustige Agroforstprojekte zu planen. Deutschland hat leider gänzlich andere Probleme als das Pflanzen von Hecken.
Sogenannte Journalisten täten gut daran, ihren Auftrag im Sinne einer „vierten Gewalt“ ernstzunehmen und die Verschwendungssucht der Bundesregierung auch im Programm der Öffentlich-Rechtlichen offenzulegen. Doch wie will man kritische Worte von Personalien erwarten, die sich bei den Grünen anscheinend ganz besonders wohlfühlen?
Für Zuschauer der gestrigen Sendung war dieser Fehlschlag sicherlich entlarvend, bestätigte er doch sämtliche Rufe nach einer umfassenden Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dass für derartige Beiträge immer mehr Zwangsgebühren gezahlt werden müssen, ist dabei jedoch mehr als beschämend.