Am 2. Dezember wollte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer Prof. Thomas Szekeres in einem Rundbrief die universelle Empfehlung der Covid-Impfung zur Berufspflicht für Ärzte erheben – und erntete daraufhin scharfe Kritik. In einem Offenen Brief widersprachen zahlreiche Mediziner Szekeres‘ Versuch, individuelle Beratungen zu den Vakzinen zu unterbinden und wiesen auf eine mangelhafte Datenlage zu Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe hin. Szekeres „konterte“ daraufhin mit einem „Faktencheck“ der Kammer und sogenannter Experten der MedUni Wien sowie des Nationalen Impfgremiums und wollte die Argumente der kritischen Ärzte widerlegen. Erfolglos.
355 Ärzte haben den sogenannten „Faktencheck“ nun detailliert in einem Schreiben zerlegt. Die Mediziner bleiben dabei: Es fehlen nach wie vor wesentliche Daten zu den Covid-Vakzinen für eine abschließende Beurteilung. Eine generelle Impfpflicht, wie sie vom Nationalrat beschlossen wurde, ist auf der Basis der derzeit vorliegenden Studien und Erkenntnisse weder gerechtfertigt noch ethisch vertretbar.
Die Ärzte argumentieren wie folgt:
Positive Tests sind keine “Inzidenz”
Das, was die „Experten“ der Ärztekammer als „Inzidenz“ bezeichnen, ist nicht die Häufigkeit einer Erkrankung, sondern die Häufigkeit eines positiven Corona-Tests. Der Nachweis eines Erregers ist jedoch nicht zwangsläufig mit einer Infektion oder Erkrankung verbunden. Ferner ist die Häufigkeit von positiven Corona-Tests fundamental davon abhängig, wie viele Tests durchgeführt werden, auch aufgrund der Zunahme falsch positiver Befunde. “Wichtig ist folglich nicht nur die Anzahl positiver Testergebnisse, sondern auch der Anteil positiver Testergebnisse an der Gesamtzahl der durchgeführten Tests. Dieser lag im Herbst 2021 bei 2-3%, während er im Vorjahr noch ca. 20% betrug” erklärt dazu DDr. Christian Fiala, der den Brief mitunterzeichnete.
Geringe Impfeffektivität bei Omikron
Hier zeigen die Daten, dass eine Infektion mit Omikron zu deutlich geringeren Raten an schweren Fällen und Hospitalisierungen führt als die bisherigen SARS- CoV-2-Varianten, und dass weder Impfung noch Booster einen relevanten Effekt auf die Hospitalisierungsrate aufweisen. Es wird nicht bestritten, dass auch jüngere Patienten mit COVID auf den Intensivstationen behandelt werden. Die Altersstruktur der PCR-Test-positiven Intensivpatienten allein ist jedoch ohne zuverlässige Angaben zu Behandlungsursachen und Impfstatus nicht geeignet, eine Impfpflicht für die gesamte Bevölkerung zu begründen. Eine Studie von Onder et al. hat außerdem gezeigt, dass 99,2% der an COVID verstorbenen Patienten relevante Begleit- bzw. Vorerkrankungen aufwiesen. Fast 75% der Verstorbenen wiesen sogar zwei oder mehr Erkrankungen auf.
Mehr Transparenz gegenüber Patienten gefordert
Festgehalten wird auch, dass das Nebenwirkungsrisiko der COVID-Impfungen durch Underreporting unterschätzt ist. So geht selbst die Pharmig davon aus, dass nur 6% der Impfkomplikationen überhaupt gemeldet werden. “Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, Daten aus dem Kontext zu reißen und stehen für eine transparente Vermittlung aller medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Arzt zum Patient, damit dann eine partizipative, informierte und individuelle Entscheidung über die Durchführung einer medizinischen Maßnahme getroffen werden kann”, so Sönnichsen abschließend.