Taiwan, Korea, der Nahe Osten und der Balkan: Überall wachsen die Spannungen in den verschiedenen Krisenherden. Eine Reihe von Pulverfässern, die zu explodieren drohen und eine globale Kettenreaktion auslösen könnten. Die maßgeblichen Kräfte dahinter scheinen kein Interesse an friedlichen Lösungen zu haben. Fast immer involviert: Die Vereinigten Staaten.
Im Schatten des Ukraine-Krieges (bei dem es weiterhin keine Deeskalation zu geben scheint) kracht es im globalen Gebälk an verschiedenen Stellen. Im Konflikt um Taiwan beispielsweise will Washington die Insel unter den „nuklearen Schutzschirm“ der Vereinigten Staaten stellen. Dies ließe die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zwischen der Volksrepublik China und den USA dramatisch ansteigen. Die Chinesen ergehen sich derweil in Kriegssimulationen und können demnach mit ihren Hyperschallraketen ganze US-Flugzeugträgergruppen versenken, was das Selbstbewusstsein Pekings deutlich erhöht.
In Ostasien gibt es aber auch noch mehr Probleme. Das südkoreanische und das US-amerikanische Militär haben am Donnerstag in der Nähe der Grenze zu Nordkorea große Übungen mit scharfen Waffen durchgeführt, obwohl der Norden gewarnt hat, dass er eine Invasionsübung vor seiner Haustür nicht dulden werde. Es ist davon auszugehen, dass Pjöngjang darauf mit weiteren Raketentests reagiert. Irgendwann könnten auch diese eskalieren und zu einem neuen Koreakrieg führen. Denn alle Seiten zeigen sich unnachgiebig.
Dann scheint sich auch der Konflikt zwischen dem von den sunnitischen Taliban regierten Afghanistan und dem schiitischen Gottesstaat Iran auszuweiten. Nicht nur, dass es kürzlich erst Gefechte an der Grenze zwischen den beiden radikalislamischen Staaten gab, auch drohte ein leitender Taliban-Kommandeur damit, den Iran „bald erobern“ zu wollen. Für die ganze Region wäre ein solcher Krieg verheerend.
Im Nahen Osten sieht es nicht besser aus. Israel hat beispielsweise die Angriffe auf iranische Stellungen in Syrien während der letzten Monate deutlich ausgeweitet. Gleichzeitig führte die radikale Schiitenmiliz Hisbollah nur wenige Kilometer von der israelischen Grenze entfernt eine Militärübung durch. Die israelisch-iranischen Spannungen dürften sich in den nächsten Monaten weiter intensivieren. Auch wollen die Amerikaner im nördlichen Syrien eine weitere Militärbasis bauen (24 davon existieren dort bereits).
Hinzu kommen wachsende Spannungen auf dem Balkan. Sowohl jene zwischen Serbien und dem Kosovo als auch jene zwischen den ethnischen Gruppierungen in Bosnien-Herzegovina nehmen zu. Indessen ließen die Amerikaner zwei B-1B Lancer-Bomber über der bosnischen Hauptstadt Sarajevo fliegen. Offiziell um die „Souveränität, territoriale Integrität und multiethnische Natur“ des Landes zu unterstützen. In Wirklichkeit jedoch dürfte dies vor allem eine Drohgebärde gegenüber den Serben gewesen sein, um sie daran zu erinnern, dass Washington kein Problem mit neuen Bombardements von serbischen Städten und Dörfern hat.
All diese Konflikte (plus jene in Afrika, wie z.B. im Sudan oder in Äthiopien) scheinen sich graduell zu verschärfen. Doch wenn einer dieser Dominosteine fällt, könnten weitere folgen. Eine Eskalation des Taiwan-Konflikts beispielsweise könnte Nordkorea zu Aktionen ermutigen. Denn das US-Militär wäre schon mit der Ukraine und Taiwan so sehr beschäftigt, dass ein zusätzlicher Konflikt die US-Kräfte völlig überdehnen würde. Dies wiederum könnte den Iran und dessen Stellvertreter zu militärischen Aktionen gegen Israel motivieren. Eine Unterstützung des jüdischen Staates durch die Vereinigten Staaten wäre dann nur sehr limitiert möglich, was man in Teheran sicherlich auch weiß.