Der „Spiegel“ wurde in der sogenannten Pandemie von vielen Bürgern als oberstes staatliches Hetzorgan gegen Regierungskritiker wahrgenommen: Kaum ein Tag verging, an dem dort nicht gegen die ultimativ bösen „Querdenker“ und „Impfgegner“ gewettert wurde. Das Feindbild musste geschürt, die Gesellschaft mit allen Mitteln gespalten werden, so schien es, denn andernfalls hätte die Bundesregierung ihre diktatorischen Maßnahmen kaum durchsetzen können. Nun äußert ausgerechnet ein Spiegel-Journalist scharfe Kritik an der fehlenden Kontrolle der Bundesregierung während der Corona-Krise durch die „vierte Gewalt“.
Es mutet schon kurios an, dass die hinter der Bezahlschranke versteckte Kolumne mit dem Titel „Wir Coronaversager“ erst rund drei Jahre nach Beginn der sogenannten Pandemie im „Spiegel“ erscheint – lange, lange Zeit also, nachdem die Wirkungslosigkeit der grundrechtsfeindlichen Maßnahmen bewiesen war. Zur Erinnerung: Schon 2021 durfte als gesichert angenommen werden, dass die Maßnahmen zwar verheerende Konsequenzen für Wirtschaft und Bevölkerung hatten, aber keine Leben retteten (siehe etwa hier und hier). Weitere Studien bestätigten später die Wirkungslosigkeit der Corona-Maßnahmen (siehe beispielsweise hier und hier). Was kritische Experten und nicht zuletzt Alternativmedien von Beginn an anprangerten, wurde im Mainstream lange Zeit größtenteils ignoriert oder in einzelnen Artikeln hinter der Paywall verborgen. Stattdessen hetzte man im Sinne der Regierung gegen Kritiker, kriminalisierte diese, stellte sie als dumm, rechtsextrem und demokratiefeindlich dar.
Insofern ist der Einstieg in die „Spiegel“-Kolumne über die „Verbotsexzesse in der Pandemie“ wohl die Untertreibung des Jahrhunderts: „Inzwischen wissen wir, dass viele Pandemiemaßnahmen unsinnig, überzogen, rechtswidrig waren“, heißt es da. Im Folgenden kritisiert der Autor, wie „leicht die Freiheitsrechte in unserer angeblich so liberalen Gesellschaft suspendiert wurden“ und dass eben jene Instanzen, die die Regierung zu kontrollieren haben, versagten.
Zu wenige widersprachen?
„Zu wenige widersprachen, als die Politik vor drei Jahren erstmals Schulschließungen anordnete und dann über Monate immer wieder verlängerte“, schreibt er weiter. Das ist freilich falsch, denn Kritiker gab es von Anfang an – Medien wie der „Spiegel“ zogen es aber gemeinhin vor, sie als „Schwurbler“ und Pseudo-Wissenschaftler darzustellen und ihren Ruf massiv zu schädigen, damit ihnen seitens des Volkes nur ja kein Glauben geschenkt werde.
Der Kolumnist hält im Folgenden fest, dass auch die Medien – „auch wir beim SPIEGEL“ – versagt haben: „Ich fürchte, der Diktator in uns war ziemlich stark“, konstatiert er. Diese Kritik am eigenen Medium ist ihm gewiss hoch anzurechnen und nicht umsonst erhält er in den sozialen Netzen für seinen Text viel Zuspruch.
Es drängt sich jedoch die Frage auf, wann diese Form der Selbstkritik ganz offiziell (und nicht bloß in Form eines einzelnen Kommentars hinter der Paywall) in all jenen Medien erscheint, die in den vergangenen Jahren fast ausschließlich kritikfrei Regierungspropaganda betrieben haben: Die juristische Aufarbeitung, die von den Bürgern so dringend gefordert wird, schließt ganz explizit auch Medienschaffende mit ein, die die Spaltung der Gesellschaft und die Kriminalisierung von kritischen Bürgern vorantrieben, deren einziges „Verbrechen“ die Forderung nach der Wahrung demokratischer Grundsätze war.