Das Alternativmedium Gazette Österreich fristet ein unverdientes Nischendasein – obwohl dort immer wieder sehr lesenswerte Artikel erscheinen. Für Politikinteressierte ist das Online-Magazin aber auch ein spannender Ort für glaubwürdige Wahlumfragen. Der Herausgeber hat einen Abschluss in Soziologie und Sozialwirtschaft und ist somit fachlich geeignet, solche Umfragen durchzuführen. Er distanziert sich aber ausdrücklich vom Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI).
Die Gazette präsentiert regelmäßig eigene Umfragen, deren Samplegröße sich nicht zu verstecken braucht. Häufig berufen sich die großen Systemmedien auf ca. 500 Befragte, welche angeblich ganz Österreich repräsentieren sollen. Die Gazette befragt 2.000 Menschen und gibt auch stets an, wie viele Rückmeldungen sie erhielt. Die Umfrage vom 18.7. hat somit eine Samplegröße von 1.603 Befragten und ist somit aussagekräftiger als jene renommierter Institute – sofern man dem Herausgeber dahingehend vertraut, dass eine entsprechende Verteilung gegeben ist.
So präsentierte die Gazette am 22. Juli die aktuellen Ergebnisse der sogenannten Sonntagsfrage („Wenn an diesem Sonntag Nationalratswahlen wären, welche Partei würden Sie wählen?“), die man dieser Grafik entnehmen kann:
Die Ergebnisse der Gazette entsprechen in der Regel deutlich eher „dem Gefühl“ der politisch interessierten und gebildeten Österreicher, die keine manische Präferenz für eine Seite verfolgen. Nicht eingerechnet sind mutmaßliche Tricksereien mit Wahlkarten – die bekanntlich aber nur Verschwörungstherorien böser Schwurbler sind.
Der Unterschied zu Umfragen der großen Institute
Report24 hat heute bereits über das aktuelle Umfrageergebnis des Market-Institutes beziehungsweise der Paul Lazarsfeld Gesellschaft berichtet. Dieses roch ein wenig rötlich politisch gefärbt. Deshalb ist eine Gegenmeinung umso interessanter. Hier zeigen sich einige Unterschiede:
ÖVP: Gazette 18,96%, Lazarsfeld 20%
SPÖ: Gazette 27,78%, Lazarsfeld 31%
FPÖ: Gazette 24,02%, Lazarsfeld 23%
Grüne: Gazette 7,86%, Lazarsfeld 9%
NEOS: Gazette 10,61%, Lazarsfeld: 11%
MFG: Gazette 6,05%, Lazarsfeld: 4%
Bei Gazette geht sich somit die gefürchtete linke Ampel-Koalition (SPÖ-Grüne-NEOS) nicht aus, die Österreich wohl endgültig ins Verderben reißen würde, wie man aktuell am Beispiel Deutschland sieht. Dafür ist die neue Partei MFG noch deutlicher über der 4-Prozent-Hürde und damit beim ersten Antreten sicher im Nationalrat vertreten. Relativ klar ist zu sehen, dass die MFG die Königsmacher-Partei werden könnte, wie wir auch im großen Interview mit Gerhard Pöttler herausgearbeitet haben. Sie kann sowohl ÖVP-FPÖ als auch Rot-Grün-Neos ermöglichen.
Große Systemparteien stehen möglicherweise schlechter da
Die ÖVP ist deutlich mehr abgestürzt – wobei zu erwähnen ist, dass die Gazette Österreich keine Regierungsinserate erhält. Auch die SPÖ steht nicht ganz so gut da, wie sie selbst hofft, während die FPÖ geringfügig höher in der Wählergunst stehen soll – in jedem Fall aber die ÖVP überholt hat und auf Platz zwei rangiert. Auch die Grünen haben hier weniger Stimmen – „profitieren“ aber angeblich letztendlich bei Wahlen immer von Wahlkarten, wie auch immer das wohl zustande kommen mag.
Onlineumfrage von 18.07.2022, 00:00 bis 21.07.2022, 18:00. Befragt wurden 2000 wahlberechtigte, politisch interessierte und laut Eigenauskunft auch informierte Bürger aus allen Bundesländern im Alter von 16 bis 89 Jahren bei 1603 Rückmeldungen. Mangels valider Vergleichswerte wird keine Schwankungsbreite angegeben. Unter „Andere“ fallen Stimmen für Kleinstparteien unter 1%. Unter „Ungültig“ fallen Mehrfachstimmen, sowie „leere Stimmzettel“.
Disclaimer auf Gazette-Oesterreich.at
Die Umfragen entsprechen nicht den Vorgaben des im Zusammenhang mit politischen Umfragen oft zitierten Verbandes der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI), dessen diesbezügliche Richtlinien wir als nicht zielführend ansehen und dem wir natürlich auch nicht angehören, da wir weder ein entsprechendes Institut sind, noch Umfragen im Auftrag Dritter, oder zu gewerblichen Zwecken (zum Verkauf) erstellen.