Mittlerweile befinden sich rund 100.000 US-Soldaten in Europa. Rund 20.000 mehr als noch im Januar. Wie viele werden es angesichts des weiterhin andauernden militärischen Konflikts in der Ukraine noch? Entsprechende Rufe werden immer lauter.
Europa wird derzeit mit einem militärischen Aufbau konfrontiert, wie man ihn seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr gesehen hat. Laut dem US-Militärmagazin „Stars and Stripes“ sind derzeit rund 100.000 US-amerikanische Soldaten in Europa stationiert. Im Januar waren es noch rund 80.000. Dies entspricht einem Anstieg um ein Viertel innerhalb von nur wenigen Wochen. Man darf davon ausgehen, dass in den nächsten Wochen noch zusätzliche Truppen auf den „alten Kontinent“ verschifft werden, um die bestehenden Kontingente zu verstärken.
Deutschland beherbergt nach wie vor die meisten US-Truppen in Europa, aber die US-Militärs wollen mehr Truppen in den Osten schicken. Verteidigungsminister Lloyd Austin wird am Mittwoch in Brüssel mit anderen führenden Militärs der NATO zusammentreffen, um die Verstärkung der so genannten „Ostflanke“ des Militärbündnisses zu erörtern. Jene „Ostflanke“, deren sogenannte „Speerspitze“ die deutsche Bundeswehr sein soll, um „Russland zu konfrontieren“.
Im Vorfeld des Treffens sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Verbündeten sollten sich auf eine „erhebliche Erhöhung“ der Militärausgaben einstellen. „Zu Lande könnte dies eine erhebliche Aufstockung der Streitkräfte im östlichen Teil des Bündnisses bedeuten“, sagte er. Stoltenberg sagte, das Bündnis werde auch „eine erhebliche Aufstockung unserer Luft- und Seestreitkräfte in Erwägung ziehen, unsere integrierte Luft- und Raketenabwehr stärken, unsere Cyberabwehr ausbauen und mehr und größere Übungen abhalten“. Eine Luftabwehr, die es jedoch offensichtlich nicht geschafft hat, eine Drohne sowjetischer Bauart zu stoppen, die bis nach Kroatien flog (und dort unkontrolliert abstürzte), oder auch russische Cruise Missiles abzufangen, die ein NATO-Trainingslager nur rund 25 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt binnen Sekunden vernichteten und Meldungen zufolge mindestens 34 Soldaten tötete, sowie mehr als 130 verwundete.
In den letzten Monaten haben die USA mehr Truppen in die an Russland und die Ukraine angrenzenden Länder entsandt, darunter Polen, Rumänien und die baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen. Nach Angaben des US-Europakommandos befinden sich in Polen derzeit 10.000 US-Truppen, in Rumänien 2.400 und im Baltikum 2.500. Der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell (Rep.), forderte indessen Präsident Biden auf, noch mehr Truppen nach Osteuropa zu schicken, um die Ostflanke der NATO zu stärken. Er fordere die Regierung Biden seit Dezember auf, „die Lieferung von tödlicher Hilfe, Flugzeugen und Panzerwaffen zu beschleunigen“. Ihm gehen die Lieferungen zudem nicht rasch genug. McConnell kritisierte die Regierung und sagte, das Weiße Haus habe „darauf bestanden, dass sein Zögern und seine Zurückhaltung darauf abzielten, eine Eskalation zu vermeiden. Aber bei jedem Schritt hat Putin nun drei Wochen lang eskaliert, und Putins Invasion, die Realität vor Ort, entwickelt sich weiter.“ Er behauptete, es sei „jetzt schwieriger als noch vor ein paar Monaten, die Pipeline für Waffenlieferungen und Geheimdienstinformationen für die tapfere Unterstützung der Ukraine offen zu halten.“
Indessen berichten die deutschen Medien darüber, dass sämtliche Verkehrskameras wegen der Panzertransporte vom Netz genommen wurden. Offiziell deshalb, um „Panik zu vermeiden“. In Wirklichkeit jedoch soll es so den Russen wohl schwerer gemacht werden, die Bewegungen der Kriegswaffen und deren Umfang festzustellen. Wobei dies in Zeiten von Social Media und Smartphones wohl kaum funktioniert. Die Menschen fotografieren und filmen trotzdem und stellen das Bildmaterial online.