Dank Merkels Energiewende steht die deutsche Wirtschaft nun vor massiven Problemen. Die Energiekrise kostet die Volkswirtschaft nun jenen Schwung, um die zwischenzeitliche Lockdown-Delle auszugleichen.
Vor einem Jahrzehnt, nach der Katastrophe von Fukushima, kündigte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel an, dass Deutschland acht seiner 17 Reaktoren dauerhaft abschalten würde. Sie verpflichtete sich, die übrigen bis Ende 2022 stillzulegen. Zehn Jahre später, gelähmt durch die schlimmste Energiekrise in der europäischen Geschichte, sieht es für Deutschland schlecht aus.
Es ist die Zeit gekommen, die Zeche zu zahlen. Auch deshalb, weil die Europäer so blöd sind, ihr Gas zum Spotmarkt-Preis zu kaufen. Dabei wäre es sinnvoller, längerfristige Lieferverträge zu ausgemachten Preisen abzuschließen. Dies tun viele Erdgaskunden Russlands und erhalten so stets ihre Lieferungen.
Am Mittwochmorgen senkte die deutsche Regierung ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr um 25 Prozent – von 3,5 auf nurmehr 2,6 Prozent. Der Grund: erdrückende Energiekosten und Engpässe in der Lieferkette für Halbleiter haben den Aufschwung in Europas größter Volkswirtschaft unter Druck gesetzt. Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagte, dass die Wirtschaft trotz der Covid-19-Pandemie robust bleibe. Probleme in der Lieferkette des verarbeitenden Gewerbes und ein Anstieg der Energiepreise erschwerten jedoch die Erholung.
„Angesichts der aktuellen Lieferengpässe und der weltweit hohen Energiepreise wird der erhoffte Endspurt in diesem Jahr ausbleiben“, sagte Altmaier. „Im Jahr 2022 wird die Wirtschaft deutlich an Schwung gewinnen.“
Woher er diese Zuversicht hernimmt, bleibt jedoch rätselhaft. Die Indikatoren deuten weiterhin auf dauerhaft hohe Energiepreise hin. Auch ist die globale Lieferkette nach wie vor stark gestört.
Hoffen auf reibungslose Monate
Die verzögerte Erholung bedeutet, dass die deutsche Wirtschaft nicht in diesem Jahr, sondern voraussichtlich erst im Jahr 2022 das Vorkrisenniveau erreichen wird. Sofern es nicht noch weitere Rückschläge gibt, natürlich.
Die revidierte Regierungsprognose für das BIP-Wachstum steht im Vergleich zu einer Vorhersage vom April, wonach die deutsche Wirtschaft im Jahr 2021 um 3,5 und im Jahr 2022 um 3,6 Prozent wachsen soll.
Um die Senkung des Wachstums in diesem Jahr schmackhafter zu machen, hat Deutschland seine Wachstumsprognose für 2022 von 3,6 auf 4,1 Prozent angehoben. Doch das glauben natürlich nur wenige, da niemand – und schon gar nicht die Wirtschaftswissenschaftler – eine Vorstellung davon hat, wie das Jahr 2022 verlaufen wird.
Altmaier sagte, die Automobilhersteller seien derzeit nicht in der Lage, Hunderttausende von Autos zu bauen, weil es an Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen fehle. Um die Versorgungsprobleme zu lindern, sei die Regierung bereit, den Bau lokaler Halbleiterfabriken mit mehreren Milliarden Euro zu unterstützen, sagte Altmaier. Er fügte hinzu, er hoffe, dass dies bald noch höhere Investitionen von Unternehmen mobilisieren werde. Doch die Magnesium-Krise kann Berlin nicht einfach so beheben.
Was ist mit der Inflation?
Die weit verbreiteten Engpässe in der Produktion, gepaart mit einer ungewöhnlich hohen Nachfrage, führen zu Preissteigerungen. Wobei die Regierung in diesem Jahr mit einem Anstieg der Inflation auf 3 Prozent rechnet.
Ähnlich wie die Establishment-Vertreter in den USA hält die deutsche Regierung jedoch an ihrer Einschätzung fest, dass die meisten Preissteigerungen nur vorübergehend sein werden. Berlin geht davon aus, dass die Verbraucherpreisinflation im Jahr 2022 auf 2,2 und im Jahr 2023 auf 1,7 Prozent zurückgehen wird. Im vergangenen Jahr lag die nationale Verbraucherpreisinflation bei 0,5 Prozent.
Der Rücktritt von Bundesbankpräsident Jens Weidmann, dem „starken Mann in Frankfurt“, lässt jedoch viele Unsicherheiten offen. Gerade angesichts des politischen Wechsels in Berlin, wo eine Ampel-Koalition in Vorbereitung ist. Gerade SPD und Grüne sind nicht gerade für einen strikten finanzpolitischen Kurs berühmt. Wer auch immer Weidmann folgen wird, dürfte es schwer haben.