Bei den Spritpreisen ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Wir steuern auf den nächsten großen Ölpreisschock zu. Das wird noch richtig teuer – nicht nur an der Tankstelle. Was dürfen wir erwarten?
Die Welt soll „grüner“ werden, weshalb in den letzten Jahren die Öl- und Gasproduzenten massiv unter Druck gesetzt wurden, die Produktion zu reduzieren. Doch der globale Durst nach den Kohlenwasserstoffen wächst. Gerade jetzt während der Energiekrise.
Allerdings hat das chronische Unterinvestment bei den Produzenten von Öl und Gas dazu geführt, dass das Angebot mit der Nachfrage nicht mehr Schritt halten kann. Ein „Peak“ in der globalen Ölproduktion wird nun früher als erwartet eintreffen. Das wird auch die Preise deutlich nach oben drücken.
Die Nachfrage steigt
Dies wäre eine willkommene Entwicklung für die Befürworter grüner Energien und der Netto-Null-Agenda, wenn es nicht eine einfache Tatsache gäbe: Die Ölnachfrage erholt sich von dem pandemiebedingten Einbruch und wird schon im nächsten Jahr einen neuen durchschnittlichen Jahresrekord erreichen.
Die Energiewende und die verschiedenen Regierungspläne für Netto-Null-Emissionen haben Analysten zu der Prognose veranlasst, dass der Höhepunkt der Ölnachfrage früher eintreten würde als noch vor einigen Jahren erwartet. Bei den derzeitigen Investitionstrends im Öl- und Gassektor könnte das weltweite Ölangebot jedoch früher seinen Höhepunkt erreichen als die weltweite Ölnachfrage, so dass sich eine Angebotslücke auftut, die zu einer stärkeren Volatilität auf dem Ölmarkt mit Preisspitzen und möglicherweise zu strukturell höheren Ölpreisen bis Mitte dieses Jahrzehnts und darüber hinaus führen würde, so ein Bericht bei OilPrice.com.
Derzeit liegen die Preise im Allgemeinen bei etwa 81 bis 85 US-Dollar pro Fass (159 Liter). Bald schon könnte jedoch die Marke von 100 US-Dollar wieder fallen und unter Umständen ist ein mittelfristiger Pegel von 120 bis 150 US-Dollar durchaus denkbar. Mit deutlich höheren Preisspitzen.
Höhere Basispreise und steigende Steuern
Wie allgemein bekannt ist, setzt sich der Spritpreis an der Tankstelle aus mehreren Faktoren zusammen. Neben dem Basispreis in US-Dollar spielt auch der Wechselkurs zum Euro eine entscheidende Rolle. Wird der Euro zum US-Dollar stärker, relativiert sich der Preisanstieg wieder etwas. Doch ein schwacher Euro könnte die Grundpreise vor Steuern deutlich erhöhen.
Als Beispiel: Steigt der Ölpreis von 80 auf 120 US-Dollar (also ein Plus von 50 Prozent) an, wenn man für einen Euro statt 1,15 US-Dollar dann 1,30 bekommt, ändert sich der Einkaufspreis der europäischen Raffinerien von 69,57 auf 92,31 Euro. Das Preisplus beträgt also „nur“ 32,7 statt 40 Prozent. Wird der Euro schwächer, also zum Beispiel 1,05 US-Dollar, erhöht sich der Preis auf 114,29 Euro – ein Plus von 64,3 Prozent.
Dank der ganzen Steuern wäre die Preisentwicklung für die Autofahrer und Spediteure jedoch katastrophal. Benzinpreise jenseits der Marke von 2 Euro winken dann auf jeden Fall. Insbesondere auch deshalb, weil die deutsche Politik die Energie noch weiter verteuern wollen – unter anderem mit CO2-Steuern.
Steigende Inflation
Mit den höheren Öl- und Spritpreisen geht auch eine steigende Inflation einher. Nicht nur wegen der persönlichen Ausgaben an der Tankstelle oder für die Heizung, auch weil die Spediteure und Transportunternehmen die höheren Preise weitergeben müssen. Ebenso die Verpackungsindustrie, die für ihre Basischemikalien deutlich höhere Preise zahlen.
Die Inflationsspirale dreht sich auf jeden Fall immer weiter, während die Arbeitnehmer zunehmend in Sachen Kaufkraft mit Verlusten konfrontiert werden. Die Sparer trifft es genauso hart, da ihre Ersparnisse Dank der steigenden Inflation dahinschmelzen wie die Butter in der Frühlingssonne.