Offensichtlich leidet auch die deutsche Automobilindustrie unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen und der schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Die Autoproduktion schwächelt weiterhin und kann nicht an das Vorkrisenniveau anschließen. Bald schon wird Deutschland auf globaler Ebene in Sachen Produktion von Fahrzeugen kaum mehr eine Rolle spielen.
Deutschland hat eigentlich den Ruf, ein „Autoland“ zu sein. Viele namhafte Hersteller haben in der Bundesrepublik ihren Sitz und global betrachtet spielen die deutschen Automarken nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings scheinen die Rahmenbedingungen für die Produktion der Fahrzeuge nicht mehr günstig zu sein. Statt wie noch im Vorkrisenjahr 2019 rund 2,5 Millionen PKW in den ersten sechs Monaten des Jahres sind es mittlerweile nur mehr rund 2,1 Millionen. Und das ist ein Minus von etwa 135.000 Fahrzeugen (oder etwa 6 Prozent) gegenüber dem ersten Halbjahr 2023. Dies belegen die Daten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Von den rund 2,1 Millionen Autos wurden demnach 1,6 Millionen (ein Minus von 2 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023) ins Ausland exportiert. Allerdings stellt auch dies weiterhin ein starkes Minus von 13 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 dar. Auch bei den Erwartungen in Sachen Elektroautos (inkl. Hybridfahrzeuge) muss zurückgeschraubt werden. Eigentlich wurde für die Stromer eine Gesamtjahresproduktion von 1,47 Millionen Einheiten (+16 Prozent gegenüber dem Vorjahr) erwartet, doch nun werden es wohl nur etwa 1,33 Millionen Stück sein – oder ein Plus von 5 Prozent. Bei den reinen batterieelektrischen Fahrzeugen werden es nun wohl nur mehr eine Million statt 1,15 Millionen Autos sein. Also ein Plus von 5 statt wie letztes Jahr noch erwartet 20 Prozent.
Die monatlichen Daten seit 2009 verdeutlichen einen signifikanten Abwärtstrend bei der deutschen Automobilproduktion seit 2018 – mit einer „Lockdown-Delle“ Anfang 2020. Und selbst die Referenzdaten für 2019 zeigen ein bereits um rund 20 Prozent niedrigeres Produktionsniveau gegenüber den Jahren zuvor. Die Bundesrepublik spielt global betrachtet als Standort für die Automobilproduktion eine immer kleinere Rolle und belegt hinter China, Japan und Indien mittlerweile nur mehr den vierten Platz. Als Vergleich: Wurden im Jahr 2022 in Deutschland gerade einmal noch 3,5 Millionen Autos hergestellt, produzierte das Reich der Mitte ganze 23,8 Millionen PKW. Japan stellte 6,6 Millionen Stück her und Indien 4,4 Millionen. Südkorea lag mit mehr als 3,4 Millionen produzierten Einheiten ganz knapp hinter Deutschland auf dem fünften Platz.
Kaum eine andere Branche der Industrie steht so ikonisch für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands wie die Automobilindustrie. Es waren die Deutschen Nikolaus August Otto (1876) und Rudolf Diesel (1892), welche die Benzin- und Dieselmotoren erfanden und damit auch die Grundlagen für die Motorisierung des Verkehrs schufen. Die 1883 gegründete Benz & Cie von Karl Benz baute das erste praxistaugliche Auto mit Verbrennungsmotor. Die von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach im Jahr 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) gehört mit zu den Pionieren des späten 19. Jahrhunderts.
Doch die zunehmend industriefeindliche Wirtschaftspolitik in Deutschland und die Globalisierung tragen dazu bei, dass die Bundesrepublik als Standort zusehends uninteressant wird. Immer mehr Bürokratie, stark steigende Energiepreise und ein infolge des vorherrschenden Klimakultes zunehmend wirtschaftsfeindliches politisches Umfeld tragen nicht gerade zur Stärkung der industriellen Basis bei. Wenn es so weitergeht, wird Deutschland bald schon nicht einmal mehr in den Top 10 der globalen Automobilproduzenten zu finden sein.