Zwei der größten chinesischen Tech-Konzerne – Baidu und Alibaba – haben Israel faktisch von den Landkarten gelöscht. Zwar werden noch die Grenzen gezeigt, doch der Name des Landes wurde entfernt. Ein indirekter Wink mit dem Zaunpfahl Pekings an Tel Aviv?
Die Volksrepublik China hat sich in den vergangenen Wochen demonstrativ neutral gegeben, was den aktuellen Israel-Hamas-Konflikt anbelangt. Doch die geostrategischen Überlegungen (auch in Bezug auf die „Neue Seidenstraße“) Pekings lassen die islamische Welt als deutlich wichtiger erscheinen als das kleine Israel, welches ohnehin ein enger Verbündeter der Vereinigten Staaten ist. Während die kommunistische Führung weiterhin die Konfliktparteien zur Mäßigung aufruft, scheint man über Stellvertreter nun etwas Druck auf Tel Aviv auszuüben.
Denn die größte Suchmaschine der Volksrepublik, Baidu, hat den Namen Israel von den Online-Karten genauso ausradiert wie der E-Commerce-Gigant Alibaba. Man sieht (siehe Bild im Tweet unten) zwar noch die Grenzen des Landes, sowie die Städte Tel Aviv und Jerusalem, doch einen Hinweis darauf, dass es sich um den international weitestgehend anerkannten Staat Israel handelt, fehlt. Große US-Medien wie das Wall Street Journal üben bereits enorme Kritik daran.
Als die Hamas am 7. Oktober Israel angriff und dabei über 1.400 Israelis tötete, reagierte die Kommunistische Partei Chinas mit Aufrufen zu einem Waffenstillstand und Friedensgesprächen. „Um den Teufelskreis des Konflikts zwischen Palästina und Israel zu beenden, ist es unerlässlich, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen, die Zwei-Staaten-Lösung umzusetzen und die Palästinenserfrage vollständig und ordnungsgemäß mit politischen Mitteln zu lösen“, sagte Mao Ning, Sprecherin des Außenministeriums, in einer Erklärung zwei Tage nach dem Angriff. Gleichzeitig tolerieren die staatlichen Zensoren in China offen antisemitische Postings in den von der Regierung scharf kontrollierten sozialen Medien des Landes.
Auch stellen sich die chinesischen Staatsmedien auf die Seite der Hamas und der Palästinenser. Die Zeitung China Daily beispielsweise erklärte in einem Leitartikel, dass die Vereinigten Staaten in Bezug auf den Gazastreifen „auf der falschen Seite der Geschichte“ stehen würden und kritisierte Washington scharf dafür, „Israel blind zu unterstützen“. Ohne Genehmigung der staatlichen Zensoren Pekings wäre so ein Artikel nicht erschienen.
Im Falle einer weiteren Eskalation des Nahostkonflikts ist es also wahrscheinlich, dass sich China auf die Seite der Araber stellen wird. Auch, um die Versorgung mit Öl und Gas nicht zu sehr zu gefährden, von dem die chinesische Wirtschaft weiterhin stark abhängig ist. Allerdings kann dies auch als Schritt betrachtet werden, die Position der Vereinigten Staaten zu schwächen – und die eigene zu stärken.