Während der Pharmakonzern Merck von der Nutzung von Ivermectin abrät, könnte dessen neues „Covid-Wundermittel“ Molnupiravir eigene Gesundheitsgefahren mitbringen.
In vielen Ländern, darunter auch in Indien, scheint die Nutzung von Ivermectin bei der Bekämpfung von Covid-19 sehr gute Erfolge zu erzielen. Doch der Patenthalter Merck macht mit dem billigen Medikament keine großen Profite, weshalb der Pharmakonzern von der Nutzung abrät. Stattdessen sollen die Menschen das mit großer Gewinnmarge verkaufte „Molnupiravir“ benutzen, welches Merck mit dem Partner Ridgeback Biotherapeutics vertreibt. Dieses soll die Hospitalisierungsrate und die Sterblichkeit durch Covid-19 um bis zu 50 Prozent reduzieren.
Ein potenzielles Hindernis für das Medikament ist die Frage, ob ungeimpfte Personen die Behandlung annehmen werden, da bei ihnen die Wahrscheinlichkeit einer schweren Covid-19-Erkrankung höher ist. Nach Angaben von McKinsey sind ungeimpfte Personen am meisten besorgt über das Potenzial von Covid-19-Impfstoffen, langfristige Nebenwirkungen zu verursachen.
Das Fehlen von Langzeitsicherheitsdaten zu Molnupiravir könnte für skeptische Patienten ein Hindernis darstellen. Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass es „anhaltende Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen von mutagenem Molnupiravir“ gibt, wie in einem Artikel der Clinical Trials Arena festgestellt wurde. In diesem Artikel wird Ron Swanstrom, Professor an der University of North Carolina, Chapel Hill, zitiert, der im Januar die Frage stellte, ob Molnupiravir in einen DNA-Vorläufer umgewandelt werden und dann in den Zellkern der Wirtszelle eindringen und zur Onkogenese führen könnte.
Krebs und Fehlbildungen als Folge?
Theoretisch können mutagene Medikamente entweder Geburtsfehler oder Krebs verursachen. Die Einschlusskriterien für die Phase-3-Studie mit Molnupiravir verlangten von den Männern, dass sie keine Spermien spenden und sich entweder verpflichten, auf Sex zu verzichten oder zu verhüten. Frauen durften nicht schwanger sein oder stillen. Frauen im gebärfähigen Alter mussten sich bereit erklären, eine hochwirksame Verhütungsmethode anzuwenden oder ab Beginn der Studienintervention 28 Tage lang abstinent zu bleiben. Darüber hinaus mussten Frauen im gebärfähigen Alter innerhalb von 24 Stunden vor der ersten Medikamentendosis einen negativen hochempfindlichen Schwangerschaftstest vorweisen.
Molnupiravir ist ein Vorläufer des Nukleosidanalogons β-D-N4-Hydroxycytidin (NHC), das potenziell in die DNA von Säugetieren eingebaut werden könnte. In einer Studie wurde festgestellt, dass es Hinweise darauf gibt, dass das Medikament sowohl in der viralen RNA als auch in der Säugetier-DNA eine Mutagenese auslösen könnte. „Es scheint unwahrscheinlich, dass eine kurze Therapie den Wirt vor dieser Exposition bewahrt, da sowohl RNA-Vorstufen, die das Virus beeinflussen, als auch DNA-Vorstufen, die den Wirt beeinflussen würden, das gemeinsame Ribonukleosiddiphosphat-Zwischenprodukt passieren“, heißt es in einem Artikel im Journal of Infectious Diseases.
In einem im August im Journal of Infectious Diseases veröffentlichten Artikel wurde festgestellt, dass β-D-N4-Hydroxycytidin (NHC, der anfängliche Metabolit von Molnupiravir) „in einem Tierzellkulturtest eine Wirtsmutationsaktivität aufweist, die mit RNA- und DNA-Vorläufern übereinstimmt, die ein gemeinsames Zwischenprodukt eines Ribonukleosiddiphosphats teilen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass hochaktive mutagene Ribonukleoside ein Risiko für den Wirt darstellen können.“
Was also wird mit der Freigabe dieses Medikaments bezweckt? Es kann ja nicht Sinn der Sache sein, eine Behandlung von Covid-19 durchzuführen, die schlussendlich krebserregend ist. Welch ein zynischer Geist würde eine solche Behandlung überhaupt empfehlen?
Sind auch Geburtsdefekte möglich?
Im vergangenen Jahr lehnte der ehemalige Leiter der US-amerikanischen Behörde für biomedizinische Forschung und Entwicklung (BARDA), Rick Bright, die Gewährung zusätzlicher Mittel für die Entwicklung des Medikaments ab, unter anderem wegen Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Medikament. In einer in der Zeitschrift Science zusammengefassten Beschwerde schrieb Bright, dass „ähnliche experimentelle Arzneimittel dieser Klasse bei Tieren nachweislich reproduktionstoxisch sind und dass die Nachkommen behandelter Tiere ohne Zähne und ohne Teile ihres Schädels geboren wurden.“
Man stelle sich die Auswirkungen auf die künftigen Generationen vor, wenn weltweit zig Millionen Frauen mit einem neuen Medikament behandelt werden und dann zahlreiche Kinder mit schweren Behinderungen zur Welt bringen. Solche tragischen Vorkommnisse gab es in der Geschichte bereits, man denke nur an die Contergan-Katastrophe – an sich sollte man darauf vertrauen können, dass es Kontrollmechanismen gibt, die eine Wiederholung verhindern.