„Zeitenwende“? Sicher nicht mit der Bundeswehr: Keine Rekruten, immer mehr Soldaten verweigern Dienst

Symbolbild: freepik / luis_molinero

Nach Beginn des Ukraine-Krieges fabulierte Bundeskanzler Olaf Scholz von einer „Zeitenwende“ – in Deutschland soll mit der Bundeswehr die größte konventionelle Armee der Nato in Europa entstehen, verlautbarte er auch jüngst wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Anscheinend wollen Bundeswehrsoldaten davon aber nichts wissen: Die verweigern zunehmend ihren Dienst. Die Wehrbeauftragte Eva Högl startet bereits Aufrufe an alle, die unter 65 Jahre alt sind.

Wie der RND berichtet, sind bis zum 2. Juni bereits mehr als doppelt so viele Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen wie im Vorjahr: Waren es 2021 nur 209 Anträge, waren es 2022 bis Anfang Juni bereits 533. Die Verweigernden begründeten ihre Anträge oft damit, „dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten“, so ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums. Möglicherweise wollen sie auch einfach nicht als wandelnde Provokation für Russland oder als Kanonenfutter für die Ukraine herhalten – auch in Deutschland ist längst angekommen, dass diese keine Aussicht auf einen militärischen Erfolg hat, wie aus aktuellen Umfrageergebnissen hervorgeht.

Wehrbeauftragte möchte gern alle bis 65 zur Bundeswehr holen

Während die Zahl der Soldaten also abnimmt, bleiben gleichzeitig die Rekruten aus. Schon 2021 waren es nur 16.000 – die Zahlen sinken seit Jahren stetig. Sehr fragwürdig mutet in diesem Kontext der Aufruf der Wehrbeauftragten Eva Högl an: „Alle bis 65 werden bei der Bundeswehr gebraucht“, stellte sie im Interview mit t-online fest, das auch auf der Website des Bundestags zu lesen ist. Gleichzeitig behauptete sie, dass das Interesse an der Bundeswehr durch den Ukraine-Krieg gestiegen sei. Auf Nachfrage kann sie aber keinen Beleg liefern: Es gebe keine Zahlen. Aber in Gesprächen hätte sie das gehört, so Högl.

Die Realität dürfte anders aussehen – Rekruten rennen der Bundeswehr aktuell keinesfalls die Türen ein. Die Bundeswehr konnte dieses Jahr einen leichten Anstieg an freiwillig Wehrdienstleistenden verzeichnen, der jedoch den Verlust von Berufs- und Zeitsoldaten im Vergleich zum Vorjahr nicht aufwiegen kann. Stand April leisten 183.427 Soldaten und Soldatinnen Dienst bei der Bundeswehr. Man darf gespannt sein, wie die Zahlen sich im Laufe des Jahres und bei Anhalten des Ukraine-Kriegs (und der stetigen Nato-Provokationen gegen Russland) weiter entwickeln werden. Nach aktuellem Stand könnte es mit Scholz‘ Zeitenwende durchaus eng werden – aber möglicherweise melden einige Gratismutige und abgehalfterte Punk-„Stars“ wie Campino sich ja doch noch zum Dienst. Er ist immerhin erst 60 Jahre alt und fällt damit noch ins Beuteschema der Wehrbeauftragten.

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