Da stehen wir nun also. Vor den Trümmern unserer Gesellschaft. Auch, wenn wir angestrengt versuchen, Gras über die entstandenen Gräben wachsen zu lassen, sie sind immer noch da. Wir haben unterschiedliche Taktiken gefunden, mit dieser neuen Normalität umzugehen. Während die einen eine ordentliche Aufarbeitung fordern, versuchen die anderen mit aller Macht zu vergessen. Gut werden kann es allerdings nur, wenn wir jetzt hinsehen, statt wegsehen.
Ein Kommentar von Edith Brötzner
„Warum beschäftigst du dich denn immer noch mit dem Coronathema? Das ist doch längst vorbei!“ Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie satt ich diese Floskel habe. Und wie satt ich solche Diskussionen habe. Ich will eine ordentliche Aufarbeitung. Einfach zu vergessen, fühlt sich für mich falsch an. Denn nur, wenn wir die Fehler, die in den letzten drei Jahren passiert sind, jetzt auf den Tisch bringen und aus ihnen lernen, kann sich etwas zum Positiven verändern. Was wir jetzt zwanghaft verdrängen, kommt nur zeitversetzt wieder – mit massivem Druck –zurück an die Oberfläche. So ist es mit allen Themen, die uns im Leben begegnen. Wenn wir sie einfach unbeachtet wegschieben, kehren sie so lange wieder, bis wir hingesehen und sie aufgearbeitet haben.
Aussagen, die wir nie vergessen dürfen
Ich habe die Kampagne #wirvergessennicht gestartet und bringe gerade sämtliche Zitate an die Oberfläche, die uns in der Coronazeit um die Ohren geflogen sind. Aussagen, die bezeugen, wie die Panik unters Volk gebracht wurde. Aussagen, die dazu gedient haben, bestimmte Menschengruppen schwerst zu denunzieren und zu verhetzen. Sätze, die tiefste Abgründe fehlender Menschlichkeit und Empathie bezeugen. Erinnern Sie sich zum Beispiel noch daran, dass man uns Ungeimpften einst sogar das Recht, in Österreich zu leben, absprechen wollte? Oder dass man Ungeimpfte mit bunten Bändchen markieren wollte? Oder daran, dass man uns angedroht hat, die Zügel anzuziehen und uns erklärt hat, wie ungemütlich es für uns werden würde, wenn wir dem Impfdruck nicht nachgeben?
Zeit für eine ordentliche Aufarbeitung!
Nachdem eine Aufarbeitung von den entsprechenden Politikern voraussichtlich so lange wie möglich aufgeschoben wird, habe ich beschlossen, selber mit der Aufarbeitung zu beginnen. Mit meiner ganz persönlichen. Ich will nicht einfach vergeben und vergessen. Ich will eine ordentliche Entschuldigung, für die Zeit, die man uns zur Hölle gemacht hat. Und ich will die Verantwortlichen vor einem Richter stehen sehen.
Ich will, dass all jene, die uns schikaniert haben, für ihre Aussagen und Taten gerade stehen müssen. So wie jeder normale Bürger stets für sein Tun Verantwortung übernehmen muss, so fordere ich das auch für Politiker, Prominente und Schein-Unantastbare ein. Wenn wir als Volk jetzt einen Schritt zurück machen und die Schikanen einfach nur verdrängen, setzen wir damit das falsche Zeichen. Natürlich ist es nicht schön, sich an den kollektiven Missbrauch zu erinnern. Natürlich schmerzt diese Erinnerung.
Was passiert allerdings, wenn wir unsere Peiniger weiterhin verteidigen und das Geschehene einfach nur verdrängen? Dann geben wir ihnen das Signal, dass sie so weitermachen dürfen. Dass wir bereit sind, ihre Fehltritte weiterhin geduldig zu ertragen. Wir animieren sie zum Weitermachen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen. Aber ich will einen ordentlichen Abschluss. Einen deutlich sichtbaren Schlussstrich. Ein klares Zeichen für die Verantwortlichen, wo unsere Grenzen sind, die sie zu akzeptieren haben. Und ich will, dass man uns nicht länger als Stimmvieh und dumme Masse behandelt, sondern uns allen endlich den Respekt entgegenbringt, den wir verdient haben.