Mit harter Gewalt geht das islamistische Regime in Teheran gegen die seit mehr als zwei Monaten andauernden Proteste vor. Doch die Menschen hören nicht auf zu demonstrieren. Wird es für das Regime kritisch?
Seit dem Tod der kurdischen Studentin Mahsa Amini am 16. September in Polizeigewahrsam, demonstrieren immer mehr Menschen im Iran gegen Polizeigewalt und die religiös motivierte Unterdrückung von Frauen. Verstärkt werden diese auch durch die allgemeine Unzufriedenheit mit dem Mullah-Regime, welches für die hohe Inflation, die Knappheit bei wichtigen Gütern und die grassierende Korruption verantwortlich gemacht wird.
Mittlerweile finden im ganzen Land Protestaktionen statt – von den Kurdengebieten bis hin nach Teheran. Getragen werden diese Proteste vor allem von den Frauen und den Studenten, wobei auch ausländische Kräfte diese Proteste unterstützen. Dies gibt dem islamistischen Regime die Möglichkeit, die Proteste als landesverräterische Aktion zu brandmarken.
Offiziellen Meldungen zufolge haben die anhaltenden Proteste mittlerweile mehr als 300 Menschenleben gefordert. Rund 14.000 Menschen seien festgenommen worden. Doch das hält die Menschen nicht davon ab, weiter zu demonstrieren und ihren Unmut auszudrücken.
Je länger diese Proteste anhalten, desto kritischer wird es auch für das Mullah-Regime. Immerhin sind auch sie infolge von Massenprotesten gegen das diktatorische Regime des Schahs an die Macht gekommen. Die herrschenden Eliten wissen also ganz genau, was die Macht des Volkes auf den Straßen bewirken kann. Und im Gegensatz zum Schah und dessen Familie haben sie nicht gerade viele Exil-Möglichkeiten. Welches Land will schon solche radikalislamischen Kräfte aufnehmen? Das macht es für die regierungskritischen Demonstranten noch schwieriger, da die Eliten sich nicht so leicht ins Ausland absetzen können. Im Gegensatz zur weitestgehend unblutigen und friedlichen „Islamischen Revolution“ 1979 wird das seitdem herrschende islamistische Regime nicht gewaltfrei abdanken und hat zudem noch die Revolutionsgarden auf seiner Seite.