In der Coronazeit scheinen alle Instanzen zu versagen, scheinen alle ihre originäre Aufgabe vergessen zu haben. Ärzte ignorieren mehrheitlich den hippokratischen Eid, viele Polizisten jagen keine Verbrecher, sondern Kinder in „illegalen Schulen“, unzählige Lehrer belastet es wohl nicht, traumatisierten Schülern sinnlose Regeln aufzuzwingen. Von Politikern, die das Volk in seiner Gänze zu vertreten hätten, darf man erst gar nicht anfangen. Dass es Ausnahmen gibt, zeigen Vereine wie die Anwälte für Aufklärung, Ärzte für Aufklärung, Polizisten für Aufklärung oder Lehrer für Aufklärung, die nach und nach mehr Zulauf bekommen. In allen gesellschaftlichen Gruppen scheint sich der Widerstand zu regen. Auch in der Kirche?
Von Andrea Drescher
In seinem Artikel „Der erwachende Faschismus“ schrieb Boris Wu bei Rubikon über die neue Zeitrechnung, die neue Bedeutung der Begriffe BC, AC. Heute stehen BC für Before Corona und AC für After Corona. Eine Änderung der Begrifflichkeit, mit der die wenigsten Kirchenführer wohl Probleme haben, wenn man sich die strikte Durchsetzung von 3G- und 2G-Regeln bzw. die Impfung von Menschen an heiligen Orten wie beispielsweise dem Stephansdom in Wien anschaut.
Aber auch in der Kirche wagen sich zunehmend mehr Würdenträger in die Öffentlichkeit. Einer der ersten, der lautstark seinen Protest deutlich gemacht hat, ist der römisch-katholische Pfarrer im Ruhestand Mag. Herbert Stichaller aus Kärnten, der seine Stimme nicht mehr von der Kanzel, dafür aber auf Bühnen der maßnahmenkritischen Bewegung erhebt.
Wann wurde Ihnen bewusst, dass mit dem, was von der Kanzel der Politik verkündet wurde, etwas so nicht stimmen kann?
Das war sehr bald. Ich war von Mitte Februar bis Anfang März 2020 auf Kur in Badgastein, als in den Medien nach anfänglichem Abwiegeln plötzlich die große Panik ausbrach. Ich wollte zu dem Zeitpunkt aber bewusst nicht so viele Informationen von außen an mich heranlassen, mich nur auf mich selbst konzentrieren. Das Haus war voll, niemand von den 200 Kurgästen wurde krank. Wir hielten zwar Abstand, man gab sich auch nicht mehr die Hand, aber es blieb alles ruhig. Am Ende der Kur war es dann schon so, dass viele verunsichert waren. Man hörte, dass das Haus wahrscheinlich geschlossen würde, die Kuren nur verkürzt stattfinden könnten. Die Aussagen wurden immer widersprüchlicher und ich merkte, dass ich mich nur noch auf mein eigenes Gefühl verlassen kann.
Dann ist mir aufgefallen, dass die Zusendungen von den verschiedenen Vereinen plötzlich sehr gleichartig wurden. Alle propagierten die gleichen Botschaften. In meinem Kärntner Bergwanderführer-Verein, wo ich als ausgebildeter und geprüfter Bergwanderführer Mitglied bin, wurde plötzlich von den neuen Erste-Hilfe-Regeln gesprochen. Man teilte uns mit, dass wir nicht mehr die Mund-zu-Mund-Beatmung machen sollen. Das verstand ich nicht. Ich bin doch als Retter dazu da, Leben zu schützen. Diese Anweisung ging mir völlig gegen den Strich. Es waren viele Erfahrungen, die dazu geführt haben, dass ich der offiziellen Linie nicht mehr folgen konnte.
Es war ein Prozess, Sie haben sich erst selbst mal orientiert?
Auf jeden Fall. Am Anfang waren natürlich die Vorsicht und der Respekt denen gegenüber da, die vielleicht mehr wissen als ich. Aber irgendwann hat die Logik der Argumentation überhaupt nicht mehr gepasst. Ich habe eine philosophische Ausbildung hinter mir, Logik und Vernunft spielen für mich eine große Rolle. Und weder die Aussagen der Medien noch die der Politiker entsprachen den Gesetzen der Vernunft und der Logik.
Kirche und Staat im Gleichschritt
Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Kirche in diesem Prozess verhalten?
Während ich noch auf Kur war, durfte man sich vor Ort frei bewegen. In den Pfarrkirchen von Badgastein und dem benachbarten Badhofgastein standen aber bald Plakate, dass man dem Sitznachbarn zum Friedensgruß nicht die Hand geben und am Platz bleiben solle. Auch die Salzburger diözesane Kirchenzeitung übernahm sofort das Regierungsnarrativ. Das habe ich zunächst zur Kenntnis genommen, aber es kam mir schon sehr merkwürdig vor, dass die Kirche, ohne einen eigenen Nachdenk- oder Diskussionsprozess einzuleiten, „auf Linie“ war. Sämtliche Anordnungen wurden mit den Entscheidungen des Bischofs – also von oberster Stelle – begründet.
Dann mussten die Weihwasserbecken wegen angeblicher Ansteckungsgefahr entleert werden, was mir in zweifacher Hinsicht sehr zweifelhaft erschien. Erstens wurde nie eine Ansteckung auf diesem Wege festgestellt und zweitens handelt es sich dabei um eine wichtige Symbolik für uns Christen. Jeder weiß doch, dass man mit dem Finger, den man in ein Weihwasserbecken taucht, weder Mund noch Zunge berührt, sondern sich ein Kreuz auf die Stirn macht. Anstelle des Weihwasserbeckens wurden Desinfektionsflaschen bereitgestellt. Besonders verstörend war für mich, dass diese in manchen Pfarren ausgerechnet in das Weihwasserbecken gestellt wurden. Desinfektionsmittel als Ersatz für das geweihte Wasser.
So wurde mir immer deutlicher, dass hier etwas stattfindet, was wenig bis gar nichts mit Medizin, sondern mit einer Beeinflussung, mit einer Bewusstheitsveränderung der Bevölkerung zu tun hat. Kirche und Staat zogen das im Gleichschritt durch, verhielten sich wie Synchronschwimmer. Wie weit das wirklich gehen würde, sah man erst später. Aber es war schnell erkennbar, dass etwas faul ist. Viele Menschen haben mir gleichlautend gesagt: „Wir wissen nicht, was los ist, aber irgendwas stimmt da nicht.“
Gerade als es auf Weihnachten und Ostern zuging, wurden die Gefahren hochgeschrieben. Man sollte sich nicht treffen, keine Reisen machen, zu Hause bleiben. Die Feiertage sind offensichtlich Hindernisse für den Staat, irgendeine Agenda durchzusetzen. Aber die Kirche war so treu und folgsam, dass sie zu Ostern sogar die Gottesdienste ausgesetzt hat.
Sie sind ja ein Verschwörungstheoretiker, hier irgendwelche Zusammenhänge zu sehen.
Man hat neue Formulierungen gefunden, die das alles verharmlosen. Man sagt nicht „verboten“ oder „abgesetzt“, sondern „ausgesetzt“. Das deutet an, es wird schon irgendwie weitergehen. Der Gottesdienst – die Unterstützung für die Gläubigen – war jetzt Hindernis und Bedrohung. Die Gläubigen wurden sogar von der Sonntagspflicht entbunden. Wer nicht mehr zum Gottesdienst ging, war offiziell dispensiert. Den Priestern wurde gesagt, sie sollen keine Beichte mehr anhören, weil man da den Menschen zu nahe kommen kann.
Kirche hat Nähe zum Menschen zunehmend verloren
Wie war die Reaktion der Priester?
Diese Anweisung hat einige Priester in innere Konflikte gebracht, weil sie gesagt haben: „Es ist doch meine Aufgabe, den Menschen nahe zu sein“. Manche haben ihre Kirche sofort geschlossen und vielleicht diesen zusätzlichen Urlaub genossen. Andere haben Wege gefunden, um trotzdem eine Versammlung der Gläubigen zu ermöglichen. Aber das war ja sehr strikt reglementiert. So sollte der Pfarrer genau zählen, wie viele sich gleichzeitig in der Kirche befanden. Kam einer hinzu, musste ein anderer die Kirche verlassen. Einige haben sich streng daran gehalten, was mich doch gewundert hat.
Warum?
Nachdem wir bei der Ausbildung zum Pfarrer ein Studium nicht nur in Philosophie, sondern auch in Psychologie absolvieren durften, war mir klar, dass hier etwas mit der Psyche des Menschen gemacht wird. Offensichtlich haben viele Pfarrer das aber nicht begriffen. Das Wissen aus dem Studium scheint verloren gegangen zu sein.
Ich habe das Gefühl, dass sich gerade unter Akademikern eher Anhänger der Maßnahmen befinden. Der normale Hausverstand scheint abgeschaltet.
Ja, das ist auch mein Eindruck. Mancher Akademiker scheint mit der Einstellung zu leben, dass er sich nach Erreichen des akademischen Grades nicht mehr anstrengen muss. Auch die Kirche erscheint saturiert, von der bequemen Lebensweise gesättigt. Man beschäftigt sich mit Dingen, die nicht wirklich lebenswichtig sind. Ein Großteil der kirchlichen Mitarbeiter verbringt ihre Zeit bei Sitzungen oder Tagungen. Das ist eine Art Beschäftigungstherapie. Diese Menschen haben im Lockdown auch nicht wirklich Not verspürt. Sie haben nur das, was sie sonst auch gemacht haben, weiter gemacht. Man trifft sich online und schreibt Protokolle. Es ist schon länger sichtbar, dass die Kirche nicht mehr so nahe am Menschen ist. Und gerade jetzt, wo die Nöte, Sorgen und Ängste der Menschen offensichtlich werden, unterstützt sie die Propaganda der Regierung.
„Man darf nichts hinterfragen“
Die Kirche ist also gut ins politische System integriert?
In Österreich haben wir die Kirche nie als besonders politisch empfunden. Die Privilegien der Kirche wurden nie in Frage gestellt. Jetzt erkennen wir, dass diese sogenannte Freiheit uns in eine Sackgasse geführt hat, aus der wir nicht herauskommen. Die Bischöfe haben nicht erkannt, wohin die Reise geht. Sie sagen, es ist unsere Bürgerpflicht, der Regierung zu folgen. Sie sagen, die Kirche hat die Aufgabe, dem Staat zu dienen. Aber wenn sich dieser Staat verändert, müssen Fragen gestellt werden. Man darf momentan nichts hinterfragen. Ich mache mir Gedanken, warum es keinen Diskussionsprozess darüber gibt, was Bürgerpflicht und was Pflicht der Christen ist. Gehorchen bestimmt nicht.
Ist es nicht die Pflicht des Christen, der Obrigkeit zu gehorchen?
Nein. Kein Christ muss einer weltlichen Macht automatisch gehorchen. Es ist aber in Österreich so, dass bei einer Bischofsernennung in letzter Instanz die Regierung zu befragen ist. So kommt wohl kaum ein Bischof in sein Amt, von dem man Opposition erwartet. Das erklärt möglicherweise die derzeitige einhellige Position der Bischöfe.
Als die Maßnahmen herauskamen und man innerhalb von Tagen und Wochen vom „Konsens aller anerkannten Religionsgemeinschaften“ gesprochen hat, habe ich mich gefragt, wie es möglich war, in dieser Zeit alle staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften an einen Tisch zu bekommen. Die Frage, wie es zu diesem Schulterschluss kommen konnte, ohne dass eine Diskussion unter den Gläubigen in den einzelnen Konfessionen stattgefunden hat, wurde nie beantwortet.
Ich vermute, dass die finanzielle Unterstützung der Religionsgemeinschaften seitens des Staates dabei eine Rolle spielt. Die Kirchen bekamen nämlich aus dem NPO-Fond (Non Profit Organisation) „Entschädigungen“ bzw. einen „Ausgleich für entgangene Einnahmen“ abhängig von der Größe ihrer Gemeinschaft. Die katholische Kirche hat also verhältnismäßig mehr als andere Institutionen erhalten. Das Geld wurde periodisch überwiesen und über die Diözesen in die einzelnen Pfarreien weitergeleitet. Spätestens damit war die Kirche in der Hand des Staates, da sie Geld genommen hat und es zurückzahlen müsste, wenn sie aus den Maßnahmen aussteigen würde.
Ist die Kirche denn ein Betrieb?
Die Kirche wird wie ein Betrieb behandelt, der alles zurückzahlen muss, wenn Maßnahmen nicht umgesetzt werden. Viele haben wohl nicht gewusst, dass sie mit der Annahme des Geldes die Buchhaltung offen zu legen haben. Damit wurde wieder eine Freiheit aufgegeben. Da frage ich mich: Was ist die Kirche? Ein Betrieb mit Einnahmen und Ausgaben oder eine Gemeinschaft von Menschen, die sich im Glauben versammeln?
Ich denke dabei auch an große Firmen oder an Medienkonzerne, die so viel Geld bekommen haben, dass sie ihre Kunden bzw. Abonnenten gar nicht brauchen, weil sie vom Staat viel für Werbung bekommen. Ich sehe die Gefahr, dass es bei der Kirche eine ähnliche Entwicklung nimmt, dass man nicht mehr sieht, worauf es ankommt.
Es gab Gott sei Dank aber auch Pfarrer, die das Geld nicht angenommen und sogar offen gesagt haben: „Ich will das Geld nicht. Das ist Judasgeld.“ Sie wurden immer wieder kontaktiert und aufgefordert, es doch zu nehmen, aber einige sind konsequent geblieben.
Der Widerstand wächst
Wissen Sie, wie viele offizielle Vertreter der katholischen Kirche, insbesondere Priester, sich im Widerstand engagieren?
Diese Frage stellen wir uns oft. Wir wissen es nicht. Es dürften aber nicht allzu viele sein. In Kärnten schätze ich höchstens 10 Priester. Von vier Kollegen weiß ich es. Es beginnt jetzt die Vernetzung. Je schärfer die Maßnahmen sind, die von der Kirche umgesetzt werden, desto mehr trennt sich die Spreu vom Weizen. Da machen einige nicht mehr mit und verlassen die Anonymität.
Eine Gruppe wie die „Christen im Widerstand“, die ich aus Berlin kenne, gibt es in Österreich noch nicht?
Eine derartige Gruppe ist im Entstehen. Mehrere Priester sind schon aktiv, aber die Vernetzung geht über die Diözesen. Es gibt den Brief, der von Prominenten und Künstlern veröffentlicht wurde, an dem sich auch fünf Geistliche, wenn auch nicht namentlich, beteiligt haben. Es werden aber immer mehr, auch aus der konkreten Drucksituation heraus.
Wie meinen Sie das?
Ein aktuelles Beispiel: Ein Kaplan, der einem Pfarrer zugeordnet ist, darf in der Pfarrei nicht mehr zur Dienstbesprechung kommen, weil er nicht 2G erfüllt. Der Pfarrer hat das entweder willkürlich eingeführt oder bekam es von oben verordnet. Die Messe darf er noch mit Test feiern, aber die ganze Situation hat ihn jetzt so weit gebracht, dass er sich anderen mitgeteilt hat. So entsteht die Vernetzung aufgrund von Druck. Die Menschen entscheiden: „Passe ich mich an oder wann ist für mich Schluss?“. In der Kirche, in der der Kaplan die Messe feiert, müssen alle im Gottesdienst eine FFP2-Maske tragen und werden auch ständig auf deren korrekte Nutzung hingewiesen. Ich kenne einige, die in andere Kirchen gehen bzw. gehen müssen, weil diese Vorgabe dort nicht herrscht. Es gibt einen Umdenk- oder genauer einen Nachdenkprozess unter den Gläubigen. Von einer großen Vernetzung sind wir aber noch entfernt. Die Menschen suchen sich ihren persönlichen Platz und teilen dort ihre Erfahrungen mit anderen. Es ist wichtig, über die Ängste und über das, was man erlebt, auch zu sprechen.
Es ist sehr, sehr bedenklich, wenn die Kirche nicht mehr den Schutzraum bietet, in den man mit diesen Ängsten und Schwierigkeiten gehen kann. Es ist tragisch, dass man Angst haben muss, aus der eigenen Kirche ausgeschlossen zu werden.
Man darf auch keine Vergleiche zu früheren Zeiten herstellen. Es ist in der politischen Diskussion ein Tabu, dass man diese Situation mit einer Diktatur oder mit einer anderen Epoche aus der Geschichte vergleicht.
Der Druck ist groß
Ich persönlich lasse mir diesen Vergleich von niemandem nehmen, nachdem meine Familie ja im KZ war. Aber als Nachgeborene der Opfer tue ich mich leicht. Für Sie ist der Druck diesbezüglich größer.
Ja. Der Druck ist groß. Für viele von uns ist es etwas Neues, realisieren zu müssen, dass Unterdrückung oder Unrecht nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart betrifft. Viele suchen noch einen Weg, die Situation zu bewältigen, und sagen sich: „Naja, wenn es nur dies ist, wenn es nur jenes ist, da mache ich noch mit.“ Sie übersehen aber, dass sie sich das nur erlauben können, weil sie beispielsweise in Pension sind oder andere Vorteile genießen. Viele stehen aber in einem Dilemma. Studenten, die ihr Studium nicht abschließen können, junge Menschen, die ihren Führerschein nicht machen können, erleben die aktuelle Krise ganz anders. Es ist wichtig, dass wir uns in die Situation des anderen hineindenken. Wir dürfen nicht sagen: „Das geht mich nichts an. Ich bin nicht betroffen.“ Es betrifft alle, denn jeder trägt zum Staat und zur Gesellschaft seinen Teil bei. Auch wenn ich persönlich kein Problem damit habe, in 2G-Geschäften nicht einzukaufen, wollen wir doch alle belebte Städte, in denen Leute auch eine Arbeit haben. Es ist absehbar, dass unser soziales System verfällt. Wer jetzt noch gemütlich zu Hause sitzt, weil ihn das alles nicht betrifft, könnte sehr böse aufwachen. Dann aber ist es vielleicht zu spät. Man muss gegen diese Diktatur jetzt handeln, jetzt Gesicht zeigen!
Wann haben Sie sich entschlossen, Gesicht zu zeigen und auf die Bühne zu gehen?
Zum ersten Mal stand ich am 11. September 2021 auf einer Bühne.
Ein sehr geschichtsträchtiges Datum.
Ja, das Ereignis vor 20 Jahren war mir bewusst. Ich durfte auf einer Kundgebung im Resselpark in Wien vor tausenden Leuten sprechen.
Wie entstand der Kontakt?
Die Veranstalter kannten mich als Schreiber von kritischen Kommentaren und fragten an, ob ich bereit wäre, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Ich gebe seit zwei Jahren eine Zeitung heraus. Der Fokus lag zunächst auf der Satire. Je klarer und schärfer ich aber geworden bin, indem ich einige reale Texte und Zitate publizierte, desto mehr Widerstand gab es. Manche Leser waren wohl überfordert, andere wollten sich auch nicht eingestehen, dass sie sich geirrt haben. So bekam ich zu hören: „Das ist jetzt aber zu viel. Das brauchen Sie mir nicht mehr zu schicken.“ Immer dann, wenn ich mich nicht nur über die Unsinnigkeit der Maßnahmen geäußert habe, sondern auch auf einen größeren Zusammenhang zwischen den Mächten im Hintergrund hingewiesen und Begriffe wie „Pharmaindustrie“ und „Finanzwesen“ verwendet habe, wurde ich in eine Ecke gestellt. Damit war ich aber auch in der kritischen Bewegung sichtbar.
Blockwarte in der Kirche
Gab es auch Druck seitens der offiziellen Stellen?
Nicht bei mir. Ein Kollege bekam für harmlose Aussagen in seinem Pfarrblatt, die auch nur als Fragen formuliert wurden, eine schriftliche Aufforderung, diese nicht nur zukünftig zu unterlassen, sondern die gesamte Online-Ausgabe der Zeitung zu löschen. Kürzlich bekam er wieder eine Aufforderung, weil diese immer noch auf seiner Homepage zu finden war. Seitens der Zentrale wurden dann zwei Nummern seines Pfarrblatts einfach gelöscht.
So mancher Pfarrer hat inzwischen auch Angst vor der eigenen Gemeinde, da es Gläubige gibt, die in die Kirche gehen und schauen, ob der Pfarrer die Vorschriften auch einhält. Tut er das nicht, rufen sie bei einer Zeitung oder der Diözese an und beschweren sich und tun so, als ob der Pfarrer die Leute in Gefahr bringen würde.
Es gibt also auch in der Kirche die Blockwarte?
Ja, die gibt es. Sie kommen meist aus dem eigenen Bereich. Welche politische Position die kirchliche Behörde und auch die Bischöfe beziehen, erkennt man an einem konkreten Beispiel: Ein Pfarrer hat über das Volksbegehren gegen die Impfpflicht informiert. Dazu hat er ein Informationsblatt in seinen Schaukasten gesetzt. Einfach als Hinweis, dass es die Möglichkeit gibt. Nicht mehr. Er bekam von oberster Stelle die Weisung, diesen Aushang zu entfernen. So weit ist die Einflussnahme bereits, dass sich die kirchliche Behörde darum kümmert, was in einem Schaukasten ausgelegt oder einem Pfarrblatt mit regionaler Verbreitung geschrieben wird.
Befürchten Sie oder Ihre Kollegen wirtschaftlich sanktioniert zu werden?
Ich halte es für möglich. Die Besoldung in der Kirche geschieht aber unabhängig vom Staat. Ich persönlich mache mir keine Sorgen, weiß aber, dass ausländische Priester, die oft nur begrenzte Verträge haben, eine größere Angst haben, dass ihnen das passiert. Im Fall des ungeimpften Kaplans, der nicht mehr an Dienstbesprechungen teilnehmen kann, handelt es sich um einen Priester aus Polen. Da ist es ein Leichtes zu sagen: „Wir können Dich nicht weiter beschäftigen. Du kannst ja nicht mehr mit uns zusammenarbeiten.“
„Corona ist zur Religion geworden“
Abschließend noch eine Frage: Was sagen Sie zu den Impfungen im Stephansdom?
Ich bin da ganz offen und eindeutig, denn ich habe sofort in derselben Woche dem Kardinal geschrieben. Es ist ein Sakrileg. Das ist ein Missbrauch eines heiligen Ortes und an meiner Haltung hat sich bis heute nichts geändert.
Die Impfungen im Stephansdom finden ja nicht in einem Vorbau oder einem Nebenraum, sondern in unmittelbarer Nähe zum Allerheiligsten statt. Die Symbolik sagt ja überdeutlich, dass das Göttliche durch das Weltliche ersetzt wird. Die Begriffe Errettung und Erlösung wurden mehr oder weniger durch die Politik in Beschlag genommen und die Kirche schaut zu, wie man ihr die wichtigsten Begriffe raubt. Hinzu kommt die Herabsetzung der Ungeimpften durch Äußerungen des Dompfarrers, denen nie offiziell widersprochen wurde. Corona ist immer mehr zur Religion geworden, in der freiwillig auf Rechte und auf Freiheiten verzichtet wird. Was aktuell geschieht, kann man rational nicht mehr nachvollziehen.
Wir müssen wieder zurück zu einer Kirche finden, die für die Menschen da ist, die Schutzraum bietet, in dem die Menschen zusammenstehen können. Davon träumen viele, aber bis es soweit kommt, müssen wir noch auf Schlimmeres gefasst sein. Man kann sich in dieser Situation nur selber schützen, indem man die eigene Berufung und den eigenen Weg konsequent lebt.
Danke für Ihre klare Haltung!