Auch in der Schweiz wird der Widerstand gegen staatlich organisierte Kindsfolter, gegen Vorenthaltung oder Erschwernis von unbehindertem Zugang zu Bildung und gegen Grundrechtseingriffe von Kindern und Jugendlichen lauter. Nach der Forderung des Bundesrates, im neuen Schuljahr sämtliche Kinder regelmäßig auf Corona zu testen, läuft nun der Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH), Thomas Minder, Sturm – und lehnt die Massentests kategorisch ab. Aus guten Gründen.
Von Daniel Matissek
Zum einen hätte das erwachsene – und damit statistisch eher gefährdete – Schulpersonal der Schweiz jederzeit die Option, sich impfen zu lassen. Zumindest aus Sicht derer, die an den Nutzen und die Unbedenklichkeit der Impfung glauben, ist damit also der bestmögliche Schutz gewährleistet. Es bedarf deshalb keines additiven Sonderschutzes, indem man jene Teile der Schulgemeinde dauerhaft einschränke, für die Corona ein nicht vorhandenes oder vernachlässigbares Risiko bedeutet: Die Kinder. Was Minder hier nicht erwähnt, jedoch ebenfalls zu bedenken ist: Das Argument, Kinder müssten auch ohne Eigengefährdung geimpft werden, weil sie das Virus ja trotzdem weitergeben könnten, verfängt nicht mehr, seit als gesichert gelten kann, dass auch Geimpfte hochansteckend sind. Bei Delta weisen sie sogar höhere Virenlasten auf als Ungeimpfte.
Zu teuer, überflüssig, unverhältnismäßig
Außerdem sei der Aufwand für die Massentests bei weitem zu groß, so der VSLCH-Chef im Interview mit der „NZZ am Sonntag“. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass versteckte Corona-Fälle mit den Reihentests kaum detektiert werden konnten. Niemand sei also dadurch geschützt, wenn man Kinder dauertestet und damit drangsaliert. Wenn es nach den Ferien zu Schulbeginn in der Schweiz Probleme geben werde, so Minder, dann „sicher nicht wegen des Virus“. Die Verhaltensregeln, sagte er laut dem Portal „südostschweiz.ch“, hätten sich eingespielt, und die Schulen könnten auf Ausbrüche schnell reagieren.
Weiters hinterfragt Minder ganz grundsätzlich den Zweck von gesundheitspolitischen Interventionen im Schulbetrieb, die eine kerngesunde und beschwerdefreie Zielgruppe unter infektiologischen Generalverdacht stellen. Sollten derartige Massentest zur täglichen Routine an den Schweizer Schulen werden, dann widerspräche dies auch jeder Verhältnismäßigkeit gegenüber anderen möglichen Infektionserkrankungen, die für Kinder potentiell noch gefährlicher sind als Covid. „Es gibt ja auch noch andere Viren, etwa Masern oder Grippe. Das kann nicht die Zukunft des Schulalltages sein“, so Minder Wenn sich die Corona-Lage wieder zuspitzt, dann könnten solche „Tests für alle“ womöglich sinnvoll werden. Doch jetzt „sicher nicht“, so der oberste Schweizer Schulleiter.