An Weltfremdheit kaum mehr zu übertreffen: Eine offizielle Ankündigung des Weißen Hauses fabuliert davon, dass ausgerechnet die milde Omikron-Variante aufgezeigt hätte, wie wichtig globale Strategien zur Bekämpfung von Covid-19 seien. Am 12. Mai soll das virtuelle Zweite Covid-19 Gipfeltreffen stattfinden, im Rahmen dessen Lösungen zur Durchimpfung der ganzen Welt erarbeitet werden sollen.
Stand das erste Treffen im September letzten Jahres noch unter dem Motto „Ending the Pandemic and Building Back Better“ (Die Pandemie beenden und besser wieder aufbauen), so entblödet man sich ein halbes Jahr später nicht, noch immer von einer „Akutphase“ der „Pandemie“ zu schwurbeln. Doch auch „zukünftige Gesundheitskrisen“ sollen dieses Mal behandelt werden.
Im Vorfeld des Gipfeltreffens am 12. Mai fordern wir die führenden Politiker der Welt, Mitglieder der Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen, Philanthropen und den Privatsektor auf, neue Verpflichtungen einzugehen und Lösungen zu entwickeln, um die Welt zu impfen, jetzt Leben zu retten und bessere Gesundheitssicherheit aufbauen – für alle, überall.
In der „Gemeinsamen Erklärung der Vereinigten Staaten, Belizes, Deutschlands, Indonesiens und des Senegals zur Ankündigung des zweiten globalen COVID-19-Gipfels“, die auf der Website des Weißen Hauses zu lesen ist, werden im Kern Länder und Investoren aufgefordert, noch mehr Geld in die Hand zu nehmen, um die „Akutphase von Covid-19“ zu beenden und neue Gesundheitssysteme zu errichten. Das oberste Ziel: „Getting shots into arms“ – Impfungen zu verabreichen. Ebenfalls gewünscht: Mehr (lukrative) Tests, mehr (lukrative) Behandlungen, mehr „medizinische Gegenmaßnahmen“ für alle und überall. Und: „Schaffung einer nachhaltigen Finanzierung für Pandemievorsorge, Gesundheitssicherheit und Gesundheitssysteme“. Harmlose Erkrankungen wie Omikron, mit einer Sterblichkeit, die nach offiziellen Behördendaten unter der der Grippe liegt, sollen also unter allen Umständen weiter als Goldesel fungieren.