Eigentlich sollte die OVKS-Militärübung „Unzerstörbare Bruderschaft 2022“ heute beginnen. Doch gestern sagte die kirgisische Führung dieses Training kurzfristig und ohne Begründung ab. Die Spannungen zwischen den Mitgliedern der Militärallianz, die gewissermaßen ein östliches Pendant zur NATO darstellt, nehmen offensichtlich weiter zu.
Im östlichen Hochland der zentralasiatischen früheren Sowjetrepublik Kirgisistan sollten heute eigentlich die viertägigen Kommando- und Stabsübungen „Unzerstörbare Bruderschaft 2022“ der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) stattfinden. Ein Training von Militärs der Mitgliedsstaaten Russland, Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Tadschikistan und Kirgisistan, zu dem auch Beobachter aus fünf weiteren Ländern eingeladen waren.
Wie die Nachrichtenagentur „Associated Press“ berichtet, fand die Absage Bischkeks nur wenige Stunden vor dem geplanten Start statt. Allerdings gab es seitens des kirgisischen Verteidigungsministeriums keine spezifische Begründung für die kurzfristige Absage, wie es in dem Bericht heißt. Es wird damit spekuliert, dass es innerhalb des von Russland geführten Militärbündnisses zu Spannungen kam. Dabei wies man auch auf die Absage der Teilnahme Armeniens an einer gemeinsamen Militärübung in Kasachstan hin, nachdem Jerewan die mangelnde Unterstützung der OVKS bei den Grenzscharmützeln mit Aserbaidschan scharf kritisierte.
Erst im Frühjahr gab es blutige Auseinandersetzungen an der Grenze zwischen Kirgisistan und Tadschikistan, die ebenfalls zu Spannungen zwischen den beiden OVKS-Mitgliedern führten. Russland hat in der zentralasiatischen Republik, die eine lange Grenze mit Afghanistan besitzt, derzeit rund 5.000 Soldaten stationiert.
Gegenüber „Sputniknews“ (in der EU unter Sanktionen stehend, weshalb keine Links erlaubt sind) forderte der stellvertretende kirgisische Außenminister Nuran Nijasaliew die OVKS dazu auf, einen Mechanismus zur Verhinderung von Konflikten zwischen den Mitgliedsstaaten zu etablieren. „Nijasaliew informierte die Teilnehmer des Treffens über die Folgen der Aggression Tadschikistans gegen Kirgisistan und forderte die Länder auf, unverzüglich einen Mechanismus einzurichten, um weitere Fälle bewaffneter Intervention zu verhindern und die friedliche Beilegung aller Meinungsverschiedenheiten zwischen den Ländern in Übereinstimmung mit dem Vertrag über kollektive Sicherheit und der OVKS-Charta zu fördern“, so ein Beamter des Pressedienstes des Außenministeriums laut dem russischen Medium.