Vorwürfe gegen Ärztepräsident Szekeres: Zweite Doktorarbeit nur zusammengeheftete Artikel

Bild: Wohnzimmerarrangement Freepik; am Bildschirm: ORF

Es ist der nächste Fall eines prominenten Österreichers, wo zumindest ein Teil der akademischen Laufbahn in ein äußerst schlechtes Licht gerät. Die Partei MFG hat die Dissertation (Dr. phil.) des äußerst umstrittenen Ärztekammerpräsidenten in der Slowakei ausgehoben – und ist schockiert. Es handelt sich um eine zusammengeheftete Artikelsammlung aus acht Jahren. Es gibt nicht einmal eine Seitennummerierung oder ein Inhaltsverzeichnis, geschweige denn eine wissenschaftliche Schlussfolgerung.

Da könnte man schon fast Zeitungspapier sammeln, in das Wurst eingewickelt wird, und als Doktorarbeit ausgeben. Der Plagiatsverdacht gegen Justizministerin Zadic wiegt bei weitem weniger schwer als die Vorwürfe gegen den SPÖ-nahen Thomas Szekeres, der als exzessiver Corona-Maßnahmen-Hardliner gilt. Es geht nicht darum, dass irgendwo abgeschrieben wurde – es geht darum, dass die so genannte Doktorarbeit, der Szekeres seinen Dr. phil. verdankt, überhaupt keine wissenschaftlichen Kriterien erfüllt.

Darin ist keine gesonderte Arbeitsleistung erkennbar, die sich als Forschung zum Erlangen eines Doktorgrades ausgeben lässt. Vielmehr lässt sich das Papier an Dreistigkeit und Schlampigkeit nicht mehr überbieten. Die alten Artikel von Thomas Szekeres, seiner Ehefrau und anderen Autoren wurden einfach zusammenkopiert und geheftet, ohne dass es eine übergreifende Erklärung dazu gibt, wie die Texte denn zusammenhängen und was sie eigentlich beweisen sollen. Hier wurde nicht einmal der Anschein erweckt, eine wissenschaftliche Arbeit geleistet zu haben, wie es zumindest bei den Plagiatoren pro Forma der Fall ist. Bis zur Klärung der Umstände und Inhalte gilt aus rechtlicher Sicht die Unschuldsvermutung.

In Folge die Presseaussendung der MFG Österreich zum Sachverhalt

Elf Arbeiten kopiert und zusammengeheftet. Nur vier von Szekeres als Erstautor, davon zwei Reviews. MFG-Ärzte veranlassen Überprüfung durch renommierte Universität.

Gerne verweist Ärztekammerpräsident Szekeres auf Experten und „die Wissenschaft“, wenn es um die Diskussion zur Impfpflicht oder zu Impfschäden geht. Viele kritische Arztkollegen wurden so mundtot gemacht oder haben gar ein Disziplinarverfahren aufgebürdet bekommen, da ihr wissenschaftlicher Zugang in Zweifel gestellt wurde. Aber wie wissenschaftlich integer ist die PhD-Dissertation („Doktor phil.“) des Kammerpräsidenten selbst eigentlich?

Ein „Familien phD“?

Fakt ist: Szekeres hat 2003 an der Uni Trnava in der Slowakei promoviert, während er an der MedUni beschäftigt war. Befremdlich ist, dass in der „Dissertation“ kein neues Thema bearbeitet wird, sondern es handelt sich um eine bloße Zusammenheftung von elf Publikationen, die zuvor schon zwischen 1994 und 2002 publiziert wurden. Nur bei vier Arbeiten ist Szekeres überhaupt Erstautor. Zwei davon sind „Reviews“ d.h. sie sind eine Zusammenfassung von Studien anderer Wissenschaftler und sind somit keine eigenständige Studie, wie für ein PhD gefordert. In vier Studien ist seine Ehefrau Erstautorin. Diese Literatursammlung wurde dann unter dem Titel „Enzyme targeted chemotherapy by inhibition of key enzymes of DNA synthesis“ schlampig kopiert und dann einfach zusammengeheftet. Ohne dass es zu diesem Thema eine eigenständige, übergreifende Abhandlung gäbe, wie es für eine Dissertation Standard ist.

Viele Mängel

Die wissenschaftliche Qualität dieser Arbeit ist fragwürdig. Hier eine Auflistung einiger gravierender Defizite:

  • keine Einleitung, kein Inhaltsverzeichnis und kein Literaturverzeichnis
  • keine übergeordnete wissenschaftliche These (ergo auch nicht bewiesen)
  • kein übergreifender Themenbereich mit präziser Forschungsfrage
  • Keine Angaben zu einem Betreuer oder einer betreuenden Abteilung
  • Keine Angaben zu einem Rigorosum und zur Veröffentlichung
  • Keine Durchnummerierung – die Arbeit beginnt mit der Seite 118 (!)
  • Es findet sich kein Datum außer der Jahreszahl 2003 – unklar ist wann wurden die Unterlagen eingereicht, wann geprüft, wann genehmigt, wann publiziert?
  • Keine einzige wissenschaftliche Arbeit in der „Dissertation“ beruht auf Forschung an der Universität Trnava oder wurde mit einem Kooperationspartner aus dieser Universität erstellt. Alle Arbeiten sind an der Universität bzw. MedUni Wien entstanden.

MFG-Ärztegruppe verlangt Aufklärung

Die MFG Ärzteliste rund um Univ. Prof. a.D. Andreas Sönnichsen und DDr. Christian Fiala hätte jetzt gerne vom Kammerpräsidenten gewusst:

  • Warum hat der Kammerpräsident im Jahr 2003 seine PhD-Arbeit ausgerechnet an der Universität Trnava erstellt und eingereicht und nicht an der MedUni-Wien, an der er damals beschäftigt war und an der auch die wissenschaftlichen Publikationen entstanden sind? An der MedUni-Wien bestand damals ebenfalls die Möglichkeit eines PhD Studiums.
  • Hat Szekeres überhaupt in der Slowakei studiert? Wenn ja: wie war das mit seinem Fulltime-Job an der MedUni Wien kompatibel?
  • Gab es eine kommissionelle Prüfung an der slowakischen Uni? Wenn ja: wer war beteiligt? Wer war der Doktorvater? Welche Expertise hatte dieser?
  • Und schließlich, wie vereinbar ist ein derartiges Unterlaufen wissenschaftlicher Standards eines Doktortitels, mit seiner Vorbildfunktion als Präsident der Ärztekammer?

Ein slowakischer Arzt hat sich über diese Arbeit empört und dann an die MFG gewandt. „Wir haben die „Arbeit“ geprüft und waren entsetzt über die offensichtlichen Unzulänglichkeiten“, so Christian Fiala von der MFG Ärzteliste. Eine PhD-Arbeit sei ein enormer wissenschaftlicher Aufwand – in Österreich wäre ein akademischer Titel für eine solche Arbeit wohl nicht möglich. „Der Kammerpräsident hat die Wissenschaft in der Corona Krise wie eine Monstranz vor sich hergetragen und alle Ärzte, die eine andere wissenschaftliche Meinung vertraten, mit Disziplinarverfahren verfolgt. Jetzt sehen wir eine PhD-Arbeit, die den Ruf der Ärzteschaft und der Ärztekammer ramponiert“, so Fiala. Andreas Sönnichsen bekräftigt: „Wir werden die Disziplinarkommission der Ärztekammer einschalten und Rektor Müller von der MedUni Wien – wo Szekeres unterrichtet – zum Handeln auffordern. Darüber hinaus werden wir ein Gutachten von einer renommierten Universität über diese Arbeit einholen.“

Die „Dissertation“ von Kammerpräsident Szekeres (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) ist im Archiv der Bibliothek der Uni Trnava unter „C-Sklad, 615/Sze 038071“ in gedruckter Version zu finden und kann nur nach Vorbestellung im Lesesaal der Bibliothek eingesehen werden. (http://ezp.truni.sk/opac/openURL?sid=B062938)

Die gesicherte Arbeit ist hier zum downloaden:
https://we.tl/t-kxOU6Sf0sh

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