Die kanadische Provinz Ontario demonstriert aktuell eindrücklich, wie sinnlos eine Impfpflicht ist: Während die Provinz Quebec den verhängten Impfzwang für medizinisches Personal bereits zurückgenommen hat, hält man in Ontario trotz massivem Pflegekräftemangel stur daran fest – doch die Wirkung dieser angeblich so wichtigen Maßnahme geht gegen Null. Sie dürfte die Versorgung der Heimbewohner nur noch weiter erschweren.
Das Personal in den Pflegeheimen ist nicht nur doppelt geimpft, sondern mehrheitlich bereits geboostert. Ontario hat eine Booster-Pflicht verhängt, nach der Mitarbeiter bis zum 28. Januar ihre Auffrischungsimpfung vorweisen müssen, um weiter ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen. Freilich ist für viele Pflegekräfte das Maß nach der doppelten Impfung bereits voll, sodass ein Teil der Belegschaft den Booster bisher verweigert hat und erhebliche Zweifel bestehen, ob die Frist zum 28. Januar in Anbetracht des schon bestehenden Personalmangels eine gute Idee ist. Jedoch: Am 12. Januar waren laut Medienberichten immerhin bereits 64 Prozent aller Mitarbeiter in den Pflegeheimen dreifach geimpft.
Unter den Heimbewohnern ist man indes noch einen Schritt weitergegangen: Hier hat man längst damit begonnen, Viertimpfungen zu verabreichen.
Das alles ändert jedoch nichts daran, dass im Zuge der Omikron-Welle die Infektionszahlen in den Heimen in nie dagewesenem Ausmaß in die Höhe schießen. Mehr als die Hälfte von Ontarios 626 Pflegeheimen verzeichnet Corona-Ausbrüche. Rund 4.100 Mitarbeiter gelten derzeitig als aktive Covid-Fälle – bei den Bewohnern sind es 2.600. Von schweren Krankheitsverläufen ist keine Rede, jedoch landet positiv getestetes Personal zwangsweise in Quarantäne und kann entsprechend nicht arbeiten.
„Wieder einmal hören wir von Bewohnern, ihren Familien und Mitarbeitern an vorderster Front von massivem Personalmangel und Bewohnern, die tage- oder sogar wochenlang in ihren Zimmern eingesperrt sind“, mahnte Andrea Horwath, Obfrau der Neuen Demokratischen Partei Ontarios, in einem Brief an Premier Doug Ford.
Die Versorgung der Bewohner ist demnach nicht nur gefährdet, sondern kann schon jetzt nicht mehr gewährleistet werden. Aus Verzweiflung wendet man sich nun bereits an die Familien von Heimbewohnern, um diese als Helfer zu engagieren. Des Weiteren sollen Mitarbeiter örtlicher Arztpraxen bei noch mehr Impfungen helfen und bei Restaurants nach Unterstützung für das Küchenpersonal in den Heimen gefragt werden.
Auf ungeimpftes (und bald ungeboostertes) Pflegepersonal möchte man offensichtlich nicht zurückgreifen – zweifelsfrei zum Leidwesen der Pflegeheimbewohner. Aber deren Wohl liegt der Politik weltweit offenbar ohnehin kaum am Herzen.