Seit einiger Zeit arbeiten Russland und der Iran an einer „strategischen Partnerschaft“. Laut Russlands Außenminister Sergej Lawrow steht das Abkommen bereits kurz vor dem Abschluss. Beide Länder werden vom Westen sanktioniert und sehen in einer verstärkten Kooperation deutliche Vorteile. Die westliche Vormachtstellung gerät durch solche Bündnisse immer stärker unter Druck.
Russland und der Iran stehen kurz vor dem Abschluss eines umfassenden zwischenstaatlichen Abkommens, das ihre Beziehungen auf eine neue Stufe heben und eine „strategische Partnerschaft“ begründen soll. Dies gab der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag bei einer Rede am Moskauer Staatsinstitut für Internationale Beziehungen (MGIMO) bekannt. „Es ist symbolisch, dass wir in allernächster Zukunft die Arbeit an einem neuen zwischenstaatlichen Abkommen abschließen müssen – es sind nur noch technische Details übrig“, erklärte Lawrow laut in der EU zensierten russischen Staatsmedien. „Dies wird ein symbolischer Schritt in unseren Beziehungen zur neuen iranischen Führung sein.“
Der neue iranische Präsident Masoud Pezeshkian, der im Juli nach dem Tod seines Vorgängers gewählt wurde, hat Russland bereits als „geschätzten strategischen Partner“ bezeichnet und eine weitere Stärkung der Beziehungen zu Moskau in Aussicht gestellt. Die sich anbahnende russisch-iranische Allianz ist Teil eines größeren geopolitischen Trends, bei dem sich in den letzten Jahren vermehrt neue strategische Partnerschaften zwischen Staaten gebildet haben, die die Vormachtstellung des Westens herausfordern wollen.
Lawrow betonte in seiner Rede die Bedeutung gemeinsamer Infrastrukturprojekte wie den Nord-Süd-Transportkorridor, der St. Petersburg direkt mit dem Persischen Golf und dem Indischen Ozean verbinden soll. Auch die Zusammenarbeit im Energiesektor, etwa beim iranischen Atomkraftwerk Buschehr, soll ausgebaut werden. „Die Zahlen, die das Wachstum des Handelsvolumens und des Investitionsvolumens widerspiegeln, sprechen für sich. Diese Zahlen steigen ständig. Wir haben also eine glänzende Zukunft vor uns“, so der russische Chefdiplomat.
Die verstärkte Kooperation zwischen Moskau und Teheran findet zu einer Zeit statt, in der beide Länder westlichen Sanktionen ausgesetzt sind. Im Juni unterzeichnete der russische Energieriese Gazprom eine strategische Absichtserklärung über Erdgaslieferungen in den Iran. Zudem wurde 2022 ein massives Energieabkommen im Wert von 40 Milliarden Dollar geschlossen.
Die russisch-iranische Annäherung ist beispielhaft für eine Reihe neuer geopolitischer Allianzen, die in den letzten Jahren entstanden sind und die westliche Hegemonie zunehmend in Frage stellen. Dazu gehören etwa die von China vorangetriebene „Neue Seidenstraße“-Initiative oder die Erweiterung der von Russland geführten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), der der Iran im Juli 2023 als Vollmitglied beitrat.
Auch die BRICS-Staatengruppe, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, hat ihre Zusammenarbeit intensiviert und plant eine Erweiterung um weitere aufstrebende Volkswirtschaften. Ziel ist es, ein Gegengewicht zu den westlich dominierten internationalen Institutionen zu schaffen.
Diese neuen Partnerschaften und Bündnisse zielen darauf ab, eine multipolare Weltordnung zu etablieren und die wirtschaftliche und politische Dominanz der USA und ihrer Verbündeten zu reduzieren. Sie spiegeln den wachsenden Einfluss aufstrebender Mächte wider und könnten die globalen Machtverhältnisse in den kommenden Jahrzehnten nachhaltig verändern.
Experten sehen in der sich abzeichnenden russisch-iranischen Allianz einen weiteren Baustein in diesem geopolitischen Umbruch. Sie warnen jedoch auch vor möglichen Spannungen und Konflikten, die aus der zunehmenden Blockbildung und dem verschärften Wettbewerb um Einfluss und Ressourcen resultieren könnten.