Die Ungerechtigkeit des deutschen Sozialsystems ist inzwischen in aller Munde: Die Beitragszahler blechen horrende Summen für Leistungen, die sie nicht in Anspruch nehmen. Exakt dasselbe geschieht übrigens auch bei den Rundfunkgebühren. Während man beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk das Geld mit vollen Händen zum Fenster herauswirft und dafür immer höhere Beiträge verlangt, sendet man mehr und mehr ins Leere. Ein Vergleich von Zuschauerzahlen legt nahe: Der Staatsfunk dürfte in den letzten Jahrzehnten mehr als 60 Prozent an Reichweite eingebüßt haben.
Der Rundfunk-Kritiker Lutz Olaf hat auf X kürzlich die Zuschauerzahlen der “Top 10 TV-Sendungen” vom 20. bis 24. aus dem Jahr 1985 mit denen aus dem Jahr 2025 verglichen.
In den 80ern konnten ARD und ZDF noch Millionen Zuschauer vor den Fernseher locken: Ein Fußballspiel verzeichnete knapp 16,5 Millionen Zuschauer, die Sendung “Schöne Ferien” immerhin 14,8 Millionen. 12,3 Millionen Menschen begeisterten sich für die Eishockey-WM, mehr als 12,1 Millionen sahen eine Show namens “Einer wird gewinnen”. Der John-Wayne-Klassiker “Rio Lobo” fesselte knapp 11,2 Millionen Menschen vor der Flimmerkiste.
TV-Zuschauerzahlen im Vergleich, 1985 vs. 2025.
— Lutz Olaf (@LutzOlaf) May 20, 2025
Vergleich ist nicht 100% seriös, aus Gründen. Zeigt aber das Problem. 60%-80% Reichweitenverlust bei TV. Irgendwie sowas.
Weder hat ÖRR ins Digitale umgeschichtet, noch hat ÖRR gekürzt. ÖRR murkst einfach weiter, wie in den 80ern. https://t.co/Xd0gW8i6fQ pic.twitter.com/gui6bLe19D
Die BRD hatte damals etwas über 61 Millionen Einwohner. Lutz berechnete aus den Zuschauerdaten einen Durchschnittswert von 11.267.000 Zuschauern pro Top 10-Sendung. Das heißt: Diese Top-Sendungen interessierten im Schnitt 18,5 Prozent der Bürger.
Sprung ins Jahr 2025: Daten der AGF Videoforschung ergeben ernüchternde Zuschauerzahlen für die “Top-Sendungen” von ARD und ZDF. Auf Platz eins schaffte es der Spielfilm “Mord in Wien – Der letzte Bissen” – aber mit nur etwas über 5,7 Millionen Zuschauern. Zwei Sendungen der Tagesschau, ein Tatort (“Im Wahn”) und ein Film der Reihe “Nord Nord Mord” folgten im Ranking und erreichten 5,7 bis (aufgerundet) 5,3 Millionen Zuschauer. Und das bei nun mehr knapp 84 Millionen BRD-Einwohnern. Der durchschnittliche Anteil hier: nur noch 6,2 Prozent. Ein Reichweiten-Verlust von 66,3 Prozent.
Natürlich haben sich die Zeiten geändert: Streaming-Anbieter erfreuen sich großer Beliebtheit, das als verstaubt geltende Programm des ÖRR interessiert gerade jüngere Menschen überhaupt nicht. Um informiert zu sein, muss man den Fernseher nicht einschalten – das Internet bietet alle Informationen.
Aber: Warum sollten die Bürger immer höhere Beiträge für ein Programm zahlen, das selbst im Optimal-Fall der “Top-Sendungen” nur 6 Prozent der Bevölkerung interessiert? Auch viele ÖRR-Projekte im Internet fallen negativ auf: Beiträge verzeichnen kaum Reaktionen, Kanäle schicken Posting um Posting in ein Vakuum. Dennoch soll die Allgemeinheit dafür aufkommen. Es sei daran erinnert, dass ARD und ZDF gegen den Stopp der angepeilten Beitragserhöhungen sogar Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht haben. Der kleine Anteil an interessierten Bürgern kann für den Konsum der Programme ja Beiträge zahlen – der Rest sollte nach landläufiger Meinung jedoch nicht mit Geldforderungen belästigt werden für etwas, das er als uninteressant (oder in vielen Fällen gar als Schund und Propaganda) empfindet.
Lutz selbst schloss mit einem provokanten Fazit: Niemand dürfe derartige Zahlen erfahren – man sei stattdessen bei den Sendern dazu übergegangen, Reichweiten mit Umfragen zu “belegen”. Man wolle sich nicht eingestehen, dass man mit 10 Milliarden Euro pro Jahr “ins Leere” sende, so Lutz. Leider hat derartiger Betrug am Bürger in Deutschland aber Tradition. Nicht umsonst gilt die BRD z.B. für Amerikaner längst als sozialistisch.