Wir wollen die Freude der Österreicher über Basti Fantastis Wiederwahl im Kreise seiner Getreuen nicht trüben. Sebastian Kurz, von manchen auch Don Sebastiano genannt, ließ sich in allen Zeitungen mit einem fulminanten Parteitags-Wahlergebnis von 99,4% feiern. Nachdem die Kleine Zeitung ihren Bericht nachkorrigieren musste, fällt allerdings ein kleines Detail auf: Wahlberechtigt waren eigentlich 614 Delegierte, nicht 537. Freilich sind 86,9 Prozent auch ein gutes Ergebnis, aber eben nicht auf einer Stufe mit den ehemaligen Parteichefs der UDSSR.
Eine Teil-Satire von Willi Huber
Man muss es Gernot verzeihen, mit den Zahlen hat er es nicht so. Abgesehen davon ist nicht davon auszugehen, dass der Herr Finanzminister Wahlergebnisse selbst ausrechnet. Wer weiß, vielleicht hätte sein fabuloser Parteichef sonst 99.940.000,00 Prozent Zustimmung erhalten. Das sind ja nur ein paar Nullen. Tatsächlich gibt es über die Abstimmung am ÖVP Parteitag noch etwas mehr zu wissen, wie aus nachfolgend gezeigtem Screenshot aus der sonst so kurztreuen Kleinen Zeitung hervorgeht.
Berechtigt zur Abstimmung waren also insgesamt 614 Personen, so die Kleine Zeitung. Hinsichtlich der Darstellung hat es wohl einen kleinen klärenden Anruf gegeben. 77 Delegierte – welch schöne Schnapszahl – blieben lieber zuhause, als den „von allen geliebten“ Sebastian hoch leben zu lassen und vor den Augen der Öffentlichkeit kritiklos zu preisen. Herr Kurz, Garant für satte Mehrheiten, muss fehlerfrei gezeigt werden. Er macht alles richtig, parteiinternen Widerspruch gibt es nicht.
533 Jubelstimmen
Rechnet man das Ergebnis nach, stellt man fest, dass es offenbar zu einer Stimmenthaltung kam, die ebenso dem ehemaligen Chefpiloten des Geilomobils zugeschrieben wurde. Offiziell gab es bei 537 anwesenden Stimmberechtigten 533 Jubelstimmen für Kurz und drei Gegenstimmen. Bleibt eine Enthaltung übrig. Ohne diese ihm zugerechnete Stimme hätte er „nur“ 99,3 Prozent erreicht. Immer noch ein Ergebnis, zu dem wohl auch Fidel Castro anerkennend genickt hätte.
Böswillige Spitzfindigkeiten
Rechnet man nun aber noch die Abwesenden, prinzipiell stimmberechtigten Delegierten mit ein, wurde Kurz mit 86,8 Prozent bestätigt. Natürlich sind all das nur Spitzfindigkeiten. Letztendlich musste man der Öffentlichkeit zeigen: Von den 98,7 Prozent im Jahr 2017 ging es noch weiter bergauf, sogar höher als bei Reinhold Mitterlehner, der 2014 einen Wert von 99,1 Prozent erzielen konnte. Vielleicht sind die 99,4 ja auch eine nur Insidern bewusste Spitze gegen den ehemaligen Parteichef. Mit diesem soll die Chemie seit der eher an einen Putsch gemahnenden Amtsübergabe nicht mehr so toll stimmen, wie in früheren gemeinsamen Urlaubstagen.
Übrigens empfehlen wir Ihnen die Bildstrecken vom Parteitag – ohne die Bilder selbst zu zeigen. Wir werden für solche Bilder keine Lizenzrechte bezahlen. Aber sehen sie sich an, wie großartig das Corona-Konzept bei dieser Veranstaltung war. Da können Sie gut erkennen, welche Regeln und Maßnahmen für die Partei gelten – und welche für den kleinen Steuerzahler, der all dies finanziert. Ich hoffe, auch Sie fühlen sich zu 99,4 Prozent gut vertreten.
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