Massenschlägereien zwischen verfeindeten Familienclans gehören in Deutschland zunehmend zum Stadtbild. Die Politik registriert derzeitig eine besorgniserregende Veränderung im Clan-Milieu: Auch Syrer bauen sich neben libanesisch-türkischen Clans nun zunehmend kriminelle Strukturen auf. Der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft NRW warnt aktuell vor „ganzen Dorfgemeinschaften“, die eingewandert sind und den deutschen Rechtsstaat untergraben. Die innere Sicherheit in Deutschland erodiert.
Mitte Juni kam es im Ruhrgebiet zu Massenschlägereien. Zunächst waren am Donnerstag (15. Juni) in Castrop-Rauxel größere Personengruppen aufeinander losgegangen, am Freitagabend (16. Juni) kam es dann im nur 30 Kilometer entfernten in Essen zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei großen verfeindeten Gruppen. Die Bilanz der Polizei für diese beiden Einsätze: 700 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, dazu Diensthunde und Hubschrauber. 462 Personenkontrollen, 141 sichergestellte Gegenstände, darunter eine Maschinenpistole und 43 Messer. 224 Platzverweise, 63 Betretungsverbote, 37 Strafanzeigen, aber nur zwei vorläufige Festnahmen.
Solche gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen immer wieder vor, doch etwas ist dieses Mal anders: Konflikte zwischen libanesischen und syrischen Familien waren Grund für die Kämpfe. Bisher wurden die Clan-Milieus vor allem von libanesisch-türkische Clan-Kriminellen beherrscht, syrische Täter waren eher Mitläufer und Boten. Nun scheint sich eine Änderung anzubahnen.
„Diese Vorfälle im Ruhrgebiet Anlass dafür, intensiv zu prüfen, inwieweit wir neben den türkisch-arabisch-stämmigen Clans auch andere Strukturen unter dem Phänomen der Clankriminalität im Blick haben müssen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am 21. Juni in einer Sondersitzung. „Wir haben es mit einer Pulverfassmentalität und einem Konflikt zu tun, der auf den Straßen deutscher Großstädte nichts zu suchen hat. Nicht alles findet als organisierte Kriminalität in den Hinterzimmern statt, aber es gehört zur Clankriminalität dazu.“
„Bei uns gilt das Recht des Staates und nicht das Recht der Familie“, betonte Reul gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Er kündigte an, die Szene aufmerksam im Blick behalten zu wollen und weiterhin konsequent einzuschreiten.
Auslöser für den kürzlichen Clan-Krieg sollen Streitigkeiten zwischen zwei elfjährigen Kindern gewesen sein. Nach den Auseinandersetzungen soll ein „Friedensrichter“ zwischen den rivalisierenden Großfamilien vermittelt haben. Die libanesischen und syrischen Clans regeln also ihre Auseinandersetzungen am Staat vorbei. Daher lehnen Sicherheitsbehörden solche Vermittler ab, denn nach Einschätzung der Experten schaffen sie eine Paralleljustiz und untergraben das geltende Rechtssystem.
Erich Rettinghaus, NRW-Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, erklärte auf WELT-Anfrage, dass dieser Friedensschluss eine Verhöhnung unseres Rechtsstaates war und man sich so etwas nicht bieten lassen dürfe.
„Wir müssen diese neuen syrischen kriminellen Clans stärker in den Blick nehmen, ebenso wie Kriminelle aus anderen Herkunftsstaaten“, so die Forderung von Rettinghaus. Durch die Familienzusammenführung im Rahmen der Zuwanderung seien „ganze Dorfgemeinschaften“ aus Syrien nach Deutschland gekommen. „Wir erleben, dass sich darunter auch Kriminelle befinden. Sie wollen den anderen Clans hier Konkurrenz machen.“ Rettinghaus übt Kritik daran, dass sie hier viele Vorzüge und Freiheiten hätten, aber gleichzeitig den Rechtsstaat mit Füßen träten. „Sie leben in patriarchalen Familienstrukturen, in der nur das eigene Recht zählt. Diese Familien sind wie ein Kleinstaat. Dort werden die deutschen Gesetze nicht anerkannt.“
Das Landeskriminalamt spricht in einem internen Bericht eine Warnung vor „weiteren Auseinandersetzungen auch im öffentlichen Raum“ aus, mit der Begründung, dass ein „grundsätzlicher Konflikt zwischen Personen aus den syrischen und libanesischen Familienverbünden“ auch in Dortmund bestehen würde. Damit scheint der Frieden im Ruhrgebiet äußerst fragil zu sein.
Clans tragen ihre Interessenkonflikte mit Gewalt auf deutschen Straßen aus. Durch die Massenmigration werden die Konflikte in den Heimatländern der Zuwanderer nach Deutschland importiert. Mit Blick auf die Migranten-Krawalle in Frankreich stellt sich die Frage, wie lange es noch dauert, bis wir derartige Zustände auch in Deutschland haben. Wie sagte einst Peter Scholl-Latour so treffend: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta“.