Es ist eine bekannte und bewährte Methode von Regimes, ihre Gegner durch Zersetzung zu zermürben. Durch ausgeklügelte Strategien hetzt man sie aufeinander oder „dreht sie um“, damit möglichst viele ihre letzten Hoffnungen und die Zuversicht verlieren, dass Widerstand eine Chance hat. Die Wandlung von Gerald Grosz von einem der beliebtesten, schärfsten und pointiertesten Impfgegner hin zu einem Impfbefürworter mag vielleicht nur persönliche Gründe haben – doch die Wirkung ist verheerend.
Ein Kommentar von Willi Huber
Der offen homosexuell lebende Grosz ist ein Hansdampf in vielen Gassen. Zumeist äußert er sich kritisch gegenüber den Mächtigen, den Regierenden, den Korrupten. Er macht das, weil er ein brillanter Redner ist, meist mit einem Humor, der ihm die Zustimmung eines großen Publikums sichert. Seine Sendungen auf OE24 – Fellner TV sind legendär und erreichen hunderttausende Zuseher. Er war ein Vorkämpfer gegen Corona-Wahn und Impfzwang, fand immer passende Worte. Die Krankheit „ein Schnupfen“, die Impfstoffe experimentell, die Maßnahmen schädlich und überschießend.
Die Freiheit, sich impfen zu lassen
Doch nun ist alles anders. Am 13. Juli verkündete Grosz über seine Social Media Kanäle, dass er sich impfen ließ. Dies ausgerechnet mit den Farben Gelb und Türkis hinterlegt, letztere zufällig die Parteifarbe von Sebastian Kurz. Seine Liebe zu Türkis entdeckte Grosz in seinen Postings erst vor etwa einer Woche (exakt: am 8. Juli), zuvor sucht man diese Farbe bei ihm vergebens. „Ich habe mir die Freiheit genommen, mich nun gegen Corona impfen zu lassen.„
Oberster Impfgegner beschimpft … Impfgegner
Zahlreiche Fans und Leser reagierten entsetzt, manche sicherlich auch beleidigend – wie der Tonfall in Sozialen Medien eben ist. Daraufhin begann Grosz seine Fangemeinschaft zu beschimpfen. Er setzte Impfgegner mit Impfjublern gleich obwohl er selbst monatelang quasi der „oberste“ Impfgegner war – zumindest wenn man seiner eigenen Wahrnehmung seiner Reichweite folgt.
Anhand einiger Reaktionen muss ich erkennen: die Befürworter einer Impfpflicht und die radikalen Impfgegner sind von demselben Holz geschnitzt: Es herrscht Zwang und Bevormundung. In der gesamten Debatte habe ich seit Monaten wie eine tibetanische Gebetsmühle dafür plädiert, dass jeder Mensch frei eine Abwägung zwischen Risiko und Nutzen treffen soll. Diese ist für mich ausgefallen und ich habe in meinem und im Interesse meiner Umgebung eine Entscheidung getroffen.
Gerald Grosz, Facebook, 13. Juli 2021
Kritiker „verblödet“, „Gehirnzellen verbrannt“
Hat allein die Debatte über Corona die letzten Gehirnzellen verbrannt, verblöden die Menschen wirklich mit zunehmender Dauer dieses Wahnsinns, reduziert sich die Hirnleistung wirklich darauf, seine Verdauung zu Papier zu bringen? Ist es wirklich so weit gekommen, dass radikale Impfpflichtbefürworter und extreme Impfgegner mit gegenseitigen Zwängen und exakt denselben Vorwürfen das ganze Volk in Geiselhaft nehmen wollen?
Gerald Grosz, Facebook, 14. Juli 2021
Grosz ist ein weiteres Beispiel eines Umfallers, der sich mit dem herannahenden Wind dreht. Welche Hintergründe seine Entscheidung wirklich hat, werden wir wohl nie erfahren. War es eine Laune des Moments im Vorbeigehen an einer „Impfstraße ohne Voranmeldung“, hat ihn ein Wiener Impfkonzert bewegt oder war es doch das günstigere Menü bei einer großen Burgerkette? Oder, ganz ohne zu scherzen, die Angst um die eigene Existenz weil jemand auf ihn Druck ausübt oder umgekehrt lukrative Versprechen gemacht hat, sollte er die Seite wechseln? Für Grosz mag es nur eine kleine Entscheidung sein, eine „freie Entscheidung“ wie er immer wieder betont. Das ist schon richtig. Doch wenn man sich zum Sprachrohr und Vorbild einer Bewegung aufschwingt und dann komplett konträr zu all jenem handelt, was man monatelang gepredigt hat, dann ist die Folge nicht nur sprachlose Verwunderung.
Die Strategie der Zersetzung
Es ist eine tiefe Wunde in der Gemeinschaft der Impfgegner und Freiheitsliebenden, denn eine weitere prominente Stimme gegen den totalitären Impfwahn ist damit von einem Moment auf den anderen Geschichte geworden. Wie eingangs erwähnt, zählt das „Umdrehen“ von Führungspersonen der Opposition zu den Lieblingsspielen in Regimes, die ihre Macht mit Zersetzung festigen. Dies wurde auch in den letzten Jahrzehnten dutzende Male beobachtet, sei es bei Occupy, der Pegida, der AfD, der FPÖ oder den deutschen Querdenkern. Immer wieder beginnen Führungspersönlichkeiten kleine und große „Kriege“ gegeneinander, werden ihren bisherigen Werten und Prinzipien untreu oder laufen gar zur Gegenseite über. Dabei ist es unerheblich, ob man Grosz zu seiner Handlung angewiesen hat, ihn unterschwellig beeinflusste oder ob er es gänzlich aus freien Stücken tat. Denn die Wirkung ist in jedem Fall dieselbe – sie steigert die Verzweiflung jener, die weder Lust auf eine Impfung mit experimentellen Gen-Impfstoffen haben, noch in einer Diktatur leben wollen.
Alles Zufall
Da bekommen Grosz kritische und ablehnende Anmerkungen zu Freimaurern, die er „als homosexueller Christ“ nicht wählen könne, auch einen schalen Beigeschmack. Dass man ausgerechnet die Farbe der österreichischen Freimaurerei – und der neuen ÖVP – für eine so zentrale Botschaft wählt, mag Zufall sein, wie so vieles angeblich nur Zufall ist. Zufall ist sicher auch die Mitgliedschaft beim St. Georgs Orden, eine Eigenschaft die er sich mit Norbert Hofer teilt. Gelb, so ein Zufall, ist die Farbe der Habsburger und somit auch dieses Ordens der als Vorfeld der Freimaurerei gilt. Auf den informierten Beobachter wirkt all das allerdings sehr seltsam. Ich für meinen Teil werde in Hinkunft keine Grosz Videos, keine Grosz-Duelle bei Fellner, keine Grosz Kommentare in Medien mehr konsumieren und sie auch nicht mehr teilen. Das kurze Stück des Weges, das wir uns im vermeintlichen Wunsch, dasselbe zu erreichen geteilt haben, ist nun an einer Gabelung angekommen. Grosz ist einer von jenen, die sich selbst treuer sind als anderen, die ohne große Skrupel bereit sind, abzubiegen. Wir bei Report24 werden hingegen stabil geradeaus weitergehen und unseren Prinzipien treu bleiben.