Die Finanzierung ist gesichert, alles steht in den Startlöchern – doch die Pharmariesen hinter den mRNA-Impfstoffen verweigern ihre Mitarbeit: In Afrika soll eigentlich eine großangelegte Studie zur Wirksamkeit der Covid-Vakzine von Pfizer und Moderna durchgeführt werden. Dabei geht es nicht nur speziell um die Effektivität bei der südafrikanischen „Beta“-Variante, sondern auch um die Erprobung der Impfstoffe bei immungeschwächten HIV-Patienten.
14.000 Versuchspersonen aus acht afrikanischen Ländern sollen teilnehmen. Es ist die wichtigste noch durchzuführende Studie im gesamten Portfolio der bisher von der US-Regierung finanzierten COVID-19-Impfstoffstudien für Erwachsene, findet Lawrence Corey vom Fred Hutchinson Cancer Research Center, der die Organisation der Studie unterstützt hat. Immerhin zeigen andere Impfstoffe bei der südafrikanischen Corona-Variante bisher geringe Schutzwirkungen – bei AstraZeneca etwa liegt die Wirksamkeit bei nur rund 11%, wie das berichtende Science-Magazin auf Basis von Daten des Covid-19 Prevention Networks darlegt. Bei HIV-Patienten schneiden manche Impfstoffe wie Johnson & Johnson noch schlechter ab. Außerdem sollen schwangere Frauen in die Studie mit einbezogen werden, sodass auch hier neue Daten zur Sicherheit der Impfstoffe zu erwarten wären.
Pfizer und Moderna sind daran jedoch scheinbar wenig interessiert.
Sorgen wegen Nebenwirkungen?
Ein Sprecher von Pfizer verkündete, die Studie sei unnötig: Es gäbe bereits Hinweise, dass das Vakzin gut gegen die südafrikanische Variante wirke. Warum sollte man diese dann wissenschaftlich anhand einer größeren Stichprobe absichern? Auch die Effektivität und Sicherheit des Impfstoffs für die zahlreichen HIV-Patienten ist für Pfizer wohl von wenig Relevanz.
Moderna stellte eine Teilnahme zunächst in Aussicht, bekam dann aber doch kalte Füße. Der Grund dafür: Haftungsfragen bei Nebenwirkungen des Impfstoffes – und ein Unwille, sich mit den wichtigen Fragen zur Pharmakovigilanz, sprich: der Sicherheit des Vakzins, zu befassen. Glenda Gray, die Leiterin des South African Medical Research Council, die die Studie sponsort, ist über das Verhalten des Unternehmens sehr überrascht – immerhin hat die NIAID unter Leitung von Anthony Fauci ganze 1.5 Milliarden US-Dollar für solche Studien an Moderna gegeben: „Dies ist eine Anfrage der US-Regierung an ein Pharmaunternehmen, um bei der Beantwortung einer kritischen Frage zu helfen. Es sieht einfach komisch aus.“
Bei Moderna möchte man sich herausreden, man würde an neuen Impfstoff-Formeln arbeiten, die eine Sequenz gegen die Beta-Variante enthalten. Es wäre besser, diese dann in Afrika zu testen. Gray und andere Leiter der geplanten Studie haben jedoch offengelegt, dass das Unternehmen ihnen gegenüber Bedenken hinsichtlich der Haftung für Impfstoffnebenwirkungen geäußert hat. Auch die erforderliche Personalbeschaffung für die Pharmakovigilanz wurde als Kontra-Argument genannt.
Die Erforschung der Sicherheit der Impfstoffe ist hier ganz offensichtlich zweitrangig. Vielmehr scheint die Sorge vor schlechten Ergebnissen zu überwiegen, weil diese das Impfgeschäft drosseln könnten.
Eine Impfung pro Mutante?
Glenda Gray geht übrigens davon aus, dass Moderna und Pfizer in jedem Fall an neuen Impfstoffformeln arbeiten werden, die gezielt gegen bestimmte Varianten des Corona-Virus wirken sollen. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft nicht gegen jede Variante einzeln geimpft werden soll.