Die Fußballnationalmannschaft Marokkos sorgt für Skandalgesten und wird trotzdem gefeiert, während ihre Fans in Europa Städte verwüsten. Die Palästina-Flagge öffentlich zu zeigen ist okay, jene Großserbien-Fahne im Umkleideraum aber nicht? Ein Sinnbild der Doppelmoral…
Ein Kommentar von Heinz Steiner
Noch nie kam eine Mannschaft aus dem afrikanischen Kontinent bei einer Fußball-Weltmeisterschaft so weit. Auch innerhalb der arabischen und der moslemischen Welt wird das Team um Aboukhlal und Sabiri gefeiert, die nach den Spielen mit erhobenem Zeigefinger – einem Symbol für Allah als einzigen Gott mit dem Islam als globalem Hegemonialanspruch – posieren. Eine Mannschaft, die sich zwar gestern im Halbfinale nach einem Sieg der Franzosen von dem Turnier verabschieden musste, die Erfolge gegen Spanien und Portugal (die von den Moslems weiter als Teil der islamischen Welt betrachtet werden) jedoch für ihre religiöse Mission nutzte. Denn ihre Fans sollen auch zum Islam konvertieren.
Hängt dies vielleicht auch damit zusammen, dass einige der Spieler – darunter eben Aboukhlal und Sabiri – offensichtlich Anhänger des Muslimbruder-Imams Ayoube El-Mansourii sind, der früher in der „Blauen Moschee“ in Amsterdam predigte und dort immer wieder extremistische Gäste beherbergte? Ein Imam, der übrigens auch von den Kataris finanziert wird.
Und dann ist da noch die Präsenz der Palästina-Flagge als politische Stellungnahme gegen Israel. Während man es den europäischen Mannschaften (zurecht) verwehrte, die Weltmeisterschaft mit Regenbogen-Armbinden zu politisieren und das serbische Team wegen einer „nationalistischen Flagge“ (Serbien plus Kosovo) im Ankleideraum (!) eine FIFA-Untersuchung erhielt, können marokkanische Spieler ohne Konsequenzen mit der Palästina-Flagge ein Zeichen setzen. Selbst die renommierte französische Zeitung „Le Monde“ titelte mit „Fußballweltmeisterschaft 2022: Marokko, Stolz der arabischen Welt und Fahnenträger Palästinas“. Wie passt das zusammen?
Gleichzeitig scheint sich kaum jemand daran zu stören, dass viele junge Marokkaner in Ländern wie den Niederlanden, Belgien und Frankreich nach den Spielen durch die Städte marodierten, dort ganze Straßenzüge verwüsteten und sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Aber in den Städten der „Ungläubigen“ kann man das ja machen, oder?