Ohne Rücksicht auf Zivilbevölkerung: Staudamm gesprengt, um Russen zu verlangsamen?

Nahe des ukrainischen Irpin wurde möglicherweise durch ukrainische Kräfte ein Staudamm geflutet oder zerstört. Zahlreiche Ortschaften sollen von den Fluten bedroht sein. Irpin stand in den vergangenen Tagen im Zentrum der Propaganda, bevor die Erzählung auf Bucha umschwenkte. Auch dort wird von einer „Rückeroberung“ geschrieben, obwohl die Ukraine nach Abzug der Russen einfach nachrückte. Die Flutung der Ortschaften wird auch Spuren begangener Kriegsverbrechen beseitigen.

In der Nacht des 4. April veröffentlichte das russische Verteidigungsministerium die Nachricht, ukrainische Truppen hätten den Damm des „Oskol Reservoir“ gesprengt. Mindestens sieben Siedlungen wären in Gefahr, überflutet zu werden. Wenn die Satellitenfotos aus dem Titelbild, welche wir aus Telegram mittels Screenshot abfotografiert haben, echt sind (nachträgliche Ergänzung im letzten Absatz diese Artikels!), dürfte die Zerstörung oder Flutung des Damms tatsächlich stattgefunden haben. Aus der Entfernung lässt sich freilich nicht sagen, wer dafür verantwortlich ist. Die Region soll jedenfalls aktuell unter der Kontrolle des ukrainischen Militärs stehen, eine unabhängige Bestätigung ist für diese Behauptung nicht zu erhalten.

Inzwischen tauchen auch Bilder der Überflutungen auf Twitter auf, Anwohner sprechen von einer Explosion des Staudamms, die Sprengung hätte bereits am 2. April stattgefunden. Dabei ist man geteilter Meinung, wer für die Sprengung verantwortlich wäre. Stellt man die Frage danach, wem so eine Katastrophe am meisten nutzt, dann muss sie klar mit „der Ukraine“ beantwortet werden – denn tatsächlich werden die Truppen des Angreifers Russland dadurch massiv behindert.

Nachdem Russland seine Truppen um den 31. März aus der Region abgezogen hat, was von Westmedien als „Rückeroberung“ und „Niederlage Russlands“ gefeiert wird, ist es eher unwahrscheinlich, dass der Damm durch Russen gesprengt wurde. Diese „Eroberungen“ wurden quer durch die Medienlandschaft gefeiert, weshalb es nicht plausibel ist, dass gerade die Gegend um den Damm nun nicht unter ukrainischer Kontrolle stehen sollte. Berichte über einen Raketenbeschuss gibt es nicht – selbstverständlich könnte Russland eine solche Sprengung jederzeit aus hunderten, wenn nicht tausenden Kilometern Entfernung durchführen.

Tatsächlich dürfte am 31. März bereits eine wichtige Verbindungsstraße gesprengt worden sein. Hier wird das Verschulden von den meisten Kommentatoren den Russen angelastet. Allerdings muss man bei Berichten beider Seiten vorsichtig sein, da kaum jemand in dem Konflikt eine neutrale Position einnimmt – immer muss die andere Seite die alleinige Schuld tragen, während die eigene Seite edel, gut und rein wäre.

Ein serbisches Medium, novosti.rs, berichtete ausführlich über den Sachverhalt, wie er von den dortigen Journalisten wahrgenommen wurde:

Soldaten der ukrainischen Territorialverteidigung vertrieben die Priester aus dem Kloster St. Demetrius in der Region Sumy und verwandelten es in eine Festung.

Im Kloster wurden Raketenwerfer und Haubitzen installiert. Man kann sich den Aufschrei der internationalen Presse jetzt schon vorstellen, wenn Russland das Kloster angreifen sollte.

In der Region Charkiw haben ukrainische Truppen den Damm des Oskol-Stausees gesprengt, wodurch in mehr als sieben Siedlungen Überschwemmungen drohen, und Swjatogorsk ist bereits überflutet, sagte der Leiter des Nationalen Zentrums für Verteidigungskontrolle der Russischen Föderation, Generaloberst Michail Misinzew.

Die Stadt Swjatogorsk im Bezirk Kramatorsk mit mehr als 4.000 Einwohnern wurde bereits überflutet.

Auch in der Region Charkiw legen Angehörige der ukrainischen Streitkräfte Minen entlang der Straßen in nördlicher und östlicher Richtung, fügte der Leiter des Zentrums für nationale Verteidigungskontrolle hinzu.

Ihm zufolge zielen diese kriminellen Aktionen der ukrainischen Truppen darauf ab, die Zivilbevölkerung einzuschüchtern, die unabhängig versucht, in Privatautos und zu Fuß nach Russland zu evakuieren.

Richtigstellung

Nachtrag: Die von uns ursprünglich verwendeten Satellitenbilder sind offenbar schon älter – erstmals aufgetaucht sind sie am 23. März auf Telegram. Es handelt sich um eine Überflutung nahe Kozarovichi bei Kiew. Die Satellitenbilder haben also nichts mit der angeblichen Dammsprengung oder Flutung des Oskol Reservoirs zu tun. Allerdings macht das den Sachverhalt umso schlimmer, denn es belegt, dass es sich bereits um die zweite absichtliche Flutung großer Landstriche im Rahmen dieses Krieges handelt.

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