Dr. Thomas Voshaar ist Lungenfacharzt und Verbandschef der deutschen Lungenkliniken und war am vergangenen Mittwoch ein eher ungewöhnlicher Gast bei „Maischberger“ im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen. Der kritische Mediziner hatte für die Corona-Politik kein positives Wort übrig – da überrascht es wenig, dass Talkshow-Dauergast und Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der für die Diskussion mit Voshaar eigentlich vorgesehen war, sich eilig krankgemeldet hat.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Stattdessen musste der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen – erbitterter Impfpflicht-Befürworter – den Kopf hinhalten (und wusste dabei erwartungsgemäß nicht zu überzeugen). Voshaar argumentierte strikt dagegen, die deutsche Politik daran auszurichten, ob das Personal in den Kliniken „gerade noch entspannt“ ist: Die Auslastung der Stationen sei aufgrund der sehr heterogenen Belegung kein geeigneter Maßstab: Viele Kliniken in Deutschland verlegen auch leicht erkrankte Patienten auf die Intensivstation; die Daten der DIVI sind also nicht differenziert und entsprechend nicht aussagekräftig.
Voshaar betrachtet die Omikron-Variante aufgrund der geringen krankmachenden Wirkung als quasi „vom Himmel geschickt“ und stellt die Frage, worauf Politiker wie Dahmen und Lauterbach eigentlich warten wollen, bevor der Übergang in die Endemie durch vermehrte Infektionen endlich erlaubt wird. Voshaar lässt zwar Dahmens Einwand der Impflücken bei Risikopatienten stehen, weist aber entschieden darauf hin, dass Dahmens Argumentation von einer Immunität für die Spike-Proteine als absolutes Ziel unsinnig, weil unvollständig ist: Nur nach erfolgter Infektion kann eine Immunität entwickelt werden, die sich auch auf andere Domänen des Virus bezieht (und entsprechend viel weniger anfällig für Mutationen im Spike-Protein ist). Auch die Schleimhautimmunität wird von Dahmen konsequent ignoriert – diese wird mit einer Impfung überhaupt nicht erreicht. Die Impfpflicht kritisiert Voshaar aufs Schärfste und wirft der Politik vor, nichts anderes geleistet zu haben, als Druck aufzubauen – ohne die Menschen dabei in irgendeiner Form zu erreichen. Er fragt Dahmen, wo genau er mit der Impfquote eigentlich hinmöchte.
Für den Lungenfacharzt steht außer Frage, dass mit der Verkürzung des Genesenenstatus jeder wissenschaftlichen Grundlage widersprochen wird und dass man hier ergo „seine wissenschaftliche Arbeit nicht gut gemacht“ hat. Leicht süffisant merkt Voshaar an, man käme aber ganz leicht aus dieser Situation heraus: Dahmen, RKI-Chef Wieler und Lauterbach sollten an dieser Stelle doch einfach erklären, dass die „Datenlage“ zum Genesenen-Status sich mittlerweile verändert habe und die Entscheidung entsprechend zurücknehmen, damit das Vertrauen der Bevölkerung nicht noch weiter verloren gehe. Er führt zudem aus, dass den Menschen endlich ein Ausweg aus der „Pandemie“ gezeigt werden müsse: Dieser Weg dürfe nicht von einer „obsessiven Angst getriggert“ sein. Stattdessen muss er nachvollziehbar und von Vernunft geleitet sein.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker musste sich im Verlauf ungewohnt viele kritische Nachfragen von Moderatorin Sandra Maischberger gefallen lassen und ging aus der Diskussion alles andere als siegreich hervor – der Twitter-User „Hartes Geld“ kommentierte etwa: „Lungenfacharzt prügelt grünen #Corona-Stahlhelm durch die #Maischberger-Arena!“
Andere User wünschten sich Thomas Voshaar direkt als neuen Gesundheitsminister.
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