Nun auch Tschad: Frankreichs Ex-Kolonien begehren gegen Paris auf

Bild: Office of the Vice President of the United States, Public domain, via Wikimedia Commons

Nicht nur Burkina Faso, Mali und der Niger stellen sich gegen die Dominanz Frankreichs in der Region. Nun verlangt auch der Tschad den Abzug der französischen Truppen aus seinem Territorium. Für die Franzosen wird es in den ehemaligen afrikanischen Kolonien zusehends ungemütlich.

Lange Zeit stand der Großteil des nordwestlichen Afrikas unter französischer Kontrolle. Selbst nach der Entlassung in die Unabhängigkeit behielt Paris die Zügel – vor allem auf finanzieller und wirtschaftlicher Ebene – in der Hand. Neben dem CFA-Franc (früher an den Französischen Franc, nun an den Euro gebunden) als finanzielles Kontrollinstrument dominieren französische Konzerne auch die Wirtschaft der meisten dieser Länder.

In den meisten der französischen Ex-Kolonien dominierten auch nach der Unabhängigkeit frankophile Eliten, die ihre Kinder auf französische Privatschulen und Universitäten schickten und sich entsprechend arrangierten. Während diese Oberschicht im Luxus schwelgt, gehören die früheren französischen Kolonien in Afrika zumeist gleichzeitig zu den ärmsten Ländern der Welt. Dies führte in den letzten Jahren jedoch zu Gegenreaktionen – und zu Militärputschen gegen diese Eliten.

Nachdem die neuen Regierungen in der Zentralafrikanischen Republik, Mali und Burkina Faso bereits die französischen Truppen aus dem Land jagten, folgen der Niger, Gabun und der Tschad bereits auf dem Fuß. Und besonders interessant: Gerade der Tschad war als Ausweichquartier für die derzeit im Niger stationierten französischen Soldaten ausgesucht worden. Doch nachdem ein französischer Soldat aus nächster Nähe einen tschadischen Soldaten mit mehreren Schüssen tötete, kam es zu Unruhen. Die Regierung des Landes steht nun unter Druck, die französischen Truppen auszuweisen.

Für die Franzosen, die bislang von den billigen Ressourcen aus der Region profitierten, wird es zunehmend schwierig. Vor allem die Chinesen drängen in die Region und bieten sich als „antikolonialistische“ Alternative zu den Europäern (und Amerikanern) an. Auch Moskau versucht, die Beziehungen zu den Ländern in der Region zu verbessern und so den Franzosen das Wasser abzugraben.

Die Afrikaner scheinen ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu versuchen, die letzten Überreste der Kolonialära abzuschütteln. Ob der wachsende chinesische Einfluss dort eine bessere Option ist, sei dahingestellt, doch für die Europäer wird es dort auf jeden Fall ungemütlicher.

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